Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
sollten gehen. ʺ
Ich rappelte mich ebenfalls hoch und folgte ihm aus der Turnhalle. Er drehte sich nicht einmal zu mir um, und ich gab mir den ganzen Weg zurück zu meinem Zimmer innerlich einen Tritt nach dem anderen.
Ich war in meinen Mentor verknallt. In meinen älteren Mentor. Ich musste von Sinnen sein. Er war sieben Jahre älter als ich. Alt genug, um mein....hm, okay, nicht alt genug, um irgendetwas zu sein. Aber trotzdem älter als ich. Sieben Jahre waren eine Menge. Er hatte schreiben gelernt, als ich geboren worden war. Als ich gelernt hatte, zu schreiben und meinen Lehrern Bücher an den Kopf zu werfen, hatte er wahrscheinlich gerade Mädchen geküsst. Wahrscheinlich eine Menge Mädchen, wenn man bedachte, wie gut er aussah.
Diese Komplikation konnte ich jetzt gerade so gar nicht in meinem Leben gebrauchen.
In meinem Zimmer fand ich einen passablen Pullover, und nach einer schnellen Dusche ging ich über den Campus zur Rezeption.
Trotz der düsteren Steinmauern, der verstiegenen Statuen und der Türmchen an den Außenseiten der Gebäude war die Akademie im Innern ziemlich modern. Wir hatten WLAN, Leuchtstoffröhren und so ziemlich jede andere technologische Spielerei, die man sich vorstellen sonnte. Vor allem die Mensa hatte eine ziemlich große Ähnlichkeit mit den Cafeterias, in denen ich in Portland und Chicago gegessen hatte, mit schlichten, rechteckigen Tischen, beruhigenden, braungrauen Wänden und ein wenig Platz an der Seite, wo unsere auf zweifelhafte Weise zubereiteten Mahlzeiten serviert wurden. Irgendjemand hatte zumindest gerahmte Schwarz-Weiß ‐ Fotografien an die Wände gehängt, um den Raum zu schmücken.
Aber ich betrachtete Bilder von Vasen und blattlosen Bäumen nicht wirklich als „Kunst ʺ .
Heute Abend hatte es jedoch irgendjemand geschafft, die normalerweise langweilige Mensa in einen richtiggehenden Speisesaal zu verwandeln. Vasen voller dunkelroter Rosen und weißer Lilien, leuchtende Kerzen, Tischdecken aus ‐ ihr glaubt es nicht ‐ blutrotem Leinen. Der Effekt war zauberhaft. Es war kaum zu glauben, dass dies derselbe Raum sein sollte, in dem ich für gewöhnlich Schinken Sandwiches aß. Es sah so aus, als tauge er nun für, na ja, eine Königin.
Die Tische waren in geraden Linien aufgestellt worden und schufen einen Gang in der Mitte des Raumes. Man hatte uns bestimmte Sitzplätze zugewiesen, und natürlich durfte ich auf keinen Fall in der Nähe von Lissa sitzen. Sie saß vorn bei den anderen Moroi; ich saß unten bei den Novizen. Aber als ich eintrat, fing sie dennoch meinen Blick auf und schenkte mir ein Lächeln. Sie hatte sich ein Kleid von Natalie geliehen ‐ blau, seidig und schulterfrei ‐ , das ihre bleichen Lüge auf erstaunliche Weise unterstrich. Wer hätte geahnt, dass Natalie etwas so Schönes besaß? Daneben verlor mein Sweater einige Coolnesspunkte.
Diese formellen Bankette liefen immer nach demselben Schema ab. ʹ Auf einem Podest im vorderen Teil des Raumes stand ein Kopftisch, an dem wir alle mit begeistertem Staunen Königin Tatiana und andere Hochadelige beim Essen beobachten konnten. Wächter säumten die Wände, so steif und förmlich wie Statuen. Dimitri war einer von ihnen. Ein höchst seltsames Gefühl krampfte mir den Magen zusammen, als ich daran dachte, was in der Turnhalle geschehen war. Er starrte geradeaus, als konzentriere er sich gleichzeitig auf nichts und alles im Raum.
Als die Zeit für den Auftritt der hohen Gäste kam, standen wir alle respektvoll auf und beobachteten, wie sie den Gang hinunterschritten. Ich erkannte einige von ihnen, vor allem jene, die Kinder in der Akademie hatten. Victor Dashkov war auch unter ihnen; er ging langsam und auf einen Stock gestützt. Obwohl ich mich freute, ihn zu sehen, krümmte ich mich innerlich, während ich jeden qualvollen Schritt beobachtete, den er durch den Raum machte.
Sobald die erste Gruppe vorüber war, traten vier feierlich in Rot-Schwarz livrierte Wächter in die Mensa. Alle außer den Wächtern an den Wänden sanken zu einer törichten Zurschaustellung von Loyalität auf die Knie.
Was für ein Gewese und Getue, dachte ich erschöpft. Moroimonarchen wurden von ihrem direkten Vorgänger aus dem Kreis der königlichen Familien gewählt.
Der König oder die Königin durften dabei keine ihrer direkten Nachfahren auswählen, und ein Rat, bestehend aus den adeligen und königlichen Familien, durfte die Entscheidung anfechten, sofern ausreichend Grund dazu bestand. Dies geschah
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