Valhalla: Thriller (German Edition)
und ihre Leute in Gewahrsam haben, darauf gebe ich dir mein Wort.«
*
Etwa eine halbe Stunde später kamen sie endlich dazu, eine Rast einzulegen. John hatte befohlen, tiefer in die Stadt einzudringen, weil er befürchtete, dass man sie verfolgen könne. Hannah hielt seine Sorge zwar für unbegründet – schließlich musste Primakov sich ja auch erst wieder sortieren –, aber sie wollte John nicht ins Wort fallen. Er war der Anführer dieser Gruppe, und es stand ihr nicht zu, seine Entscheidungen anzuzweifeln.
Sie fanden ein Gebäude, das halbwegs intakt aussah, und bezogen dort Stellung. Eine kurze Stärkung, einmal die Beine ausstrecken, dann ging es besser. John wandte sich Hiroki zu.
»Und, hast du schon etwas herausgefunden?«
»Allerdings.«
Er hatte den kleinen grauen Kasten über eine Schnittstelle mit seinem Notebook verbunden und wertete die Daten aus, die in einer Sturzflut aus Symbolen und Diagrammen über seinen Monitor strömten.
»Willkommen in der Matrix.« Hiroki grinste. »Ich glaube, wir sind gerade auf Gold gestoßen.«
»Könntest du das bitte etwas genauer erklären?«
»Was ihr hier seht, ist ein Gravos-System, eines der weltweit effektivsten internen Netzwerke. Spezialanfertigung für militärische Einrichtungen. Beste Sendeleistung, High End Equipment.«
»So viel zum Thema, EMERCOM sei eine Zivilbehörde«, sagte Ilka grimmig lächelnd. Hiroki nickte. »
Gravos
wurde designed, um an isolierten Orten einen größtmöglichen Informationsaustausch zu gewährleisten. Stimm- und Bildübertragung, Outlook, Skype, Serveranschluss – mit diesem kleinen Terminal habe ich Zugriff auf das gesamte interne Kommunikationssystem. Ich kann praktisch überall hinein: in ihre Datenbanken, ihre Kalenderfunktionen, ihre Archive, einfach alles. Da
Gravos
über
ActiveSync
verfügt, werden die Daten stündlich aktualisiert und sind immer up to date.«
John runzelte die Stirn. »Unverschlüsselt?«
»Natürlich nicht, aber das ist für mich ein Klacks. Vergesst nicht, es ist ein internes System, warum sollten sie da eine aufwendige Sicherheitssoftware implementieren? Ich schätze, dass die Algorithmen relativ leicht zu hacken sein werden.«
»Und was nützt uns das?«, fragte Ilka.
»Was uns das nützt?« Hiroki sah sie an, als stamme sie von einem fremden Planeten. »Wir können hören und sehen, was sie tun. Wir können uns den jeweiligen Aufenthaltsort jedes einzelnen Mitarbeiters anzeigen lassen und wir können herausfinden, was für Schritte sie als Nächstes planen und woran sie gerade forschen.«
Roberto riss die Augen auf. »Du meinst, du hast Zugang zu ihren medizinischen Datenbanken?«
»Ja, rede ich denn Japanisch? Ich spreche von
unbegrenztem
Datenbankzugriff. Unbegrenzt, versteht ihr? Ich kann also auch auf die Rechner zugreifen, in denen die Ergebnisse der Virenexperimente gespeichert werden. Das einzige Problem ist, dass da alles auf Russisch steht, aber ich besitze ein recht gutes Übersetzungsprogramm. Das genügt, um den Inhalt zu erfassen.«
»Das hieße ja, wir könnten endlich genauere Informationen über den Erreger bekommen und herausfinden, womit wir es genau zu tun haben.« Hannah blickte die anderen der Reihe nach an. »Das … das wäre phantastisch.«
»Würden die Informationen eventuell ausreichen, um das Serum künstlich zu synthetisieren?«, erkundigte sich Ilka hoffnungsvoll. »Ich frage nur deshalb, weil wir uns dann vielleicht den Weg in ihre Labors sparen könnten.«
Roberto schüttelte den Kopf. »Das wird nicht reichen, fürchte ich. Wir benötigen das Genom des Urerregers, nur so können die Spezialisten den Gegenwirkstoff herstellen. Ohne eine aktive und lebendige Probe dürfte das unmöglich sein. Allerdings wäre es für die Mediziner eine enorme Hilfe, wenn sie auf die Forschungsunterlagen zurückgreifen könnten, das will ich nicht bestreiten. Aber nur ergänzend, nicht als Ersatz.«
»Schade«, sagte Ilka. Sie sackte zusammen. Roberto rückte näher und legte seinen Arm um sie. Sie ließ ihn gewähren. Hannah hatte sogar den Eindruck, dass sie die Berührung genoss.
»Es gibt allerdings ein kleines Problem«, sagte Hiroki. »Gravos bedient sich einer Zweiwegetechnik. Es dient sowohl als Empfänger wie auch als Sender. Spätestens wenn sie merken, dass eines von den Dingern fehlt, können sie uns darüber aufspüren.«
»Kannst du das Signal unterdrücken?«
Hiroki schüttelte den Kopf. »Zu riskant. Es könnte trotzdem noch etwas
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