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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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gelassen, Kleiner!«
    »Seid nicht so streng mit dem armen Kerl«, sagte Aud. »Er gibt sich doch solche Mühe.«
    Hal vollführte eine übertriebene Verbeugung. »Ich habe Euch das allerfeinste Bier besorgt, verehrte Herren, ein Edelbräu für die allervornehmsten Gäste. Wenn ich so frei sein darf, würde ich Fräulein Aud allerdings davon abraten, für eine Dame ist es nämlich zu stark.« Dabei sah er Aud vielsagend an, verbeugte sich und ging seines Weges.
    Die fröhliche Hakonsson-Truppe spazierte hinunter zur Festwiese, einer lachte lauter als der andere und legte es darauf an, neben Aud zu gehen. Hal sah ihnen vom Tor aus nach, dann ging er wieder in die Halle zurück.

5
    Svens jugendlicher Übermut ärgerte die anderen Helden dermaßen, dass sich einige von ihnen vornahmen, ihm den Garaus zu machen, aber ihre Versuche waren nicht recht von Erfolg gekrönt. Einmal beschoss ihn Hakon aus dem Hinterhalt mit Pfeilen. Der erste Pfeil traf Svens Silbergürtel und prallte ab, der zweite Pfeil verfehlte knapp Svens Hals und nagelte ihn mit dem Zopf an eine Eiche. Sven konnte sich nicht losmachen, ohne sich die Haare büschelweise auszureißen, wozu er keine Lust hatte. Als Hakon ihn wehrlos dastehen sah, zog er sein Schwert und kam angeschlendert, um sein Werk zu vollenden. Da riss Sven die Eiche samt den Wurzeln aus, schwang sie wie einen Streitkolben und verpasste Hakon die Abreibung seines Lebens. Hinterher machte Sven kein großes Aufheben von dem Vorfall. »Es war noch ein ziemlich junger Baum«, sagte er. »Halb so wild.«

    Der erste Tag der Versammlung endete mit einer ausgelassenen Feier auf der Festwiese, doch gegen Morgen zeigte sich, dass die Hakonssons ein schlimmes Unglück ereilt hatte. Die Männer litten an Bauchkrämpfen und Übelkeit, sie hatten die ganze Nacht über ins Gebüsch laufen müssen und sich dann wieder ächzend auf ihre Schlafmatten gelegt. Die Gäste in den Nachbarzelten waren teilweise gezwungen gewesen, ihre Zelte weiter weg aufzubauen, und nicht weniger als sechs Pferde hatten sich beim Versuch, aus der Windrichtung der Hakonssons zu kommen, von ihren Stricken losgerissen.
    Hal ließ sich alles haarklein von Eyjolf erzählen, der in der Küche die Mägde anwies, für die Leidenden einen Kräutersud aufzubrühen.
    »Was für eine scheußliche Unpässlichkeit«, brummte der Alte. »An dieser Stelle wird auf der Wiese so schnell nichts mehr wachsen, das kann ich dir flüstern.«
    Hal sah betroffen drein. »Ist schon etwas über die Ursache bekannt?«
    »Nein. Die Hakonssons selbst geben unserem Bier die Schuld, aber das ist ja lächerlich. Kein anderer Gast hat über irgendwelche Beschwerden geklagt. Der Grund dürfte eher bei ihren persönlichen Gewohnheiten zu suchen sein, die wahrhaft abstoßend sein sollen.« Eyjolf schaute sich nach allen Seiten um, ehe er mit gesenkter Stimme weitersprach: »Die Hakon-Familie wäscht sich nicht gern, und man munkelt, dass manche von ihnen den Dreck aus ihren Zehen pulen und auf ihren Salat streuen.Von daher sind sie an ihrer üblen Lage bestimmt selber schuld!«
    An diesem Tag ließ sich Hal nicht oft draußen blicken. Gegen Abend warf er auf dem gefliesten Platz hinter der großen Halle Hufeisen um einen Pflock. Als er gerade mit einer Runde fertig war, stand auf einmal sein Vater neben ihm. Arnkels Gesicht war von Müdigkeit und Sorge gezeichnet.
    »Ach, mein Sohn«, sagte er niedergeschlagen, »es freut mich sehr, dass du deiner Mutter und mir gehorchst und tatsächlich keinen Unsinn machst. Wenigstens ein schwacher Trost an so einem unseligen Tag.«
    »Was ist denn los,Vater?«
    »Ach, diese verfluchten Hakonssons! Sie speien sich immer noch die Seele aus dem Leib, ohne einfach mal Rücksicht auf die allgemeine Festtagsstimmung zu nehmen. Und wenn sie zwischendurch eine Atempause haben, schwören sie, dass sie mich verklagen werden, weil ich sie vergiften wollte! Selbstverständlich würden sie den Fall verlieren, aber allein die Drohung verdirbt allen die gute Laune. Niemand will mehr unsere köstliche Kuttelwurst und Schweineinnereien in Buttersoße essen, schlimmer noch, manche Gäste weigern sich sogar, von unserem Bier zu trinken! Was ist eine Versammlung ohne ein ordentliches Besäufnis?« Arnkel schüttelte verständnislos den Kopf. »Wenn das so weitergeht, reisen die Gäste bald ab und bringen Schande über unser Haus.«
    »Vielleicht sollte man herumerzählen, wie es die Hakonssons mit der Reinlichkeit halten«, sagte Hal gedehnt,

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