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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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schützenden Eiweißhülle umgeben ist. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und sind deshalb auch nicht in der Lage, sich selbst zu vermehren. Ohne eine Wirtszelle haben Viren keine Möglichkeit, ihre lebenswichtigen Funktionen durchzuführen oder sich zu reproduzieren. Streng gesehen, sind sie also keine Lebewesen. Das Problem ist nur, was Sie da angegriffen hat, ist kein normales Virus. Es handelt sich um eine neue Form von Erreger, der in der Fachsprache als Pandoravirus bekanntgeworden ist.«
    »Nie gehört.«
    »Das wundert mich nicht. Über diese Viren ist noch nicht viel bekannt. Sie funktionieren nicht so, wie wir es gewohnt sind. Ich muss Sie bitten, diese Informationen streng vertraulich zu behandeln, denn hier haben wir es mit einem Krankheitserreger zu tun, wie wir ihm noch nie zuvor begegnet sind.«
    »Ich verspreche, dass niemand etwas von mir erfahren wird«, sagte Hannah.
    »Na schön«, Hansen schien zufrieden. »Die Pandoraviren werfen viele Fragen auf, und die Antworten könnten alte Denksysteme völlig über den Haufen werfen. Das Erbgut dieser Erreger unterscheidet sich zu 93 Prozent von dem herkömmlicher Viren. Ein Pandoravirus besitzt über 2000 neue Gene; sie codieren Proteine und Enzyme, die unbekannte Dinge tun und an unbekannten Stoffwechselwegen teilnehmen. Eine Zuordnung nach dem alten System ist bei ihnen unmöglich. Die Forscher, die sie entdeckt haben, hätten damit nicht nur eine neue Virusfamilie gefunden – sondern gleich eine ganz neue Kategorie irdischen Lebens. Leben, das möglicherweise von einer bisher unbekannten Urzeitzelle abstammt. Und nicht nur das: Verglichen mit normalen Viren sind Pandoras riesig. Etwa so groß wie ein Bakterium, weshalb man sie auch erst so spät entdeckt hat. Normalerweise leben sie nur in Amöben, doch in Ihrem Fall scheint sich das geändert zu haben.«
    »Sie wissen vermutlich, was man in der griechischen Mythologie über die Büchse der Pandora sagt?«, fragte Christensen.
    Hannah runzelte die Stirn. »Dass sie alle Krankheiten und alles Unheil in die Welt entlassen hat?«
    »Genau. Im Nachhinein könnte sich die Namensgebung damit als trefflicher erweisen, als uns das lieb sein kann. Das Schlimme an dem Virus ist nämlich, dass es sich, sobald es seine unheilvolle Tätigkeit verrichtet hat, in nichts auflöst. Als hätte es eine Art von eingebautem Selbstzerstörungsknopf. Was wir beobachten konnten, ist nur das Werk, nicht der Täter. Wir können natürlich Rückschüsse ziehen, aber um beispielsweise ein Serum zu entwickeln, bräuchten wir den Urerreger. Und den haben wir nicht.«
    »Das ist doch unmöglich …«
    »Leider doch. Sehen Sie, was Sie so schwer erkranken ließ – und was die anderen umgebracht hat –, war etwas, das den Körperzellen befohlen hat, sich zu verändern. Sich genetisch umzuprogrammieren, wenn Sie so wollen. Es fängt mit den Organen an und geht dann auf die Muskulatur und schließlich auf das Gehirn über. Sie müssen sich das Ganze wie in der heute gebräuchlichen Gentherapie vorstellen. Dort werden Nukleinsäuren wie DNA oder RNA in die Körperzellen eines Individuums eingefügt, um bestimmte Krankheiten zu behandeln. Klassischerweise wird dabei so vorgegangen, dass ein intaktes Gen in das Genom der Zielzelle eingefügt wird, um das defekte Gen – das die Krankheit bewirkt hat – zu ersetzen. Für diesen Vorgang, der in der Medizin
Transduktion
genannt wird, werden Viren als Transportmedium verwendet. Auch in Ihrem Fall scheinen wir es mit einem solchen Boten zu tun zu haben. Nur dass es sich hier nicht um ein kleines kontrolliertes Experiment handelt, sondern um eine handfeste Seuche. Um mal einen Vergleich zu bringen: Es könnte sich um etwas handeln, das einem Computerwurm ähnelt.
    Ein Computervirus verbreitet sich, indem es sich entweder in den Bootbereich eines Datenträgers oder in andere Dateien einbettet. Durch Interaktion des Benutzers, der eine infizierte Datei öffnet, gelangt der Virencode zur Ausführung. Er wird durch Mithilfe des Anwenders verbreitet.
    Ein Wurm hingegen nutzt eine bestehende Infrastruktur, um sich automatisiert auf andere Systeme zu kopieren. Er befällt also nicht nur einzelne Zellen, sondern ganze Körperregionen. Um bei dem Beispiel zu bleiben, könnte der Wurm sich selbst an alle von einem E-Mail-Programm verwalteten E-Mail-Adressen verschicken und gelangt so auf weitere Systeme, ohne dass der Anwender selbst aktiv werden müsste. Dabei nutzt der Wurm gerne die

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