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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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und sich selbst die Schuld für alles gaben.
    Aber nicht mit ihr.
    Sie würde sich diesen Schuh nicht anziehen. Eher würde sie den ganzen Laden hinschmeißen.
    »Per favore, signori. Si calmi.« Zwischen die wütenden Schreie der Wanderer mischte sich nun die Stimme ihres Chefs, der versuchte, die Wogen zu glätten. Mit mäßigem Erfolg, wie Ilka feststellte.
    »Rivogliamo i nostri soldi.«
    »D’accordo.«
    Ilka seufzte. War ja klar, dass Helmuth einknicken würde. Das tat er immer, wenn es hart auf hart ging. Einmal in ihrem Leben wünschte sie sich, dass er die Eier hätte, sich schützend vor sie und seine anderen Mitarbeiter zu stellen. Einmal im Leben Zivilcourage beweisen, war das etwa zu viel verlangt? Aber wie es klang, würde es darauf hinauslaufen, dass die Typen ihr Geld wiederbekamen und im Gegenzug auf eine Anzeige verzichteten. Kopf einziehen und Maul halten, das war Helmuths Devise. Schöne Scheiße!
    Was tat sie nur hier? Forschen wollte sie, das Schwinden der Alpengletscher untersuchen und weiter an ihrer Dissertation arbeiten. Stattdessen hatte die Universität sie abkommandiert, um am Theodulgletscher nach Eisspalten zu suchen und sie zuschütten zu lassen, damit Skifahrer, die der Meinung waren, sie müssten unbedingt die ausgewiesenen Pisten verlassen und durch Tiefschnee pflügen, sich auch ja kein Haar krümmten. Dabei hätte diesen Job auch jemand mit weitaus geringerer Qualifikation problemlos bewältigen können. Ilka war eine erfahrene Glaziologin und darüber hinaus eine ausgezeichnete Bergsteigerin. Ihr einen solchen Job aufs Auge zu drücken, das war, als würde man einen Formel-1-Piloten bitten, den Rasen hinterm Haus zu mähen. Und dann noch diese Gruppenführungen. Auf der Suche nach Eisrissen hatte sie wenigstens nebenher ihre Forschungen weiterführen können, als Touristenanimateurin funktionierte nicht mal das. Gewiss, die meisten Wanderer benahmen sich anständig und zeigten Interesse für die Geschichte der Alpen und ihrer Gletscher. Es gab aber auch die andere Sorte. Die, der es nur darum ging, dem Skizirkus für einen Tag den Rücken zu kehren, um dafür an einer anderen Stelle Halligalli zu machen. Ignorante Pudelmützenträger, die schon morgens den ersten Obstler kippten, in dem Glauben, die Welt sei in nüchternem Zustand nicht zu ertragen. So wie diese Italiener, die gerade palavernd und gestikulierend die Berghütte verließen. Der mit der Verletzung, dessen gestauchter Arm inzwischen in einer Schlinge hing, ließ sich, kaum dass er Ilka bemerkt hatte, hinter den anderen zurückfallen, spuckte auf den Boden und warf ihr ein paar wenig schmeichelhafte Worte zu. Ilka richtete sich auf, um ihm in dänischer Muttersprache die Meinung zu geigen, doch in diesem Moment ging die Tür auf, und Helmuths Kopf erschien. »Komm rein, Ilka, ich habe mit dir zu reden.«
    Einen Moment lang war sie hin- und hergerissen, entschied sich dann aber für den Weg der Vernunft. Mit Kunden zu streiten brachte nichts, tat es nie. Als die Italiener sahen, dass sie klein beigeben würde, grinsten sie hämisch, klopften sich gegenseitig auf die Schultern und machten sich auf den Weg zur Seilbahnstation.
    »Setz dich. Mach es dir bequem.«
    »Ich würde lieber stehen, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Auch recht.« Helmuth schloss die Tür und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Die Sorgenfalten auf seiner Stirn waren so tief wie der Grand Canyon.
    »Was soll ich nur mit dir machen, Ilka? Jede Woche eine Überraschung. Das Leben mit dir gleicht einer Wundertüte: Man weiß nie, was man bekommt.«
    »Das soll ja angeblich jung halten«, sagte sie, nicht ohne Sarkasmus.
    »Im Gegenteil. Ich bekomme schon graue Haare wegen dir. Hier, siehst du? Die Typen haben ihr Geld zurückverlangt, ich habe es ihnen gegeben. Jetzt muss ich den Vorfall an die Versicherung weiterleiten, das kostet mich mindestens wieder einen Tag.«
    »Selber schuld«, sagte Ilka. »Ich hätte den Kerlen keinen Rappen bezahlt. Sie haben sich nicht an die Regeln gehalten.«
    »Das sagst
du
. Aber ich habe hier vier Zeugen, die etwas anderes behaupten. Wem, meinst du, würde der Richter glauben?«
    »In einem Prozess wären sie damit nicht durchgekommen. Der Richter hätte schnell festgestellt, dass sie nur Scheiße labern. Man darf solchen Typen ihre Unverschämtheiten nicht durchgehen lassen. Wenn es nach mir gegangen wäre …«
    »Es geht aber nicht nach dir. Ich habe hier ein Unternehmen zu führen. Wir sind auf das Geld der

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