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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Bohrturm aussah. Hannah kniff die Augen zusammen. In ihr regte sich eine dunkle Erinnerung. Dieser Turm. Irgendetwas war mit dem Turm, das fühlte sie. Doch sosehr sie sich auch anstrengte, sie konnte die Informationen nicht abrufen.
    John und Stromberg blickten sie aufmerksam an.
    »Nichts, leider«, sagte sie. »Ich fühle, dass da etwas ist, tief verschüttet, in irgendwelchen Gehirnwindungen. Vielleicht kommt es ja noch. Mach mal weiter.«
    »Dieser Turm trägt eine Hebevorrichtung, eine Art Aufzug. Wir mussten erst mal die Abdeckung beiseiteschaffen, um an die Gondel zu kommen. Hier siehst du, wie die Soldaten den Schnee wegschaufeln. Die Elektrik funktionierte zum Glück noch, so dass wir die Gondel benutzen konnten. Aber bereits an der Oberfläche wurden wir uns der Tatsache bewusst, dass unsere Befürchtungen keineswegs unbegründet waren. Die Wohncontainer waren allesamt leer, und wir sahen auch sonst keine lebende Seele. Uns wurde klar, dass das Lager aufgrund des Sturms geräumt worden war. Die Bodencrew war ganz offensichtlich zu den Wissenschaftlern nach unten gezogen und hatte das obere Lager wetterfest gemacht. Die interne Kommunikationsanlage funktionierte zwar noch, aber wir bekamen keine Antwort. Das andere Ende der Leitung war tot. Es half also nichts, wir mussten selbst hinunter. Wir ließen einen Mann bei den Hovercrafts zurück und begaben uns in den Aufzug.« Er startete die nächste Filmdatei.
    »Hier fahren wir mit dem Aufzug nach unten. Die Lichter sind alle an, das heißt, die Generatoren funktionierten noch und beleuchteten das gesamte Areal. Kommt dir der Anblick bekannt vor?«
    Hannah war unfähig zu antworten. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. Das durfte doch nicht wahr sein. Die Stadt existierte ja wirklich. Genau wie Stromberg es prophezeit hatte. Hyperborea? Die gewaltige Höhle, die Mauerreste, die teilweise noch vollständig erhaltenen Gebäude – es war wie ein Traum und doch so real. Als würde man versuchen, einen verschütteten Traum zu rekonstruieren und dabei ständig gegen eine Wand laufen. Außer einigen Erinnerungsfragmenten war da nichts. Nur dieses unbestimmte Gefühl, dass dort ganz viel verschüttet lag und dass sie nur den einen, entscheidenden Hinweis benötigte, um das gesamte Gedankengebäude wieder zusammenzusetzen.
    »Und?« John blickte ihr in die Augen. »Erinnerst du dich?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist seltsam«, sagte sie. »Es ist, als stünde ich vor einer Tür. Ich habe das Gefühl, ich benötige nur den Schlüssel, um sie zu öffnen. Es ist unheimlich, wie vertraut mir das alles ist.«
    »Unheimlich ist das richtige Stichwort«, sagte John. »Man kann es bei der schlechten Auflösung kaum erkennen, aber die dunklen Flecken dort unten sind Tote. Wir wussten das zuerst nicht und dachten, das seien achtlos verstreute Gepäckstücke. Bis wir näher kamen. Da wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar.« Er hielt das Bild an und wandte sich ihr zu.
    »Hannah, die nächsten Aufnahmen sind nichts für schwache Nerven. Ich bitte dich inständig: Schau sie dir nicht an. Dass die Leute tot sind, weißt du ohnehin, warum dich also mit Einzelheiten quälen?«
    »Lass weiterlaufen«, sagte Hannah. »Ich muss wissen, was dort unten geschehen ist. Ich muss es fühlen,
erfahren
. Ich brauche den Schlüssel, ansonsten werde ich die Tür nie öffnen können.«
    John wirkte unglücklich. Er kannte Hannah gut genug, um zu wissen, dass er mit ihr nicht darüber zu diskutieren brauchte. Wenn sie sich einmal zu etwas entschlossen hatte, war sie durch nichts wieder davon abzubringen.
    »Wie du willst«, sagte er seufzend. »Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Er drückte die Taste, und der Film lief weiter.
    Die Einzelheiten waren jetzt besser zu erkennen. Dort, wo die Ruinen begannen, hatte man eine Art Camp errichtet. Etliche Zelte, ein paar Liegen, eine provisorische Kochstelle sowie einige Tische, die offenbar Studienzwecken dienten. Quer über das ganze Areal waren die Körper der Forscher verstreut, die meisten in unnatürlichen und verdrehten Posen erstarrt. Manche glichen Puppen, die jemand achtlos in die Ecke geworfen hatte, andere waren in eine Art Embryonalstellung gefallen, wieder andere lagen stocksteif am Boden, hatten ihre Arme auf den Rücken gedreht oder waren mit in den Haaren verkrallten Händen zu Boden gestürzt. Offenbar waren sie unter schrecklichen Krämpfen gestorben. Viele

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