Vampir-Legende
habe.«
»Hätte ich dir auch nicht zugetraut.«
»Bis gleich dann.«
Der Hörer fiel wieder zurück, ich erhob mich endgültig und betrat das Bad. Es war zu klein für das Geld, was ich für das Zimmer bezahlte, aber über diese Dinge wollte ich mich nicht aufregen. So etwas war eben nicht zu ändern.
Die Dusche tat gut. Auch in dieser Etage hatten die Strahlen den nötigen Druck, und als ich mich noch kalt duschte, da ging es mir schon wieder besser. Auch mein Gehirn arbeitete wieder. Während ich das Haar kurz fönte, dachte ich über den Fall nach, und natürlich standen die beiden Vampir-Brüder im Mittelpunkt, die Jacques und Igor Lacourte hießen.
Namen, die ich als außergewöhnlich einstufte. So hieß man eigentlich nicht, es sei denn, man gehörte einer bestimmten Kaste an, war im Filmgeschäft tätig oder hatte sich ein Pseudonym als Schriftsteller zugelegt. Oder man wollte eine gewisse Vergangenheit vergessen machen.
Ich befand mich hier im amerikanischen Süden, der noch heute seinen französischen Einfluß nicht verleugnen konnte. Es gab sogar Separatisten, die eine Ablösung des Staates von den USA wünschten, aber deren Wünsche würden immer Träume bleiben.
Französischer Einfluß, der sich in mehr als zweihundert Jahren aufgebaut hatte. Herrenhäuser, Baumwolle, Sklaven, elegante Menschen, in Kleidung gehüllt, die der dieser beiden Vampir-Brüder gar nicht so unähnlich war.
Alte Kleidung.
Aus dem letzten Jahrhundert…
Ich fing an zu überlegen, und es war nicht mal schwer, auf die richtige Schiene zu gelangen. Ich konnte durchaus davon ausgehen, daß die beiden Vampir-Brüder Überbleibsel aus dem letzten Jahrhundert waren, die überlebt hatten.
Vampire taten das immer. Vampire brauchten keine normale Nahrung.
Das Blut der anderen Menschen garantierte ihm das Leben und auch das Überleben.
Der Name Lacourte hatte sich bei mir festgesetzt. Es würde bestimmt nicht schwer sein, den Weg dieses Namens zurückzuverfolgen, und dann gab es da noch den Geheimbund, von dem Freund Abe Douglas gesprochen hatte.
Bestimmt paßte das eine zum anderen, aber das würde sich noch herausstellen.
Ich fuhr mit dem Lift nach unten.
In der Halle herrschte der morgendliche Betrieb. Sie war klimatisiert, und wenn ich durch die Glaswände nach draußen schaute, dann sah ich die Sonne wie einen großen Messingball am Himmel schweben.
Ein Lächeln umhuschte meine Lippen, wenn ich an die Sonne dachte.
Sie war der Todfeind der Vampire, und sie würde die Brüder auf Distanz halten.
Suko saß nicht mehr allein am Tisch. Abe Douglas war schon eingetroffen und frühstückte mit ihm. Beide waren in ihr Gespräch vertieft und bemerkten mich erst, als ich mein Glas mit Orangensaft auf den Tisch stellte und einen »Guten Morgen« wünschte.
»Auch schon wach?«
»Nicht richtig, Abe.« Ich ging zum Büffet und entschied mich zunächst einmal für Rührei mit Speck.
Zwischen Suko und Abe fand ich meinen Platz. Die beiden Männer lächelten mich an.
»Was ist?«
»Iß erst mal, John.«
»Danke, mein lieber Abe. Gibt es was Neues?«
»Ja.«
»Ich höre.«
»Später.«
»Wie du willst.« Ich schenkte mir aus der Warmhaltekanne Kaffee ein, der schwarz war wie Teer. Er schmeckte mir nicht besonders und hielt keinem Vergleich mit dem Getränk meiner Sekretärin Glenda Perkins stand.
Der G-man hielt auch nicht lange mit den Informationen hinter dem Berg.
Er sah ziemlich müde aus, unter den Augen lagen Schatten, aber er zeigte es zumindest nicht.
»Es gibt die Spur zu den Lacourtes«, sagte er. »Das dachte ich mir. In der Vergangenheit, nicht?«
»Richtig, John.«
»Was ist mit ihnen geschehen?«
»Sie waren einmal sehr reich und mächtig. Ein großes Geschlecht aus dem Süden Frankreichs. Noch leben zahlreiche Lacourtes dort, aber zu Beginn des letzten Jahrhunderts sind einige aus dem Clan in die Staaten ausgewandert, haben sich hier in der Nähe von New Orleans festgesetzt und ihr Geld mit Baumwolle gemacht. Ihnen gehörten große Plantagen, sie beschäftigten zahlreiche Sklaven, und sie gehörten auch immer zu den ersten Adressen, wenn es darum ging, große Feiern und Feste zu geben. Da waren sie dann top.«
»Und wann kam der Bruch?« fragte ich.
Abe Douglas hob die Schultern. »Wie bei so vielen Familien. Es begann mit dem Bürgerkrieg. Der stolze Süden wurde geschlagen. Die großen Familienclans wurden zerrissen. Es gab wohl keine Familie, die nicht einen oder mehrere Tote zu beklagen hatte, und
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