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Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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neben einer Bude stehen und behielt die Tür unauffällig im Auge. In der Bude konnte man troldwerfen, und gleich neben ihm zielten Jungen und Mädchen mit Kieseln auf eine Reihe Kohlrüben, die mit Fratzen bemalt und auf dünne Stangen gesteckt waren. Ein Mädchen traf, ein Troldkopf flog unter lautem Jubel von der Stange.
    Auf der Veranda tat sich immer noch nichts. Niemand ging hinein, niemand kam heraus.
    Hal setzte sich in Bewegung. Da kamen zwei Dienerinnen mit roten, verschwitzten Gesichtern aus der Tür gestürmt. Hal, der sich sofort weggedreht hatte und interessiert die Auslage einer Süßwarenbude begutachtete, wandte wieder den Kopf, sah sich noch einmal nach allen Seiten um und ging dann zielstrebig, aber ohne Hast seinerseits durch die Tür.
    Drinnen war es dunkel und roch angenehm. Hal stand in einem riesengroßen Vorratsraum voller Kisten, Fässer und Getreidesäcke. Zwiebelzöpfe hingen von der Decke, Mangold-, Kräuter- und Karottenbündel, geräuchertes Fleisch in langen Reihen, deren Ende im Zwielicht verschwamm. Hal holte tief Luft – der Raum war fast so groß wie die gesamte Halle der Svenssons – und ging eilig den Mittelgang entlang, denn an der hinteren Wand führte eine Treppe nach oben.
    Schritte. Hal duckte sich und kroch im Rückwärtsgang hinter einen Stapel Mehlsäcke. Er machte sich ganz klein, steckte den Kopf zwischen die Knie und hielt den Atem an.
    Nur eine Armlänge entfernt gingen die beiden Dienerinnen vorbei. Ihre Schürzen raschelten, er hörte sie atmen.
    Dann war alles wieder still. Hal stand auf, reckte sich, schulterte sein Bündel und stahl sich geräuschlos weiter.
    Die breiten Stufen waren weiß getüncht und ausgetreten. Tageslicht fiel auf die Treppe. Als Hal aufblickte, sah er himmelhoch über sich das Balkengerüst der Decke. An die Wand gedrückt, huschte er treppauf, dabei immer die Angst im Nacken, jemandem in die Arme zu laufen, der die Treppe gerade herunterkam.
    Mit jedem Schritt gewann er einen besseren Eindruck von der Halle der Hakonssons. Die Dachbalken verschränkten sich zu anmutigen Gewölben, die wiederum auf dicken, hohen Pfeilern ruhten. Zwischen den Pfeilern leuchteten gleißend helle Flächen – hohe, schmale Fenster, durch die die warme Herbstsonne hereinflutete. Nach wieder ein paar Stufen konnte er auch die Wände unter den Fenstern erkennen. Sie waren mit Hirschgeweihen und Raubtierschädeln geschmückt, mit fächerartig arrangierten Speerbündeln, Wandteppichen und scharlachroten Bannern. Davor stand eine endlose Reihe verrußter Kohlenbecken.
    Nun war Hal weit genug oben, um den ganzen Raum zu überblicken. Er sah lange Reihen wuchtiger Tische, in der Mitte eine gewaltige Feuerstelle, über der bereits ein Ochse am Spieß hing, sowie geschäftig hin- und herlaufende Diener, die Becher und Messer auf den Tischen verteilten und von irgendwoher Teller herbeibrachten.
    Niemand sah in seine Richtung. Er nahm die beiden letzten Stufen auf einmal und huschte tief geduckt zu dem nächsten Tisch hinüber. Schon war er darunter verschwunden und kauerte sich zwischen die Holzböcke auf den mit Binsen bestreuten Boden.
    Die Zeit verging. Die Diener liefen auf und ab und schleppten immer neuen Nachschub aus den Vorratskammern an. Zwei kräftige Männer machten sich daran, den Bratspieß über dem Feuer zu drehen. Eine Glocke läutete, vielleicht in der Küche, vielleicht war es auch das Zeichen zum Mittagessen. Ein Diener nach dem anderen verließ die Halle.
    Da schlüpfte eine kleine, dunkle Gestalt unter einem Tisch hervor und blieb kurz stehen, geduckt wie ein Wolf auf der Jagd. Die Gestalt schaute nach links – dort waren die Flügeltüren geschlossen, dahinter hörte man die Menschenmassen im Hof lärmen. Rechter Hand, an der gegenüberliegenden Fensterwand, gelangte man über eine steile Treppe auf eine Empore. Von der Empore gingen Türen ab – zwei waren es, vielleicht auch drei. Darunter, hinter dem Podest mit den Richterstühlen, entdeckte Hal weitere Durchgänge, manche mit Vorhängen, andere kahl und offen.
    Auf halbem Weg lag die Kochstelle. Inzwischen waren alle Tische gedeckt und bereit für das abendliche Festessen. Es duftete schon nach Braten.
    Wo konnte Olaf bloß sein?
    Hal legte den Kopf in den Nacken und schaute zu der Empore hinauf.
    Dort oben.
    Von dem Tisch, neben dem er stand, nahm er ein langes schmales Fleischmesser. Dann ging er zwischen den Tischen zu der Treppe hinüber.
    Auf einmal polterte es hinter ihm und der Lärm

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