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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Touristen angewiesen. Wenn sich herumspricht, dass unsere Gletschertouren nicht sicher sind, verlieren wir die Aufträge der Fremdenverkehrsbüros unten in der Stadt und damit Tausende von Franken. Das können wir uns nicht leisten.«
    Ilka schnaubte verächtlich. Totschlagargumente, weiter nichts. »Der Typ kann froh sein, dass er noch am Leben ist«, sagte sie. »Wenn ich nicht gewesen wäre, läge er jetzt immer noch auf dem Eisvorsprung und würde mit den Zähnen klappern. Ich habe bei der Rettungsaktion meinen Hals riskiert, wer bezahlt mir das?«
    »Was genau ist denn passiert?«
    »Sie haben den Pfad verlassen, das ist passiert. Wollten unbedingt an die Abbruchkante und Fotos für ihre Familien daheim schießen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie das lassen sollen und dass die Bruchzone überall mit Rissen durchzogen ist, aber du hast die Kerle ja gesehen. Denen sprang die Dummheit doch förmlich unter den Augenwülsten hervor. Typische Berlusconi-Wähler. Ist dir übrigens aufgefallen, dass die besoffen waren? Haben die ganze Zeit den Flachmann kreisen lassen. Na ja …« Sie zuckte die Schultern.
    »Und dann?«
    »Es passierte, was passieren musste. Die Schneedecke war so dicht, dass man die Spalten nicht sehen konnte. Ich rief ihnen noch zu, sie sollen gefälligst zurückkommen, doch da war es schon passiert: Der kleine Dicke stürzte hinein. Verschwand einfach, als habe ein Zauberer ihn in seinem magischen Zylinder verschwinden lassen. Es gab einen Ruck, und wir wurden alle nach vorne gerissen. Es gelang mir gerade noch, einen Sicherungsanker ins Eis zu schlagen, sonst hätte der Fettwanst uns vielleicht alle noch ins Unglück gestürzt. Die Herren lagen auf dem Rücken und zappelten wie die Käfer, aber immerhin waren sie endlich mal still. Ganz bleich waren sie geworden. Offenbar hatten sie endlich kapiert, worum es ging. Ich gab ihnen Anweisungen, vorsichtig rückwärtszukriechen und meinen Anker als Treffpunkt zu benutzen, wobei ich zur Sicherheit zwei weitere Haken ins Eis schlug. Dann zog ich das Seil straff und robbte nach vorne an den Spalt. Der Typ hockte fünf Meter unter mir auf einem Vorsprung und blickte wie ein verschüchtertes Kaninchen zu mir herauf. Er war so durch den Wind, dass er sein Halteseil abgenommen hatte. Es baumelte zwei Meter über seinem Kopf durch die Luft.«
    »Nein.«
    »Und ob. Der Sims, auf dem er stand, war knapp einen Meter breit; daneben ging es hinab in die Tiefe. Ich rufe also zu ihm runter und frage, ob alles in Ordnung sei und ob er sich verletzt habe, doch er antwortet nicht. Steht einfach nur da und glotzt. Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Ich weiß, dass ich jetzt schnell sein muss, wenn ich Schlimmeres verhindern will. Ich fordere also den Hubschrauber an, mache das Halteseil an meinem Gurt fest und schärfe den anderen Spacken ein, zu ziehen, wenn ich das Signal gebe. Dann runter in die Tiefe und den Typen raufgeholt. Na ja, den Rest kennst du ja. Eine kleine Quetschung am Brustkorb und eine mittelschwere Dislokation des rechten Schultergelenks. Nichts, was nicht in ein paar Wochen wieder in Ordnung kommt. Ich fürchte allerdings, um den Charakter dieser Vögel ist es nicht so gut bestellt. Aber das soll nicht meine Sorge sein.«
    Sie hörte den Hubschrauber übers Haus fliegen und jenseits des Parkplatzes auf der Wiese niedergehen. Durchs Fenster konnte sie sehen, wie der Schnee aufgewirbelt wurde und die Sicht verdeckte.
    Helmuth blickte betrübt auf das leere Stück Papier vor seiner Nase und machte sich ein paar Notizen. Ilka tippte auf den Schadensbericht für die Versicherung. Bergrettungseinsätze waren nun mal nicht billig. »Er sagt, du hättest sie absichtlich in gefährliches Gebiet geführt.«
    Ilka runzelte die Stirn. »Das ist Blödsinn, warum sollte ich so etwas tun? Hast du nicht zugehört, was ich dir erzählt habe? Die Jungs waren betrunken. Sie haben alle meine Warnung in den Wind geschlagen und ihr eigenes Ding gemacht.«
    »Wenn sie betrunken waren, hättest du sie erst gar nicht hinaufführen dürfen. Die Männer unterstanden deiner Verantwortung.«
    »Du schlägst vor, ich hätte mich weigern sollen?« Sie lachte scharf auf. »Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich genau das getan habe, vor einem Jahr, und dass du mir hinterher den Kopf gewaschen hast. Von wegen, ich würde der Einrichtung Schaden zufügen, unser Ruf stände auf dem Spiel, ich solle nicht so ein verdammter Erbsenzähler sein und so weiter und so fort. Erinnerst

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