Vampirdämmerung / Roman
bloß die begrenzte Kraft meiner Zauberkunst auf.
Nachdem das Baby geboren worden war, blieb kein Leben mehr für die Mutter übrig.
Die Burg zerfiel, weil Sylvius lebte.
Was heißt das?
Es hieß, dass Mac endlich dieses ganze bekloppte Burgrätsel durchblickte. Es hatte Caravelli gebraucht, der ihm die Vampirschöpfungsnummer vorführte – der etwas von seinem Leben an Connie gab, um sie zu retten –, und schon war die Verbindung da gewesen. Ob es ihm gefiel oder nicht: Mac hatte Arbeit zu erledigen.
Widerwillig stand er auf und berührte Connies Schulter. »Wir sehen uns morgen.«
Caravelli nickte, antwortete aber nicht. Und Connie reagierte überhaupt nicht.
Nachdem Mac kein Dutzend Schritte gegangen war, drehte er sich zu den beiden Vampiren um, die eng umschlungen auf dem kleinen Stadtfriedhof saßen. Im Licht der Straßenlaternen bildeten die Grabsteine ein Wirrwarr aus Grautönen, auf denen sich Graffitis wie Spinnweben rankten.
Als Mac sich wieder abwandte und weiterging, kam er an einem Granitblock mit der Aufschrift LIEBE IST BOCKMIST vorbei.
Wie recht du hast!
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22
9. Oktober, 19.00 Uhr
101.5 FM
G uten Abend, all ihr Kinder der Nacht draußen im Radioland! Hier ist Errata, eure Moderatorin bei CSUP , dem FM -Sender, der das Normale im Paranormalen überflüssig findet. Unser besonderer Gast heute Abend ist Dr.Gaylen Hooper, Geschäftsführer von Harvest House, einer Übergangseinrichtung für jene, die – aus welchen Gründen auch immer – die Spezies gewechselt haben.«
»Guten Abend, Errata.«
»Also, Dr.Hooper, es gibt einige Stimmen, die behaupten, dass ein Übergang von einer Spezies zur anderen unmöglich ist und die Leugnung der Ursprungsart bestenfalls Wunschdenken, wenn nicht gar unmoralisch wäre. Wie reagieren Sie auf solche Vorwürfe?«
»Sie sprechen jene Leute an, die sagen, wenn man sich wirklich ernsthaft bemühte, könnte man die Reißzähne einfahren und wieder zu einem braven kleinen Menschen werden?«
»Aber, aber, Dr.Hooper, glauben Sie etwa nicht an die Kraft positiven Denkens?«
Mac betrachtete das große rot-gelbe viktorianische Haus misstrauisch.
Das letzte Mal, als ich hier war, hat mich die Bude weggelutscht wie ein Staubsauger eine Spinne, und anschließend wollte der Garten mich umbringen. Andererseits hatte ich vorher versucht, Hollys Seele zu fressen.
Würde das Haus merken – oder sich darum scheren –, dass er kein Seelenfresser mehr war? Schließlich war er immer noch ein Dämon.
Mac stieg aus seinem Wagen, einem alten schwarzen zweitürigen Mustang, den er heute Nachmittag zum ersten Mal wieder fuhr. Er langte auf die Rückbank, nahm den Strauß aus Rosen und Nelken, den er gekauft hatte, und schlug die Fahrertür zu. Es tat gut, das dumpfe Geräusch zu hören. Ja, er hatte seinen Wagen sehr vermisst.
Dann stieg er die Stufen zur Veranda hinauf und läutete. Unweigerlich zog er die Schultern ein, denn er spürte, wie das Haus ihn beobachtete.
Caravelli öffnete. »Komm rein!«
Mac trat über die Schwelle. Die Tür hinter ihm schloss sich von selbst, und auch wenn es albern war, hatte Mac nicht übel Lust, auf das Ding zu schießen.
»Bei mir hat es auch gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte«, sagte Caravelli.
Erstmals seit seiner Rückkehr nach Fairview sah Mac den Vampir in richtiger Beleuchtung. Für einen Untoten sah er dieser Tage ziemlich gesund aus – eher blass als totenbleich. Außerdem schien er mehr zu atmen als die meisten Vampire.
Interessant!
Wie Mac gehört hatte, war er von Holly mit irgendeinem magischen Dingsbums belegt worden, das die Legende vom Erwählten wahr machte. Derzufolge konnte ein Vampir sich von sexueller Energie statt von Blut ernähren.
Und ist gezwungen, regelmäßig Sex zu haben. Quasi vom Arzt verschrieben. Hat der Kerl einen Dusel!
»Wie geht es Connie?«
Caravelli bedeutete ihm, ins Wohnzimmer zu gehen. »Ihr geht es gut. Holly ist bei ihr.«
»Ist das nicht gefährlich? Für Holly, meine ich?«
»Holly besitzt ausreichend Magie, um eine neu gewandelte Vampirin zu kontrollieren. Setz dich!« Er bemerkte Macs Blick. »Es dauert nicht lange.«
Mac tat, was Caravelli verlangte, und legte die Blumen auf den Couchtisch. Das Wohnzimmer war altmodisch eingerichtet, mit Bücherregalen bis unter die Decke und Messingstehlampen mit Seidenschirmen. »Was gibt’s?«
»Lor war bei mir, und er hat mir erzählt, weshalb die Höllenhunde eine gewisse Laxheit in ihrer Pflichterfüllung
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