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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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neue Situation. So etwas war bisher noch nicht vorgekommen. Seit der ersten Zeit nach der Schlacht am Troldfelsen, als die Anhänger der Helden noch etliche ältere Streitigkeiten miteinander austrugen, war jedes Haus den Gesetzen des Tales gefolgt. Die Meinungen darüber, was nun zu tun war, gingen auseinander. Ein, zwei eher kriegerische Schiedsleute (darunter auch die alte Gestsson) wollten einen Straffeldzug gegen Hord und seine Familie durchführen. Andere wiesen darauf hin, dass niemand mehr Schwerter besaß und man auf diese Weise den Frieden, dessen sich das Tal nun schon so lange erfreute, nur gefährden würde. Die meisten waren der Ansicht, dass Hord seine unbedachten Worte ohnehin bald bereuen und wieder zurücknehmen würde. Um dem ein wenig nachzuhelfen, sollte erst einmal jeder den Handel mit den Hakonssons einstellen.
    »Es fängt bestimmt bald an zu schneien«, meinte die Oberschiedsherrin Helga. »Dann kühlt auch Hords Übermut ab. Er hat den ganzen Winter Zeit, über seine Unbeherrschtheit nachzudenken, und im Frühjahr setzen wir uns noch einmal mit ihm in Verbindung. Und dann bekommt ihr sicherlich auch das euch zugesprochene Land, Astrid.«
    »Na hoffentlich«, erwiderte Hals Mutter. »Was aber, wenn Hord seine Drohungen wahr macht? Wenn er uns tatsächlich überfällt?«
    »Das würde er nicht im Traum wagen! Denk doch nur an die Bußen, die wir über ihn verhängen würden!«
    »Trotzdem fürchte ich die Folgen für mein Haus und meine Leute.« Astrids Miene war verbissen, fast widerstrebend setzte sie hinzu: »Und auch für meinen Sohn...«
    Helga nickte. »Ach ja, der kleine Hal. Diesen Punkt wollte ich auch noch ansprechen. Dein Sohn war während der Anhörung ein bisschen gar zu unverblümt, findest du nicht? Nicht so klug und überlegt, wie es der Lage angemessen gewesen wäre. Ich glaube, sein Auftreten trägt eine gewisse Mitschuld an Hords Zorn.Vielleicht kannst du ihm ja im Lauf des Winters beibringen, welche Vorteile es hat, sich auch einmal zurückzuhalten?«
    »Keine Sorge«, erwiderte Astrid kurz angebunden. »Das hatte ich ohnehin vor.«

    »Wieso bin ich jetzt wieder an allem schuld?«, heulte Hal auf und rieb sich das schmerzende Ohr. »Ich hab mich mit niemandem geprügelt!«
    »Das war auch nicht nötig«, tobte seine Mutter. »Deine lose Zunge hat so viel Unheil angerichtet wie ein ganzes Dutzend rauflustiger Männer! Du hast Hord so lange gereizt, bis er die Beherrschung verloren hat.«
    Hal verschränkte trotzig die Arme. »Ich dachte, du freust dich darüber. Schließlich hat uns das Ganze noch mehr Land eingebracht, und das ist doch alles, worauf es dir ankommt.«
    »Bis auf einen Racheschwur hat uns die Angelegenheit bis jetzt noch gar nichts eingebracht! Außerdem darf ich dich, du missratene, zu kurz geratene Schlange von einem Sohn, daran erinnern, dass wir das alles nur deiner Verbrechernatur verdanken. Ragnar hat dich sehr wohl auf der Mauer gesehen, stimmt’s?«
    Hal wich ihrem Blick aus. »Ja, stimmt. Trotzdem habe ich Olaf nicht umgebracht.«
    »Lüg mich nicht an!«
    »Ist Lügen jetzt auf einmal verboten, Mutter? Mir ist aufgefallen, dass auch du den Rat angelogen hast, und das ohne jede Skrupel.«
    Astrid holte zu einer Ohrfeige aus, aber Leif ging rasch dazwischen. »Mutter! Das ist deiner nicht würdig!«
    Hal nickte ihm zu. »Danke, Leif... Aua!«
    »Was nicht heißt, dass es auch meiner unwürdig ist.«
    Astrids Gesicht war aschfahl und sie funkelte Hal wütend an. »Die Trolde sollen dich holen, Hal! Du hast diesem Haus großen Schaden zugefügt.«
    »Die Trolde?« Hal lachte ihr ins Gesicht. »Von wegen! An die glaube ich sogar noch weniger als an euer Gerede vom Talfrieden, bei dem es jedem bloß um seinen eigenen Vorteil geht! Reißt die Hügelgräber ein, sollen mich die Trolde doch holen! Mir doch egal. Ich hab endgültig die Nase voll von dem ganzen Mist.«
    Sowohl Leif als auch Astrid vollführten unwillkürlich Schutzgebärden. Leif fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Ich glaube, jetzt bist du völlig verrückt geworden, Bruder.«
    »Hol dein Pferd und sitz auf, und zwar sofort«, befahl Astrid. »Und kein Wort mehr. Wir müssen zu Hause die schlechte Nachricht überbringen.«

    Die Mitteilung, dass die erhoffte Beilegung des Streits aufgeschoben war, wurde in Svens Haus mit stiller Ergebenheit hingenommen. Hords Drohungen riefen allerdings größere Befürchtungen hervor. Uralte Geschichten von Blutbädern und Brandschatzungen wurden

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