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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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dreht sich im Kreis.Was das Mädchen an Besitz in die Ehe mitbringt, entschädigt uns für das, was wir wegen Olaf einbüßen werden.«
    »Glaubst du wirklich, wir müssen den Svenssons ein Stück Land abtreten? Wie groß?«, fragte Ragnar mit gequältem Blick.
    »Kommt drauf an, wie sehr sie den Rat unter Druck setzen. Ulfar Arnesson hat schon mit ihnen gesprochen. Er meint, sie sind fest entschlossen, eine hohe Entschädigung zu fordern, vor allem die Frau, obwohl gerade die, Hakon ist mein Zeuge, Brodir nie leiden konnte.« Er pulte sich mit dem Fingernagel in den Zähnen.
    Hals Rücken schmerzte unerträglich. Er schnitt eine Grimasse. Wenn er wenigstens das Gewicht auf die Beine verlagern könnte, sich hinhocken, statt zu sitzen …
    »Olaf hätte das nicht tun sollen«, sagte Ragnar vorsichtig. »Es war kaltblütiger Mord.«
    Hords Gesicht verfärbte sich. Er knallte den Becher so heftig auf die Tischplatte, dass das Geschirr hüpfte und klirrte. »Brodir hätte schon vor Jahren aufgehängt gehört! Das willst du doch wohl nicht abstreiten?«
    Ragnar senkte den Blick. »Nein.«
    »Bloß ärgerlich, dass dieser Laubfrosch von Neffe alles gesehen hat. Er wird bei der Verhandlung der Hauptzeuge sein.«
    Hal rutschte in seinem Fass herum und versuchte, seinen Rücken zu entlasten. Bei Hords Worten hielt er erschrocken inne.
    »Wir hätten auch ihm gleich die Kehle durchschneiden sollen«, meinte Ragnar. »Dann hätten wir unsere Felder behalten können.«
    »Du hättest ja zutreten können«, knurrte Hord. »Die Gelegenheit war günstig. Aber das ist jetzt auch egal. Wir kommen nicht an den Kleinen ran.Wobei mir einfällt, ganz gleich, wie der Rat urteilt, ich...«
    Ein stechender Schmerz schoss Hal den Rücken hinunter. Er zuckte unwillkürlich nach vorn und schlug dabei mit den Handflächen an die Fasswand.
    Das Fass erzitterte.
    Der Deckel, der bedenklich wacklig obenauf lag, kam ins Rutschen.
    Hal spürte es von drinnen und langte rasch hoch.
    Er streifte den Deckel noch mit den Fingerkuppen, doch das Ding war schon ins Trudeln gekommen und polterte auf den Boden.

12
    Kol der Schlächter hatte talauf, talab viele Gräueltaten vollbracht und war als zäher Kämpfer bekannt. Er fühlte sich keiner Familie zugehörig und zählte eine Reihe gewissenloser Banditen zu seinen Leuten. Nachdem Kol und seine Horde Gests Gehöft im Obertal überfallen hatte, zogen sie wieder ostwärts, mitten durch Svens Gemarkung. Dort, unweit des Tieftals, lag ein kleiner Hof, auf dem Svens Vettern wohnten. Eines Tages erblickte Sven über dem Hügel eine schwarze Rauchsäule. Er ritt sofort hin, fand den Hof niedergebrannt und seine Vettern auf Pfähle gespießt. Sven geriet in solchen Zorn, dass sogar seine eigenen Gefolgsleute vor ihm flohen. Als er sich wieder beruhigt hatte, sah er sich um und entdeckte die Spur der Banditen, die in den Wald führte.
    Da sagte Sven zu seinen Leuten: »Reitet ihr schon mal wieder zurück. Ich geh noch ein bisschen auf die Jagd.«

    Das Gepolter hallte zwischen den Pfeilern wider und brach sich an den Wänden der mitternächtlichen Halle. Ragnar und Hord fuhren erschrocken in die Höhe.
    »Vater...«, raunte Ragnar ängstlich.
    »Das kam aus den Fässern dort drüben«, sagte Hord. »Steh auf und geh nachsehen.«
    Man hörte, wie Ragnar scharrend seinen Stuhl zurückschob.
    Hal duckte sich so tief in sein Fass, wie er nur konnte. Er spürte, dass das Fass offen war, denn ihn kitzelte ein kühler Luftzug im Nacken.
    »Hier, mein Junge«, sagte Hord unbekümmert. »Nimm das Messer mit.«
    Es klirrte metallisch. Ragnars Schritte durchquerten die Halle. Hal tastete im Dunkeln nach seinem eigenen Messer und schloss die Finger fest um den Griff.
    »Meinst du diese Fässer hier, Vater?« Ragnars Stimme schwankte ein wenig.
    »Bei Hakons Blut, du Mondkalb! Sieh gefälligst nach!«
    Zögerndes Schlurfen, Geklapper. Fassdeckel wurden angehoben und beiseitegeworfen.
    Hal konnte jetzt Ragnars schnelle, flache Atemzüge hören. Der andere war schon ganz nah. Hal machte sich zum Sprung bereit …
    »Da!«
    Ragnars Ruf klang erleichtert, fast freudig. Hal, der gerade hochschnellen wollte, hielt sich gerade noch zurück. Etwas prallte dumpf gegen sein Fass, dann hörte man Ragnar eilig den Rückzug antreten. »Siehst du – da!«, rief er wieder. »Ratten!«
    Hord brummte ungehalten.
    Ragnar ging wieder an den Tisch. »Eine dicke fette war’s,Vater! Beinah hätt ich sie mit dem Deckel erwischt. Die hätt ich glatt

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