Vampir à la carte (German Edition)
Marguerite mit sanfter Stimme. »Du hast ihn lieben gelernt, Alex. Ich kann es in deinen Erinnerungen und deinen Gedanken lesen und spüren. Du hast von der ersten Begegnung an gespürt, dass er etwas Besonderes ist und dass er dir einmal etwas bedeuten könnte. Du hast eine berufliche Beziehung zu ihm aufbauen müssen, damit du eine Ausrede hast, dich von ihm fernzuhalten. Aber du konntest dich nicht von ihm fernhalten, und du hast jeden Tag einen Vorwand gesucht und auch gefunden, ihn aufsuchen zu müssen. Doch du hältst es für unmöglich, dass er dich lieben könnte«, fuhr Marguerite betrübt fort. »Obwohl du eine attraktive, intelligente und erfolgreiche Frau bist, glaubst du aus irgendeinem Grund, dass du es nicht verdienst, geliebt zu werden.«
Mit einem Mal fühlte sich Alex’ Kehle wie zugeschnürt an, gleichzeitig musste sie gegen Tränen ankämpfen. Marguerites Worte hatten genau ins Schwarze getroffen.
»Ich glaube, du solltest tief in dir drin nach dem Grund forschen. Wer hat dir dieses Gefühl gegeben, dass du es nicht wert bist, geliebt zu werden? Wer hat dir so etwas eingetrichtert?«
Alex musste sich nicht sonderlich anstrengen, um die Antwort darauf zu finden. Ihre Gedanken kehrten auf der Stelle zurück zur Kochschule und die Erfahrungen in Sachen Liebe, die sie dort gemacht hatte. Herausgekommen war dabei eine Katastrophe, aber die konnte ihr doch eigentlich nicht immer noch nachlaufen, oder?
»Ich glaube, deine Erfahrung verstärkte nur eine irrationale Furcht, die du bereits in dir getragen hattest, die das Ganze aber nicht weniger beängstigend macht. Du wirst weiter in die Vergangenheit zurückkehren müssen, und deshalb werde ich dich jetzt in Ruhe lassen. Es gibt vieles, worüber du nachdenken musst, denn es ist wichtig, dass du herausfindest, wodurch du so wurdest, wie du heute bist. Erst dann kannst du mit der Vergangenheit abschließen und das akzeptieren, was Cale dir bieten kann. Er liebt dich, Alexandra, das kann ich dir versichern. Und er kann dich weder lesen noch kontrollieren. Ihr zwei könnt gemeinsam ein wunderbares Leben führen, wenn du diese Liebe akzeptieren kannst. Aber du musst dich erst deiner Vergangenheit stellen, ehe du dazu in der Lage bist.«
Alex sah zu, wie die andere Frau aufstand und das Zimmer durchquerte. Abrupt erhob sie sich ebenfalls von ihrem Platz, als Marguerite die Tür genau in dem Moment öffnete, da Bricker mit dem kraftlosen Cale in seinen Armen durch den Korridor ging. Sie lief zur Tür, musste aber innehalten, als sie Cale genauer zu Gesicht bekam. Die Verletzungen wirkten bei Licht betrachtet noch viel schlimmer als in der Dunkelheit an der verschneiten Ausfahrt … wo sie ihn einfach zurückgelassen hatte, dachte sie und schämte sich für ihr Verhalten. Dieser Mann hatte sich ihr gegenüber nur zuvorkommend und liebevoll gezeigt, und sie hatte ihn mitten im Nirgendwo sich selbst überlassen.
»Du hast ihn für ein Ungeheuer gehalten«, sagte Marguerite. »Das ist zwar bedauerlich, aber unter diesen Umständen nachvollziehbar. Er wird es dir nicht zum Vorwurf machen.«
Alex wollte Bricker folgen, doch statt in den Flur hinauszugehen, machte sie auf der Stelle kehrt und ging zurück zu dem Sessel, aus dem sie eben aufgestanden war. Marguerite hatte wieder die Kontrolle über sie übernommen.
»Ich werde Bricker helfen, Cale zu versorgen. Das Beste, was du für ihn tun kannst, ist, dich mit deiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, damit du ihn so lieben kannst, wie er es verdient«, sagte Marguerite zu ihr, während Alex sich hinsetzte. »Ich sollte dich besser noch warnen, dass du dir absolut sicher sein musst, welche Entscheidung du treffen willst. Wenn du dich für Cale entscheidest, dann solltest du dir darüber im Klaren sein, dass du das nie wieder rückgängig machen kannst. Entscheidest du dich gegen Cale als Lebensgefährten, dann wird dir jede Erinnerung an ihn genommen, und du wirst ihn niemals wiedersehen, denn das könnte deine Erinnerungen an ihn wiedererwecken.«
Dann schloss sie die Tür hinter sich, und Alex war plötzlich in der Lage, sich aus eigener Kraft zu bewegen. Sie stand auf, setzte sich aber gleich wieder hin. Die würden sie ohnehin kontrollieren und hierher zurückschicken, und außerdem hatte sie für die nächste Zeit genug damit zu tun, über sich nachzudenken.
16
Cale schlug die Augen auf und sah die Decke über sich an, während er darauf wartete, dass der Schmerz wiederkehrte und ihn völlig
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