Vampirdämmerung / Roman
bewegen, weil sie Frauen und Kinder in ihrem Rudel haben und die Gefahr groß ist, dass sie von den Wachen abgefangen werden.«
»Oh«, hauchte Errata, »Kinder!«
»Dann gehen wir sie holen«, entschied Perry Baker. »Irgendwelche Fragen?«
»Haben wir sonst noch Leute, die wir für eine schnelle Rettungsaktion mobilisieren können?«, fragte Errata.
»Moment mal!«, ließ ein Vampir sich vernehmen, der bisher geschwiegen hatte. Er musste schon älter gewesen sein, als er verwandelt worden war, und hatte das Auftreten sowie die hübschen Züge eines altmodischen Filmstars.
Mac sah fragend zu Holly, die etwas auf ihren Block schrieb.
Großer, wichtiger Vampir. Beaumont-Clan. Er heißt Antoine.
Alle drehten sich zu ihm, als wäre es lohnenswert, dem Kerl zuzuhören. Er spreizte seine Hände dezent wie ein geübter Redner. »Wir stehen unter der emotionalen Wirkung einer traurigen Geschichte und sind daher geneigt, all unsere bisherigen Grundsätze, was den Umgang mit der Burg betrifft, in den Wind zu schlagen. Wenn wir jetzt anfangen, Leute zu retten, wo wollen wir dann die Grenze ziehen?«
»Die Vampire haben sich gegen jeden Rettungsversuch ausgesprochen!«, entgegnete Errata. »Jedes Mal, wenn das Thema zur Sprache kommt, blockierst du uns, Antoine!«
Antoine beugte sich vor. In seinen Augen blitzte es. »Zähme deine Zunge, kleine Katze! Die Wölfe haben uns stets zugestimmt.«
»Was?« Perry Baker erhob sich von seinem Stuhl. »Ich habe nie was anderes gesagt, als dass wir Genaueres wissen müssen, ehe wir diese Tür öffnen!«
»Da erinnere ich mich an etwas anderes!«, fauchte Errata leise.
Das läuft gar nicht gut.
»Ruhe!«, rief Mac, und als das nichts nützte, setzte er seinen schrillen Pfiff ein.
Alle Köpfe, ausgefahrenen Reißzähne und glühenden Augen richteten sich auf ihn. Prompt lief ihm ein Schauer Dämonenhitze über den Rücken.
Er räusperte sich und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Antoine hat recht. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, was wir tun. Unser unmittelbares Ziel sollte darin bestehen, die Höllenhunde zu retten. Da einige der Insassen gefährlich sind und wir nicht sagen können, welche von ihnen, dürfen wir nicht einfach voller guter Absichten und ohne nachzudenken in die Burg stürmen. Es klingt grausam, aber ich dürfte wohl am besten wissen, was es bedeutet, jemanden wie Geneva frei herumlaufen zu lassen.«
Antoine nickte sichtlich erleichtert.
Errata setzte sich wieder, und die anderen taten es ihr gleich. »Okay«, stimmte sie zu.
»Außerdem«, fügte Mac hinzu, »müssen wir den Avatar wieder instand setzen, und das wird in mancher Hinsicht das größere Problem.«
»Ich verstehe das mit dem Avatar nicht so ganz«, gab Perry zu. »Woher wissen die Wächter, dass sie ihn wiederbekommen, indem sie das Kind töten?«
Holly zog eine Mappe aus ihrem Rucksack und schlug sie auf. »Ich habe einen Abschnitt in einem Buch gefunden, in dem von einem Ritual die Rede ist, mit dem der Geist vom Körper befreit wird. Es nennt sich Entkörperung.«
»Klingt für mich wie Mord«, murmelte der weibliche Werpuma.
Mac runzelte die Stirn. Der Dämon in ihm sorgte dafür, dass ihm zunehmend heißer wurde.
Die reden über Sylvius.
Wut nagte an ihm und bescherte ihm einen Aschegeschmack im Mund. Er griff nach dem Wasserglas und stürzte die kühle Flüssigkeit hinunter. Dort, wo seine Finger die Kondenstropfen auf dem Glas berührten, stieg Dampf auf.
Caravelli sah ihn fragend an, und Mac zuckte mit den Schultern.
Wenigstens spinne ich nicht, wenn ich behaupte, dass ich ein echt heißer Typ bin.
»Und dieses Ritual soll die Burg vor dem weiteren Zerfall bewahren?«, fragte Antoine.
»So lautet die Theorie«, antwortete Holly.
Perry schien verwirrt. »Wäre der Energiebedarf nicht gewaltig, um eine Geistform wie den Avatar wiederzuerschaffen?«
»Du meinst, ob es zahlreiche Tote erfordert?«, entgegnete Mac finster.
»Pass auf, was du sagst!«, warnte Holly ihn. »Manchmal können solche Zauber einen hören.«
Mac schloss den Mund.
»In dem Abschnitt wurden ein paar Punkte beschrieben«, fuhr Holly fort. »Der Körper muss an einem großen, hohen Gestell befestigt sein. Das zu bauen dauert, und es muss sich in einem sehr großen Raum befinden. Außerdem muss Wasser in der Nähe sein, ein See zum Beispiel oder ein Teich, der magisch in Brand gesteckt wird.«
Mac notierte sich alles auf seinem Block, was Holly erzählte. Er kannte nur einen Teich in der Burg – den
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