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Vampir à la carte (German Edition)

Vampir à la carte (German Edition)

Titel: Vampir à la carte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ich glaube nicht, dass es bloß eine Pechsträhne war«, entgegnete er ruhig.
    »Wie meinst du das?«
    Nach kurzem Zögern antwortete er: »Als ich das erste Mal von den Schwierigkeiten hörte, mit denen du zu kämpfen hattest, da stieß mir diese Anhäufung von Vorfällen sofort auf, und es erinnerte mich an meine eigene Familie.«
    »Deine Familie?«, fragte sie verwundert. »Wieso?«
    »Weißt du noch, wie ich dir erzählt habe, dass alle meine Brüder Soldaten waren?«
    »Eigentlich hast du mir gesagt, dass sie alle Krieger waren, aber dann hast du behauptet, dass du Soldaten meintest und du wegen deiner schlechten Englischkenntnisse das falsche Wort benutzt hast«, erwiderte sie, da sie die Unterhaltung noch gut im Gedächtnis hatte. Dann auf einmal fiel ihr ein, wie alt er Sams Aussage zufolge war. »Aber eigentlich hast du auch Krieger gemeint, richtig?«
    Er nickte. »Mein Vater verdingte sich als Söldner. Da meine Eltern nur Söhne hatten, bildete er jeden von uns zum Kämpfer aus, und wir schlossen uns ihm an, sodass wir eine kleine Armee bildeten. Wir galten als die besten Söldner, die es weit und breit gab. Aber wir hatten einen Konkurrenten, ebenfalls einen Unsterblichen. Niger Malumus. Er hatte seine eigene Armee aus Söhnen, und sie wetteiferten mit uns um potenzielle Auftraggeber. Solange beide Gruppen noch relativ klein waren, war das kein Problem. Oft wurden beide angeheuert, um Seite an Seite zu kämpfen – und das über Jahrhunderte hinweg. Aber als beide Armeen größer und größer wurden, neigten die Auftraggeber dazu, nur eine Armee anzuheuern, weil die Zahl der Söldner sonst zu groß geworden wäre. Es kam zu einem Wetteifern beider Armeen, das anfangs freundschaftlich geprägt war, aber mit der Zeit immer zäher und verbissener wurde. Und dann begann unsere Pechsträhne«, fuhr er mit düsterer Miene fort. »Es kam zu Unfällen, Pferde gingen durch und warfen ihre Reiter ab, Waffen wiesen Defekte auf, in den Ställen brachen kleinere Brände aus.«
    Cale seufzte leise und fuhr sich durchs Haar. »Damals war uns das nicht klar, aber einer von unseren Leuten war ein Verräter, der dafür bezahlt wurde, dass sich diese Unfälle ereigneten. Das war aber nur der Anfang, denn Niger hatte es sich zum Ziel gesetzt, uns als Konkurrenz für alle Zeit aus dem Weg zu räumen.«
    »Was hat er gemacht?«, fragte Alex, als er einige Sekunden lang innehielt.
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist ja das Vertrackte: Wir können es nicht mit Sicherheit sagen. Eines Tages bot man uns einen Auftrag an und mein Vater ritt mit acht meiner elf Brüder los.«
    »Wieso nur mit acht?«, wollte sie wissen.
    »Ich war am Morgen von meinem Pferd abgeworfen worden. Einer von diesen ›Unfällen‹«, fügte er verbittert hinzu. »Beim Sturz von meinem sonst so zuverlässigen Gaul hatte ich mir das Genick gebrochen, weil ich gegen einen Baum geschleudert worden war. Diese Verletzung musste erst noch verheilen. Was meine beiden überlebenden Brüder angeht, lebte der älteste, Darius, zusammen mit seiner neuen Lebensgefährtin ein Stück von uns entfernt, und mein anderer Bruder Caleb wurde losgeschickt, um ihn zu holen. Beide sollten sich unterwegs meinem Vater und den anderen anschließen.«
    Er hielt inne, schloss die Augen und musste angestrengt schlucken. »Caleb und Darius holten sie schneller als erwartet ein, nur eine Stunde von unserer Festung entfernt, aber sie trafen keinen von ihnen mehr lebend an. Sie waren in einen Hinterhalt geraten und bis zum letzten Mann niedergemetzelt worden. Man hatte sie alle enthauptet und ihre Leichen am Wegesrand verrotten lassen wie weggeworfenen Müll.«
    »Oh, das tut mir leid«, murmelte Alex und drückte seine Hände. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es für ihn gewesen sein musste, in einer einzigen Nacht acht Geschwister und den Vater zu verlieren, und das einzig und allein aus dem Grund, als unliebsame Konkurrenz aus dem Weg geräumt zu werden. »Was wurde aus Niger Malumus und seinen Söhnen? Habt ihr sie zu fassen bekommen?«
    Cale atmete tief durch, um seine Fassung wiederzuerlangen. »Mit ihnen haben wir schließlich noch abgerechnet«, sagte er leise. »Aber das brachte uns meinen Vater und meine Brüder auch nicht wieder zurück.«
    Sie sah auf ihre ineinander verschränkten Finger und schüttelte den Kopf. »Es tut mir so entsetzlich leid, Cale. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, einen solch entsetzlichen Verlust ertragen zu müssen.

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