Vali
nahm zwei Stufen auf einmal, auf seinem Weg nach oben.
Sein Quartier wenige Minuten später erreichend griff er sich den Kasten, als es an seiner Tür klopfte.
Er ließ den Kasten wieder unter dem Bett, und das Medaillon in seiner Hosentasche verschwinden. „Ja.“ Der eifrige Diener seiner Göttlichkeit, stand in der Tür und verlangte Jonahs Anwesenheit, wenn der Meister die Frau verhörte.
Jonah fluchte innerlich, aber folgte umgehend dem Ruf seines Meisters. Lucius ließ man nicht warten. Niemals!
Lucius wartete vor seinem Altar, während die Frau zusammengekauert in einer Ecke des Raumes saß.
Nach allem was Jonah sehen konnte, hatte Lucius noch nicht mit ihr angefangen, denn weder blutete sie noch fehlten irgendwelche Körperteile. Das fehlen eines durchdringenden Geruchs von verbranntem Fleisch war ein weiteres Indiz, dass Sarah Meinhard noch keine nähere Bekanntschaft mit Lucius geschlossen hatte.
Das würde sich unweigerlich bald ändern, und dann lag es an ihr, ob sie schnell sterben würde oder langsam.
Lucius drehte sich ihm zu, sein Blick brannte auf Jonahs Gesicht. „Was hattest du denn so Wichtiges zu tun, dass du es nicht für notwendig hälst mir unverzüglich Bericht zu erstatten.“ Jedes Wort war wie eine scharfe Klinge.
„Mein Meister, ich wollte sicherstellen, das all eure Anweisungen zu eurer Zufriedenheit ausgeführt wurden.“
Demütig senkte er den Kopf, und empfand dabei alles andere als Demut.
„Glaubst du wirklich dieses Loch“ Lucius gestikulierte mit den Armen, „würde noch stehen wenn es nicht so wäre?“
„Nein. Meister.“
„Bring sie näher.“ Mit diesen Worten drehte er sich wieder zu seinem Altar.
Als der Mann, den sie als Valis Angreifer erkannte auf sie zu trat, stand sie auf und sah ihm direkt in die Augen.
Vali musste tot, oder zumindest schwer verletzt sein, denn dieser Typ schien nicht allzu viel abbekommen zu haben bei dem Kampf. Sarah war paralysiert. Sie starrte auf den großen Kerl, den alle Meister nannten, wie er in seinem Umhang durch die Gegend turnte, als wäre er der Allmächtige persönlich.
Vielleicht war er es, es spielte keine Rolle. Nichts spielte mehr eine Rolle. Sollte dieser Kerl sie ruhig aussaugen und zu den anderen Leichen werfen die er bereits massakriert hatte. Es war ihr egal, was mit ihr geschah. Mit Esther war ein Teil ihrer Seele gestorben, und Vali hatte den Rest mit sich genommen.
Was konnte ihr denn noch passieren? Das Leben hatte ihr alles genommen was ihr wichtig gewesen war, sollte es den Rest auch holen.
Jonah hob die Augenbraue, aber sagte nichts als er ihr mit einer Bewegung seines Arms bedeutete näher zu seinem Meister zu gehen. Sie schob ihr Kinn vor, drückte den Rücken durch und ging zielstrebig auf den Mann zu.
Er musste mindestens 1,90m groß sein, aber im Gegensatz zu Vali und den anderen, war er eher schmal gebaut. Aber fehlende Muskelberge waren nicht gleichbedeutend mit Mangel an Kraft, dass hatte sie gesehen, als er die Wachleute mit Leichtigkeit erledigt hatte.
Hätte man ihm den Umhang gegen einen Businessanzug getauscht wäre er als glatt als schmieriger Geschäftsmann durchgegangen, dachte Sarah.
Die nach hinten gegelten hellen Haare, und die Art wie er seine Hände mit den langen Fingern bewegte, erinnerten sie an einen Anwalt bei einem Plädoyer. Er mochte kein Krieger sein, aber er strahlte mit jeder Zelle unterschwellig Gefahr aus. Die Art wie er sie jetzt musterte als er langsam um sie herum trat, hätte sie normalerweise mehr als nur nervös gemacht, aber nicht heute. Sie stand ihre Frau, und nicht nur weil sie keine andere Wahl hatte, sie hatte nichts mehr zu verlieren und die Erkenntnis war genauso verletzend, wie sie ihr Mut gab.
„Sarah Meinhard.“ Die Stimme war tief und voll, aber anstelle einer angenehmen Resonanz, stellten sich Sarahs Nackenhaare, als hätte jemand mit Fingernägeln über eine Tafel gekratzt. Er beendete seine Inspektion und sein Blick zeigte so etwas wie Zustimmung, als er weiter über die Tafel kratzte: “Ich muss schon sagen, Vali hat Geschmack was die Auswahl seiner Konkubinen betrifft. Unter anderen Umständen wäre ich nicht abgeneigt dich in meinem Harem aufzunehmen, aber andererseits gebe ich mich nicht mit den Resten zufrieden die ein anderer übrig lässt.“
In Sarah rannten neue Emotionen gegen die Mauern der Taubheit an, die sie umschlossen hatten. Dennoch schwieg sie, und beließ es bei einem Blick aus blankem Eis, denn sie ihm
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