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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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Haaren machen würde.“
    Ich nickte geistesabwesend. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass William tatsächlich Blutspender gewesen war. Was seine Frisur anging: Die wechselte er so häufig wie seine Religion. Derzeit kopierte er anscheinend die Stirnlocken orthodoxer Juden, nur dass sie bei ihm wie ins Kraut geschossene Koteletten aussahen.
    Da Alison immer noch über Williams Vorzüge nachzudenken schien, versuchte ich, das Gespräch wieder in die richtige Bahn zu lenken. „Glaubst du wirklich, diese Traci könnte
Sebastian gegen seinen Willen festhalten?“
    Diese Theorie passte zu Mátyás’ merkwürdiger Aussage, Sebastian sei „in der Hölle“. Vielleicht war es eine Art Dhampir-Umschreibung für „im Keller eines Blutspenders gefangen“, aber warum sagte er es dann nicht einfach?
    „Absolut! Sie redet ständig über Leder und Ketten und so weiter.“
    Leder? Je mehr ich von Alison erfuhr, desto sicherer war ich, dass es Dinge in Sebastians Leben gab, von denen ich nichts wissen wollte. Diese redselige Frau ertragen zu müssen war schon schwer genug, und jetzt durfte ich mir Sebastian auch noch als dominanten SM-Fan vorstellen? Oder als den, der sich gern quälen ließ? Ich schüttelte den Kopf, um die Bilder von glänzenden Schnallen und Leder loszuwerden, die vor meinem geistigen Auge erschienen. Nur keine voreiligen Schlüsse ziehen! Schließlich hatte ich mich auch in Bezug auf Walter geirrt. Vielleicht lag Alison ja falsch, was Traci anging.
    „Hast du Lust, sie dir jetzt gleich vorzuknöpfen?“, fragte Alison.
    Wenn sie recht hatte und Traci Sebastian gefangen hielt, um ihre Bondage-Fantasien auszuleben, dann ja.
    Unbedingt.
    Wie es sich traf, kam Slow Bob in diesem Moment hereingeschlendert, um mich abzulösen. Über dem ganzen Chaos mit meiner Verspätung am Morgen, dem Gespräch mit Eugene und so weiter hatte ich ganz vergessen, dass ich ihn gebeten hatte, am Nachmittag für mich einzuspringen. Ich bat Alison, nebenan im Café auf mich zu warten, und machte mich fertig. William maulte ein bisschen, weil ich ihn mit Slow Bob allein lassen wollte, aber ich schlug ihm vor, Bob die Warenlieferung auspacken zu lassen und selbst die Kasse zu übernehmen. Obwohl Slow Bob umso langsamer zu arbeiten schien, je länger die Schlange der wartenden Kunden wurde, beschäftigte ich ihn gern, denn was Ordnen und Sortieren anging, war er ein Ass. Außerdem war ich sicher, dass er jedes Buch gelesen und jedes Produkt ausprobiert hatte, das wir
führten. Er arbeitete zwar nur als Aushilfe im Laden, doch manchmal kam es mir vor, als wüsste er besser über den Warenbestand Bescheid als ich.
    Nachdem ich William also beschwichtigt hatte, sammelte ich meine Sachen zusammen und verdrückte mich. Als ich mich am Computerterminal abmeldete, bekam ich Gewissensbisse. Später kommen und früher gehen, das ging eigentlich gar nicht. Aber wenn Alison recht hatte und Sebastian tatsächlich von einer Blutspenderin gefangen gehalten wurde, wollte ich nicht bis nach Geschäftsschluss warten, um der Sache nachzugehen.
    Izzy redete gerade mit Alison, als ich ins Café kam. Als sie in meine Richtung schaute, tippte sich Izzy mit dem Zeigefinger an die Schläfe und drehte ihn dabei - das internationale Zeichen für „Schraube locker“.
    „Ich weiß, aber was soll ich machen?“, gab ich ihr mit einem gequälten Blick zu verstehen.
    Alison, die sich inzwischen mit einem koffeinhaltigen Getränk mit Milchschaum versorgt hatte, kam mir entgegen. „Wo wollen wir zuerst nach Traci suchen?“
    „Wie wäre es bei ihr zu Hause?“, entgegnete ich und holte Sebastians Adressbuch aus meiner Tasche.
    Als Alison das kleine schwarze Buch sah, bildeten ihre wohlgeformten Lippen ein perfektes O. „Ist das seins?“
    Man hätte meinen können, ich hielte das Turiner Grabtuch in den Händen, so ehrfurchtsvoll streckte sie die Hände danach aus.
    Da ich nicht wusste, wie ich mit ihrem Getue umgehen sollte, ignorierte ich sie erst einmal und schlug Tracis Adresse auf. „Mist!“, sagte ich. „Wir müssen uns wohl ein Taxi rufen oder so. Sie wohnt weit draußen, noch hinter dem Monona-See.“
    „Ein Taxi? Warum nehmen wir nicht einfach meinen SUV?“ Um ein Haar hätte ich verächtlich gegrinst, doch ich konnte es mir gerade noch verkneifen. Ich fuhr eigentlich das ganze Jahr mit dem Rad, weil ich mich insgesamt bemühte, ein umweltverträgliches Leben zu führen. Aber ich war nicht mehr ganz so hart drauf wie zu der Zeit, als ich

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