Vampir-Legende
wie ich nachlesen konnte, wurden auch die Lacourtes davon nicht verschont.«
Ich schob meinen leeren Teller zur Seite. »Moment mal, sag nur nicht, daß die beiden Blutsauger auch in den Seziessionskrieg gezogen sind. Als Vampire und…«
»Nein, die nicht.«
»Aha.«
»Die blieben auf ihrem Wohnsitz. Die Familie flüchtete und verstreute sich in alle Winde, aber die Brüder blieben zurück. Sie wollten nicht, sie wollten die Soldaten des Nordens erwarten, was sie auch taten. Welches Drama sich in ihrem Haus genau abgespielt hat, weiß niemand. Es gibt auch keine Unterlagen darüber, aber eines ist sicher. Das Haus brannte ab. Wer es angezündet hat, die Vampire oder die Soldaten des Nordens, konnte auch nicht geklärt werden. Ich weiß auch nicht, ob Tote zurückgelassen wurden. Aber fest steht, daß die Brüder überlebt haben, und zwar mehr als hundert Jahre.« Ich nickte.
»Und sie sorgen wieder für Furore«, sagte Suko. Das hörte ich, als ich wieder zum Büffet ging. Es gab auch heiße, gut gewürzte Bohnen, die ich mir auf einen Teller häufte. Dazu nahm ich Brot. Wenn ich schon mal hier war, wollte ich auch kreolisch essen. Als ich mich setzte, sah ich Abe Douglas an, daß er noch einen Trumpf in der Hinterhand hielt.
»Los, rück schon raus damit! Was ist das Fazit?«
»Es sieht gut aus.«
»Wieso?«
»Wir haben herausgefunden, daß die beiden Brüder ihr Haus oder ihren Stammsitz wieder aufgebaut haben.«
Mir fiel fast die Gabel aus der Hand, so überrascht war ich. »Und das stimmt?«
»Ja.«
»Auch an derselben Stelle?« Er nickte.
Ich aß meine Bohnen. Sie waren scharf gewürzt, aber ich stand es tapfer durch. Suko mampfte neben mir Joghurt und frisches Obst, er war mal wieder auf dem Gesundheitstrip und hatte über seinen Joghurt sogar noch Sonnenblumenkerne gestreut, Vogelfutter.
»Wie ich dich kenne, Abe, hast du dich mit diesen Auskünften nicht zufriedengegeben, sage ich mal.«
»Stimmt.«
»Was hast du noch herausgefunden?«
Er zündete sich eine Zigarette an, obwohl das hier nicht gern gesehen wurde, aber wir hockten nun mal in der Raucherecke, und es standen auch Aschenbecher auf den Tischen.
»Wir haben herausgefunden, daß dieses Haus nicht leersteht. Es ist bewohnt.«
»Von den beiden?«
»Davon gehe ich aus.«
»Warum weißt du es nicht?«
»Bei den Nachforschungen mußte ich vorsichtig sein. Das Haus liegt nicht direkt in New Orleans, sondern südwestlich davon, auf der Halbinsel, die in den Golf hineinragt. Auch dort sind zahlreiche kleine Orte. Ich habe mit dem für sie zuständigen Sheriff telefoniert, der mir berichtete, daß in diesem Haus oft Versammlungen stattfinden, die Leute aber unter sich blieben und Fremde waren.«
»Das paßt zu unserer Geheimbund-Theorie«, sagte ich. »Eben.«
»Und bringt mich wieder auf einen gewissen Frank Clayton, dessen tote Frau wir gefunden haben.«
Abe lächelte nur.
»Was hast du?« Mir gefiel das Lächeln nicht. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Nein, das nicht. Natürlich bin ich auch darauf angesprungen und habe sogar versucht, den Kollegen zu erreichen.«
Ich hob den Blick. »Zu raten brauche ich nicht. Du hast es nicht geschafft, Abe.«
»So ist es.«
»Warum nicht?«
»Clayton hat seit gestern Urlaub. Und keiner seiner Kollegen weiß, wohin er gefahren ist.«
Die Aussage konnte mich nicht mal überraschen, denn an Claytons Stelle hätte ich nicht anders gehandelt. »Hat er denn keine Andeutungen gemacht?«
»Nur sehr vage.«
»Wie wage?«
»Er sprach davon, daß er im Urlaub seine Erfüllung finden würde, daß es endlich soweit gekommen wäre.«
»Hört sich direkt religiös oder pseudoreligiös an. Sekte, Sektierer und so weiter.«
»Sogar ägyptisch.«
»Ach.«
Abe nickte. »Ich weiß es aus seinem Umfeld. Clayton hat sich in der letzten Zeit viel mit den alten Ägyptern beschäftigt und mit ihrem Glauben und der Mystik.«
»Auch mit Vampiren?« fragte Suko.
Darauf konnte ihm ein Mann wie Abe Douglas keine Antwort geben. Das wollte Suko auch nicht, denn bei seiner Frage hatte er mich angeschaut.
Ich war zwar kein Experte, was die alten Ägypter und ihre Kultur anging, aber ich wußte, daß es viele dunkle Stellen gab und Vampire durch viele Mythologien geisterten. Sie traten oft unterschiedlich auf. Mal in menschlicher Form, dann wieder als monströse Fabelwesen.
»Und diese hier können fliegen«, sagte ich, noch immer in Gedanken versunken. »Ich habe gesehen, wie sie vom Dach des Hotels
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