Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
bloß eine Ente. Keine Sorge, ich hätte dich gerettet, wenn sie dich in die Nase gezwickt hätte.«
    » Du bist doch vor lauter Schreck weggesprungen«, erwiderte Aud, als sie zu Ende geflucht hatte.
    »Tut mir leid, tut mir leid.« Er lachte immer noch, konnte nicht aufhören. Ihm war schwindlig, er war fix und fertig davon, dass sie sich tatsächlich getraut hatten. Er merkte selbst, dass er dämlich grinste. »Ich hätte nie gedacht, dass es so einfach ist! Ich dachte...
    »Du dachtest, ein großer starker Trold würde aus dem Boden schnellen und dich packen – so!« Aud machte einen Buckel, krümmte die Finger zu Klauen, schnitt eine Fratze und stürzte sich auf ihn. Hal duckte sich immer noch grinsend. »Das ist doch alles Unsinn, Hal.Wo wollen wir uns zuerst umsehen? Ich bin für den Berg da vorn.Von dort oben hat man bestimmt einen guten Blick über das Moor und es ist nicht weit weg.«
    Aber Hal war abgelenkt. »Gleich. Sieh dir erst mal das hier an.«
    Er stapfte los, an der Grenze entlang. Unter seinen Stiefeln stob der Schnee auf. Sein Ziel war ein ungewöhnlich großes Hügelgrab. Es stand mitten in einer Gruppe anderer Gräber, von denen zwar einige beeindruckend hoch waren, verglichen damit aber klein wirkten. Das große Grab war lang gestreckt und verjüngte sich nach Westen hin. Es war auf dem höchsten Punkt des Hügelkamms errichtet, weshalb man von dort aus einen weiten Blick über das Tal hatte. Wo die Sonne auf den Schnee schien, lugten schon grüne Grashalme durch das Weiß.
    Aud holte Hal ein. Er stand mit feierlicher Miene neben dem Grab.
    »Ist das etwa...?«
    »Svens Grab, was sonst. Sieh mal hier. Da ist es eingestürzt.«
    Auf der Südseite, ungefähr in der Mitte, war die Erde weggebrochen und die Steine lagen frei. Auch sie waren zum Teil verrutscht.Viele lagen schon im Schnee, und auch der Rest, der noch an Ort und Stelle saß, wirkte ziemlich lose.
    »Was für ein Riesengrab! Fast so groß wie eine Halle«, staunte Hal.
    »Warum flüstern wir eigentlich?«, fragte Aud. Sie scharrte im Schnee, hob einen losen Stein auf und schmiss ihn ohne jede Ehrfurcht gegen die eingestürzte Stelle, dass es nur so polterte.
    »Lass das!«, ermahnte Hal sie. Er dachte an die alten Heldengeschichten und daran, dass Sven irgendwo dort drinnen saß und mit gezücktem Schwert übers Moor schaute.
    »Jetzt komm schon.« Aud zupfte ihn am Ärmel. »Wir wollen doch den Pfad suchen!«

    Ihre Wanderung über das Moor verlief eintönig, beschwerlich und schweigsam. Der Himmel war verhangen, der Berg weiter weg, als sie gedacht hatten, und der Boden mit unter der Schneedecke verborgenen Mulden und Senken übersät. Immer wieder verschwand Hal bis zur Hüfte im Schnee und musste sich gefallen lassen, dass ihm Aud wieder heraushalf. Nirgends zeigte sich irgendein Lebewesen und auch sonst entdeckten sie nichts Spannendes oder irgendwie Bedeutsames, mit Ausnahme schwarzer Felsen, die sich hoch aus dem Moor erhoben.
    »Keine Spur von irgendwelchen Trolden«, konstatierte Aud nach einer Weile. »Es sei denn, sie wären winzig klein.« Sie grinste immer noch.
    Ganz allmählich kamen sie dem Berg näher. »Es gibt eine Geschichte über Sven«, sagte Hal, »darin geht er zu einem ganz ähnlichen Berg. Dort entdeckt er eine Tür. Es ist der Eingang zur Halle des Troldkönigs.«
    »Die Geschichte kenne ich. Arne ist auch dort gewesen, aber auf unserer Seite des Tals. Es ist bloß ein Märchen, Hal.«
    »Katla hast du ihre Geschichten doch auch geglaubt«, erwiderte Hal spitz. »Zum Beispiel die über Sven und seine Familie, die sich als Erste im Tal niedergelassen haben.«
    »Aber nur weil ich diese Geschichte noch nicht kannte. Das hat mich neugierig gemacht.«
    Hal zuckte die Achseln. »Mal sehen, was hinter diesem Buckel liegt.«
    Als sie endlich vor dem Berg standen, war er doch ganz schön hoch, und als sie ihn hinaufgestiegen waren, schwitzten und schnauften beide ordentlich. Die Kuppe war mit Geröll übersät und noch dick verschneit, Spalten und Mulden waren eisverkrustet.
    »Pass auf!«, warnte Hal seine Freundin. »Hier kann man leicht ausrutschen. Mann – ist das eine Aussicht!«
    Vor ihnen erstreckte sich eine noch unwirtlichere Landschaft. Mit Heidekraut überwucherte Senken, dazwischen zugefrorene Bäche, stufenförmige, mit einsamen Grasbüscheln bewachsene Felshänge, kleine, mit Eiszapfen verzierte Wasserfälle, von Steinschlägen verursachte Rinnen mit großen Geröllhalden darunter. Es war eine

Weitere Kostenlose Bücher