Vampirblut (German Edition)
kicherten, stießen sich gegenseitig an und schienen auch sonst alles zu versuchen, um Williams Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass sie es schaffen würden, dachte ich giftig und ließ im Geiste noch einmal die Szene zwischen William und der Kellnerin ablaufen.
„Hihi. Er schaut rüber, Josie.“ Dakota war sichtlich begeistert und rutschte aufgeregt neben mir hin und her. Vorsichtig schielte ich rüber zur Laterne.
William musterte mich noch immer. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Grinsen und er drückte sich von der Laterne fort. Erschrocken wich ich seinem Blick wieder aus, bevor er vielleicht doch auf den Gedanken kommen könnte, herüberzukommen, was mich wohl an den Rand einer Ohnmacht versetzt hätte, da mein Herz schon jetzt in einem gefährlichen Rhythmus schlug und mein Atem viel zu schnell ging – von den Schmetterlingen in meinem Bauch ganz zu schweigen.
Dakota, die gerade noch so begeistert von dem Gedanken war, mich zu verkuppeln, schien meine Verwirrtheit gar nicht bemerkt zu haben. Tucker bedeckte ihr Gesicht gerade mit sanften Küssen. Peinlich berührt drehte ich den Kopf wieder in die andere Richtung und ...
Er war weg.
Irgendwie war ich mir nicht ganz sicher, ob ich erleichtert sein sollte oder enttäuscht. Auf der einen Seite hatte ich gehofft, dass er zu uns rüber kommen würde, auf der anderen Seite, hatte ich genau davor viel zu viel Angst.
Mein eben noch angespannter Körper, begann sich merklich zu entspannen. Ich schaute mich noch einmal um und konnte gerade noch sehen wie sich William mit einem jungen blonden Mädchen, dessen Taille er fest umarmt hielt, davon machte. Mein Magen zog sich bei diesem Anblick etwas zusammen. Obwohl ich ihn gar nicht wirklich kannte, versetzte es mir einen Schlag in die Magengrube ihn mit einem Mädchen zu sehen.
William hatte eine Freundin.
Dakota neben mir folgte meinem Blick und warf mir ein mitleidiges Lächeln zu. Sie wäre nicht meine beste Freundin, wüsste sie nicht genau, was in mir vorging.
Da ich plötzlich doch nicht mehr in bester Stimmung war und nicht wollte, dass Dakota und Tucker unter meiner schlechten Laune zu leiden hatten, beschloss ich früher nach Hause zu gehen. Außerdem wollte ich nicht, dass die Beiden am Ende noch mitbekamen, wie sehr mir die Sache mit William zu schaffen machte. Sie versuchten mich davon zu überzeugen, noch zu bleiben. Ich täuschte aber vor, schon müde zu sein. Also erfand ich, dass ich meinen Großeltern versprochen hatte, am Abend noch eine Partie Bridge mit ihnen zu spielen. Ich und Bridge! Tucker wollte mich nach Hause begleiten, aber ich bestand darauf, alleine zu gehen. „Keine Angst. Ich kann schon auf mich aufpassen.“
„Bist du dir wirklich sicher? Es würde uns nicht stören, dich zu begleiten“, beharrte Tucker, der wohl der Meinung war für uns Mädchen die Verantwortung zu tragen.
„Ich bin mir sicher, Tucker. Ich bin in L.A. aufgewachsen, schon vergessen? Da gibt es weitaus mehr Gefahren als hier“, gab ich leicht genervt von soviel Fürsorge zurück.
„Wenn du darauf bestehst, bitte schön“, antwortete Tucker mit finsterer Miene.
„Ich bestehe“, sagte ich mit einem Zwinkern in Dakotas Richtung, was Tucker bedeuten sollte sich doch lieber um seine Freundin zu sorgen.
Auf dem Heimweg konnte ich nicht umhin über William nachzudenken. Meine Enttäuschung darüber, dass er eine Freundin hatte, war schier grenzenlos. Wieso ich mir überhaupt Hoffnungen machte, dass ein Junge wie er irgendetwas für ein Mädchen wie mich, von gerade mal durchschnittlicher Schönheit empfinden könnte?
Ich war verärgert über mich selbst. Meine jahrelang sorgfältig aufgebaute Beziehungsbarriere, schien zu bröckeln, nur wegen eines überdurchschnittlich hübschen Kerls, der noch nicht mal das geringste Interesse an meiner Person zu haben schien. Nein, er hatte sogar schon eine Freundin. Außerdem wusste ich es nicht besser? Waren Beziehungen nicht von vornherein alle zum Scheitern verurteilt? Aber, sagte ich mir, waren Tucker und Dakota nicht das glücklichste Paar, das ich je gesehen hatte? Und meine Großeltern? Verheiratet seit mehr als vierzig Jahren und immer noch liebten sie sich wie am ersten Tag.
Gedankenversunken lief ich durch die kühle Nacht. In der Ferne hörte ich die Musik und die Sirenen des Jahrmarktes. Ich war allein auf der Straße. Nur hin und wieder kreuzte ein Pärchen glücklich Händchen haltend meinen Weg, was
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