Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
„Sie sind praktisch Ratgeber. Die Drozdov entscheiden nichts ohne sie. ʺ
Ich erstickte förmlich an einem Lachen, und Lissa schüttelte den Kopf.
„Du genießt das hier viel zu sehr. ʺ
„Weil es umwerfend ist. Was hast du mich grade gefragt? ʺ Ich wühlte in meiner Tasche und vermehrte durch die Suche nach meinem Lipgloss nur die Unordnung.
Als ich ihn endlich fand, verzog ich das Gesicht. Er war fast leer; ich hatte keine Ahnung, wo ich einen neuen auftreiben sollte.
„Ich habe gefragt, ob du für heute Abend etwas zum Anziehen brauchst ʺ , sagte sie.
„Hm, klar, natürlich brauche ich was. Aber von deinen Sachen passt mir nichts. ʺ
„Was wirst du tun? ʺ
Ich zuckte die Achseln. „Improvisieren, wie immer. Im Grunde ist es mir egal. Ich bin nur froh, dass Kivova mich hingehen lässt. ʺ
Wir hatten heute Abend eine Versammlung. Es war der 1. November, Allerheiligen ‐ was außerdem bedeutete, dass wir jetzt seit fast einem Monat wieder hier waren.
Und es wurde der Besuch einiger Leute vom Hochadel erwartet, darunter Königin Tatiana selbst. Ehrlich, das war es aber nicht, was mich so aufregte. Sie hatte die Akademie schon früher besucht. Es war sogar ziemlich alltäglich und erheblich weniger cool, als es klang. Außerdem hatte ich, nachdem ich unter Menschen und gewählten Führern gelebt hatte, keine allzu hohe Meinung von unseren steifen königlichen Familien. Trotzdem hatte ich die Erlaubnis bekommen hinzugehen, weil alle anderen auch dort sein würden. Es war eine Chance, zur Abwechslung einmal mit richtigen Leuten zusammen und nicht in meinem Zimmer im Wohnheim eingesperrt zu sein. Ein wenig Freiheit war es definitiv wert, ein paar langweilige Reden zu ertragen.
Nach der Schule blieb ich nicht zurück, um mit Lissa zu plaudern, wie ich es sonst tat. Dimitri hatte sein Versprechen, mir zusätzliche Trainingsstunden zu geben, gehalten, und ich versuchte nun, meinen Teil des Versprechens zu halten. Ich hatte jetzt zwei zusätzliche Stunden bei ihm, eine vor und eine nach der Schule. Je mehr ich ihn in Aktion beobachtete, umso mehr verstand ich, warum er als Wächter einen so göttlichen Ruf genoss. Er misste offensichtlich eine ganze Menge ‐ seine sechs Molnia-Zeichen bewiesen es ‐ , und ich brannte darauf, von ihm zu lernen, was er wusste.
Als ich die Turnhalle erreichte, bemerkte ich, dass er ein T-Shirt und locker sitzende Jogginghosen trug, im Gegensatz zu seinen gewohnten Jeans. Es war ein guter Look für ihn. Wirklich gut. Hör auf zu gaffen, ermahnte ich mich sofort.
Er positionierte mich so, dass wir einander auf der Matte gegenüberstanden, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist das erste Problem, dem Sie begegnen, wenn Sie es mit einem Strigoi zu tun haben? ʺ
„Sie sind unsterblich? ʺ
„Denken Sie an etwas Grundlegenderes. ʺ
Etwas noch Grundlegenderes? Ich überlegte. „Sie könnten größer sein als ich. Und stärker. ʺ
Die meisten Strigoi ‐ sofern sie nicht vorher Menschen gewesen waren ‐ hatten die gleiche Größe wie ihre Moroivettern. Außerdem verfügten Strigoi über größere Stärke, bessere Reflexe und schärfere Sinne als Dhampire. Deshalb trainierten Wächter so hart; wir mussten all die natürlichen Vorteile des Feindes durch harte Arbeit kompensieren.
Dimitri nickte. „Das macht es schwierig, aber nicht unmöglich. Im Allgemeinen können Sie die zusätzliche Größe und das zusätzliche Gewicht einer Person gegen sie verwenden. ʺ
Er drehte sich um und demonstrierte mehrere Manöver, wobei er mich darauf hinwies, wohin ich mich bewegen und wie ich jemanden schlagen sollte. Während ich es ihm nachtat, gewann ich einige Erkenntnisse darüber, warum ich im Gruppentraining so regelmäßig Prügel bezog. Ich verinnerlichte seine Techniken sehr schnell und konnte es nicht erwarten, sie tatsächlich anzuwenden. Kurz vor dem Ende unserer Stunde ließ er es mich probieren.
„Also los ʺ , befahl er. „Versuchen Sie einmal, mich zu schlagen. ʺ Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich stürzte vorwärts, wollte einen Schlag landen und wurde prompt abgewehrt und auf die Matte geworfen. Schmerz zuckte durch meinen Körper, aber ich weigerte mich, ihm nachzugeben. Stattdessen sprang ich wieder auf und hoffte, ihn damit zu überrumpeln.
Ich überrumpelte ihn aber nicht.
Nach weiteren gescheiterten Versuchen stand ich auf und hob die Hände zu einer Bitte um Waffenstillstand. „Okay, was mache ich falsch? ʺ
„Nichts. ʺ
Ich war
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