Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
können.«
    Jetzt war Ragnar wieder auf den Beinen. »Wer sonst hat so eine absonderliche Statur wie du?«, keifte er. »Dafür brauche ich dein Gesicht nicht zu sehen! Dein Zwergwuchs genügt schon und den habe ich im Flammenschein erkannt.«
    Hal zuckte die Achseln. »Der Betreffende stand tief unter deinem Fenster. Kein Wunder, dass er dir zwergenhaft klein vorkam.«
    »Aber nicht derart zwergenhaft! Du warst es!«
    »Ach ja? Ich möchte die Anwesenden daran erinnern, dass diese Anschuldigung zum allerersten Mal vorgebracht wird. Ich behaupte, dass es sich um eine reine Erfindung handelt, entstanden aus dem Hass auf unser Haus. Man darf nicht vergessen, dass mir Ragnar bei unserer letzten Begegnung mit dem Stiefel die Luft abgedrückt hat.«
    Ragnar lachte schrill auf. »Stimmt! Dein Gestank klebt immer noch an der Sohle.«
    »Braucht es da noch weiterer Beweise? Warum hackst du andauernd auf mir herum, Ragnar? Beschuldige doch lieber jemanden, der so aussieht, dass man ihm ein solches Verbrechen auch zutraut. Deinen Vater, zum Beispiel.«
    Ragnar schnappte vernehmlich nach Luft. Er hatte ohnehin eine blasse Gesichtsfarbe, aber jetzt wurde er geradezu leichenblass. Auch Hord sprang wie angestochen von seinem Stuhl auf. Die Adern an seinen Schläfen traten dick hervor.
    Helga blaffte: »Setz dich hin, Hord! In dieser Halle benehmen wir uns gesittet! Und du zügle gefälligst deine Zunge, Hal Svensson!«
    Hal verbeugte sich. »Entschuldigung. Es ist wohl mit mir durchgegangen, eine schlechte Angewohnheit. Aber wenigstens ersteche ich bei solchen Gelegenheiten nicht gleich jemanden, wie der gute Hord da drüben.« Wieder sprang Hord auf und schwang die Pranken wie ein Bär, aber Hal brachte sich mit ein paar flinken Schritten in Sicherheit. »Warum erstichst du mich nicht auch?«, rief er. »Hol dir ein paar Freunde zu Hilfe, die mich festhalten. Aber halt... bin ich dann auch wirklich völlig wehrlos? Binde dein Messer lieber an eine lange Stange, dann kannst du mich vom Nebenraum aus erstechen und läufst keine Gefahr, selbst etwas abzubekommen!«
    Noch während er die Worte ausstieß, wusste er, dass er zu weit gegangen war. An Hords Hals traten die Sehnen dick hervor, sein Gesicht lief dunkelrot an, seine Augen wurden glasig. Mit geballter, zum Schlag erhobener Faust stürzte er auf Hal zu, der sich schnell wegduckte, nur um gegen seinen Stuhl zu stoßen und auf seine Mutter zu plumpsen.
    Hord stand mit erhobener Faust über den beiden. Astrid kreischte, Hal streckte in dem nutzlosen Versuch, sich und seine Mutter zu schützen, eine Hand in die Höhe …
    Etwas sauste durch die Luft. Hords Kopf flog in den Nacken, als hätte ihn ein Hammer am Kinn getroffen. Er schwankte, schaute benommen um sich, kippte aber nicht ganz um.
    Leif ließ die Faust wieder sinken, rieb sich die Knöchel und sagte: »Und darum ist es eine gute Idee, sich einen Bart wachsen zu lassen. Sonst hat man keine Polsterung.«
    Einen Augenblick lang war es totenstill – dann brach ein noch größerer Tumult los.
    Etliche Schiedsleute zeterten in den verschiedensten Tonlagen drauflos, die Zuschauer stießen Entsetzensschreie aus.Von beiden Seiten kamen die Begleiter der Svenssons und der Hakonssons angestürmt, manche sprangen über die Stühle, andere stießen sie in der Eile um. Die Diener der Rurikssons kamen genauso stürmisch angerannt, und mitten in der Halle entstand ein wüstes Gerangel, als die Männer aneinandergerieten, sich an den Bärten zogen und hemmungslos um sich traten, boxten und bissen.
    Hal kam wieder auf die Beine und wollte seine Mutter von ihrem Stuhl hochziehen. Da tauchte hinter dem schwankenden Hord mit starrem Blick und offen stehendem Mund Ragnar auf und schlang den Arm um Hals Nacken.
    Auf der Ratstribüne stand Helga auf Zehenspitzen und brüllte Anweisungen, die inzwischen nicht mehr zu verstehen waren. Etliche andere Schiedsleute rannten an ihr vorbei, unter ihnen auch die alte Gestsson, die verblüffend gelenkig, wenn auch nicht besonders treffsicher mit ihrem Stock um sich hieb.
    Hord rieb sich das Kinn, sein Blick war wieder klar. Er richtete sich zu voller Größe auf, sah sich um – und wurde von der Alten mit einem Stockhieb zwischen die Schulterblätter in die Knie gezwungen.
    Hal bäumte sich auf. Ragnar drückte ihm immer noch die Luft ab. Hal schlug um sich und fuhr die Ellbogen aus, aber es half alles nichts.
    Da ging Astrid auf Ragnar los und zerkratzte ihm das Gesicht, bis ihm das Blut über die

Weitere Kostenlose Bücher