Vampir à la carte (German Edition)
wenn er kein Koch war, hatte er das Gefühl, dass der Fisch anzubrennen begann. Er räusperte sich und schlug vor: »Vielleicht sollte ich den Fisch jetzt wenden.«
»Ja«, stimmte Bricker ihm unzufrieden zu. »Mach das mal.«
Mit dem Pfannenwender hob er die Filets an und drehte sie auf die andere Seite, aber kaum war das vollbracht, seufzten er und Bricker betrübt auf. Der Fisch war an einigen Stellen kahl, wohingegen an anderen schwarz verbranntes Mehl klebte, während der Rest noch in der Pfanne lag.
»Vielleicht sollten wir uns um die Mandeln kümmern«, überlegte Bricker.
»Hmm«, machte Cale.
»Ich hole sie.«
Kaum war Bricker gegangen, schaute Cale wieder zu Alex, doch die stand nicht mehr da, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Sue war gegangen, und Alex hatte sich in ihr Büro zurückgezogen, wo er sie an ihrem Schreibtisch sitzen und telefonieren sah. Sicher versuchte sie, einen Ersatz für die fehlende Kellnerin zu finden.
»So, da wären wir.«
Bricker war wieder da und warf eine Handvoll Mandelblätter in eine andere Pfanne.
»Die musst du nur ein wenig braun werden lassen«, erklärte er und entzündete eine zweite Flamme auf dem Herd, auf die er dann die Pfanne stellte. »Ich beschaffe in der Zwischenzeit die Zitrone für den Fisch.«
»Okay«, murmelte Cale und fand, dass sich das nach einer ziemlich leichten Übung anhörte. Als er wenig später in eine Pfanne mit zur Hälfte verbrannten und zur Hälfte noch schneeweißen Mandeln sah, musste er sein Urteil revidieren.
»Diese ganze Kocherei ist gar nicht so einfach, wie es aussieht«, merkte Bricker enttäuscht an, als sie einige Minuten später auf den Teller starrten, auf dem eine verkohlte Forelle lag, die mit Schnittlauch und angebrannten Mandelblättern dekoriert war. »Essen ist eindeutig einfacher.«
»Hm-hm-hm«, machte Cale und schüttelte unzufrieden den Kopf.
»Na, wie kommen wir voran?«
Beide Männer zuckten zusammen und stellten sich schnell so hin, dass Alex, die unvermittelt hinter ihnen aufgetaucht war, keinen Blick auf ihr Werk werfen konnte.
»Bestens«, versicherte Bricker hastig. »Das erste Gericht ist so gut wie fertig.«
»Nur ein einziges Gericht ist fertig?«, fragte Alex erschrocken. Ihr Blick wanderte zum Regal neben ihnen, wo die Bestellzettel hingen, und ihr Schreck verwandelte sich schlagartig in Panik. Cale drehte sich zu dem Regal um und musste zu seinem eigenen Entsetzen feststellen, dass die Zahl der Zettel sich in der Zwischenzeit mindestens verdoppelt hatte. Er hatte zwar irgendwie registriert, dass sich immer mal wieder Leute um ihn herum bewegt hatten, aber er hatte nichts davon mitgekriegt, dass weitere Bestellungen eingegangen waren. Er war einfach zu sehr abgelenkt gewesen, weil er einerseits versuchte hatte zu kochen, und andererseits bemüht gewesen war, der Unterhaltung zwischen Alex und Sue zu folgen.
»Es ist alles unter Kontrolle«, sagte Bricker nachdrücklich. »Du solltest jetzt besser die Dinge erledigen, die du erledigen musst.«
Es wunderte Cale nicht, dass der andere Unsterbliche wieder sehr konzentriert wirkte. Er kontrollierte Alex erneut, und diesmal war Cale ihm dafür sogar dankbar. Die Frau hatte schon genug Ärger, da musste sie sich nicht seinetwegen noch mehr Sorgen machen. Auf diese Weise würde er sie ganz sicher nicht für sich gewinnen.
»Sie haben ja offenbar alles unter Kontrolle«, sprach Alex wie in Trance und drehte sich weg. »Ich sollte jetzt besser die Dinge erledigen, die ich erledigen muss.« Erst als Sue in die Küche zurückkehrte, blieb sie abrupt stehen.
»Und? Haben Sie jemanden finden können?«, fragte die Bedienung voller Hoffnung, während sie neue Bestellungen ins Regal legte.
»Nein«, musste Alex zugeben und ließ deprimiert die Schultern hängen.
»Und was sollen wir jetzt machen?« Sue sah sie beunruhigt an. »Wir kommen mit den Bestellungen nicht mehr nach. Alle Tische sind besetzt, Alex, und wir sind da vorne nur zu zweit.«
Alex fuhr sich so frustriert durchs Haar, dass Cale in Sorge um sie geriet. »Dann müssen wir eben …«, begann sie.
»Bricker kann einspringen«, unterbrach er sie.
»Was?«, rief Bricker erschrocken.
Er drehte sich zu dem jüngeren Unsterblichen um und sah ihn mit finsterer Miene an. »Du wirst als Kellner einspringen.«
»Den Teufel werde ich tun!«, widersprach der.
»Bricker«, knurrte Cale ihn an, packte ihn am Arm und zog ihn quer durch die Küche mit sich, bis sie für alle außer Hörweite waren.
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