Vali
etwas anderes denken.“
„Das ist unfair.“ Sarah war gerade sehr froh, dass es so dunkel war, dann konnte er wenigstens nicht sehen, wie sie rot anlief. Es war ihr mehr als peinlich so ertappt zu werden. “Du solltest wirklich damit aufhören, meine Gedanken zu lesen.“ Etwas Warmes stupste sie in die Seite, und sie spürte einen dichten Pelz unter ihrer linken Hand. „Was ist jetzt mit der Taschenlampe? Oder machst du hier das Glühwürmchen?“, sie wollte jetzt wirklich losgehen, bevor das Ganze vielleicht noch peinlicher wurde.
Der Wolf schnaubte vernehmlich, und trabte dann davon. Wieder war das Rascheln von Leder zu hören, und dann zerschnitt ein greller Lichtkegel die Dunkelheit. Jetzt wo Sarah wieder etwas sehen konnte, fiel es ihr nicht schwer sich zu orientieren. Zu oft war sie mit Malachi hier oben gewesen. Wortlos schnappte sie sich die Taschenlampe von Vali, und übernahm die Führung. Vom Parkplatz aus ging es quer über einen geteerten Feldweg zu einem Drehkreuz im Zaun. Der Zaun war weiträumig um das ganze Gelände gespannt, und sollte verhindern, dass die Kühe, die hier oben für die Beweidung zuständig waren, flüchteten.
“Ich hoffe Thore ist noch satt.“ Sagte Sarah im Hinblick auf das Weidevieh. Während Vali neben ihr her ging, hatte sie den Sichtkontakt zu Thore schon lange verloren.
“Er ist zum Jagen viel zu bequem geworden.“, sagte Vali, und aus einiger Entfernung ertönte ein leises Knurren, als Antwort. Sarah hielt direkt auf die Felsenformation zu. „Das sind die Helfensteine.“, erklärte sie ihm. „Hier hat Malachi oft gesessen, und den weiten Ausblick genossen.“
Hier war es auch wo sie gefunden worden waren, dachte Vali, aber er sagte nichts.
Vali konnte sich den Ältesten gut dabei vorstellen, wie er stundenlang auf so einem Stein saß, und über denn Sinn des Lebens philosophierte.
Laut Tomasz Bericht, hatte der Angreifer sich von Hinten genähert, und dass genau war der Grund, warum sich Thore in einen Wolf verwandelt hatte. Das Gelände war unübersichtlich und wie für einen Hinterhalt geschaffen, wenn man die Senken, und die sich erhebenden Steinformationen, zu nutzen wusste.
Vor der Anhöhe die sie erklimmen mussten, um die Helfensteine zu erreichen, blieb Sarah plötzlich stehen.
“Was ist?“, Vali war genau hinter ihr.
„Ich weiß auch nicht, aber irgendwie scheint die Gewalt, die Energie dieses Ortes verändert zu haben.“, sagte Sarah nachdenklich.
„Was meinst du damit?“, fragte Vali, und rückte noch ein bisschen näher an sie heran. Auch wenn es mitten in der Nacht war, und sie bestimmt die einzigen Besucher hier oben waren, widerstrebte ihm der Gedanke, hier länger als nötig rumzulaufen.
„Dieser Ort verfügt über eine sehr alte Energie, von all den Menschen die ihn besucht und hier gelebt haben ist ein kleines Stück zurückgeblieben, quasi ein Fingerabdruck in der Aura dieses Ortes.“ Es war schwierig zu erklären wie es sich genau anfühlte, und das lag nicht nur daran, dass Sarah es das erste Mal überhaupt versuchte etwas zu erklären, für das es eigentlich keine Erklärung gab.
„Jeder von uns hinterlässt seine Spur, und die ist gefärbt von Empfindungen, und dem allgemeinen körperlichen Zustand. Wenn ein Mensch ermordet wird, dann ist das ein sehr grausames Ende. Die Seele wird aus dem Körper gerissen. Das beeinflusst sowohl die Aura, als auch die Umgebung. Hier sind schon sehr viele Menschen gestorben, aber es ist auch schon sehr lange her, deswegen ist die Signatur nicht mehr so stark. Malachis Tod hat die Energie hier allerdings erst vor kurzem empfindlich gestört. Alles ist mit einem Schleier überzogen, und strahlt nicht mehr so deutlich wie vorher.“
Vali versuchte die Energieschwankung nachzuspüren, aber für ihn gab es in der Stärke der Strahlung keinen Unterschied.
Offensichtlich konnte Sarah einen anderen Aspekt der Energiestrahlung erfassen. Ihre Gabe war wirklich außergewöhnlich, und es würde lange dauern um alle Facetten zu entdecken.
„Lass uns weitergehen, und achte darauf, ob du noch mehr Veränderungen spüren kannst.“, sagte er dicht an ihrem Ohr, bevor er sie leicht anschubste, um sie zum Weitergehen zu bewegen.
Sarah stieg weiter bergan, und je näher sie dem Platz des Todes kam, umso mehr hatte sie das Gefühl auf eine unsichtbare Wand zuzulaufen.
Dann hatte sie denn Punkt erreicht, an dem die Mauer so dicht wurde, dass sie wieder stehen bleiben musste.
„Hier war es, nicht
Weitere Kostenlose Bücher