Vampire Academy 01 ● Blutsschwestern
Lichtempfindlichkeit der Moroi uns zwang, den größten Teil der Zeit in Dunkelheit zu leben.
Die für Lissas Flur zuständige Hausmutter starrte uns an, als wir erschienen, aber Dimitri war zu einschüchternd, als dass man sich ihm widersetzte. „Sie ist im Badezimmer ʺ , erklärte ich ihnen. Als die Hausmutter Anstalten machte, mir ins Bad zu folgen, wehrte ich sie ab. „Sie ist zu erregt. Lassen Sie mich zuerst allein mit ihr reden. ʺ
Dimitri dachte nach. „Ja. Geben Sie ihnen eine Minute. ʺ
Ich drückte die Tür auf. „Liss? ʺ
Ein leises Geräusch wie ein Schluchzen kam von drinnen. Ich ging an fünf Toilettenkabinen entlang und fand die einzige Tür, die geschlossen war. Behutsam klopfte ich. „Lass mich rein ʺ , sagte ich und hoffte, dass ich gelassen und stark klang.
Ich hörte ein Schniefen. Einige Sekunden später wurde die Tür entriegelt. Auf das, was ich nun sah, war ich nicht vorbereitet. Lissa stand vor mir........ bedeckt mit Blut. Entsetzt unterdrückte ich einen Aufschrei und hätte um ein Haar um Hilfe gerufen.
Als ich sie genauer betrachtete, sah ich aber, dass ein Großteil des Blutes nicht wirklich von ihr stammte. Sie war damit beschmiert, als hätte sie es an den Händen gehabt und sich dann das Gesicht gerieben. Jetzt sank sie zu Boden, ich folgte ihr und kniete vor ihr nieder.
„Bist du okay? ʺ , flüsterte ich. „Was ist passiert? ʺ
Sie schüttelte nur den Kopf, aber ich sah, wie ihr Gesicht zerfiel, als weitere Tränen aus ihren Augen quollen. Ich ergriff ihre Hände. „Komm. Wir machen dich erst einmal sauber.“
Ich brach ab. Sie blutete doch. Vollkommen gerade Linien kreuzten ihre Handgelenke, nicht in der Nähe irgendwelcher lebenswichtigen Adern, aber nahe genug, um feuchte, rote Spuren über ihre Haut zu ziehen. Sie hatte sich nur oberflächlich verletzt, als sie das getan hatte; der Tod war also nicht ihr Ziel gewesen. Sie begegnete meinem Blick.
„Es tut mir leid....ich wollte nicht....bitte, lass nicht zu, dass sie erfahren.... ʺ Sie schluchzte. „Als ich es gesehen habe, bin ich ausgerastet. ʺ Sie deutete auf ihre Handgelenke. „Das hier ist einfach passiert, bevor ich aufhören konnte. Ich war zu aufgeregt.... ʺ
„Schon gut ʺ , sagte ich sofort und fragte mich, was „es ʺ sein mochte. „Komm jetzt. ʺ
Ich hörte ein Klopfen an der Tür. „Rose? ʺ
„Einen Moment ʺ , rief ich zurück.
Ich führte sie zum Waschbecken und spülte das Blut von ihren Handgelenken. Dann griff ich nach dem Erste-Hilfe ‐ Koffer und klebte hastig einige Pflaster auf die Schnitte. Die Blutungen hatten bereits etwas nachgelassen.
„Wir kommen jetzt rein ʺ , rief die Hausmutter.
Ich riss mir das Kapuzensweatshirt vom Leib und reichte es hastig an Lissa weiter. Sie hatte es gerade übergestreift, als Dimitri und die Hausmutter hereinkamen. Er war wie der Blitz bei uns, und mir wurde klar, dass ich zwar Lissas Handgelenke versorgt, aber das Blut auf ihrem Gesicht vergessen hatte.
„Es ist nicht mein Blut ʺ , sagte sie hastig, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. „Es....es ist das Kaninchen.... ʺ
Dimitri musterte sie, und ich hoffte, dass er nicht ihre Handgelenke ansehen würde. Als er sich davon überzeugt zu haben schien, dass sie keine klaffenden Wunden hatte, fragte er: „Was für ein Kaninchen? ʺ Ich stellte mir dieselbe Frage.
Mit zitternden Händen zeigte sie auf den Mülleimer. „Ich habe es dort hineingeworfen. Damit Natalie es nicht zu Gesicht bekommt. ʺ
Dimitri und ich gingen durch den Raum und spähten in den Eimer. Ich zuckte sofort zurück und kämpfte gegen einen starken Brechreiz an. Ich hatte keine Ahnung, woher Lissa wusste, dass es ein Kaninchen war. Alles, was ich sah, war Blut. Blut und blutgetränkte Papierhandtücher. Getrocknetes Blut, das ich nicht identifizieren konnte. Der Geruch war grauenhaft.
Dimitri rückte näher an Lissa heran und beugte sich vor, bis sie auf Augenhöhe waren. „Erzählen Sie mir, was geschehen ist. ʺ Er reichte ihr mehrere Papiertücher.
„Ich bin etwa vor einer Stunde zurückgekommen. Es war einfach da. Auf dem Boden, mitten im Zimmer. Zerfetzt. Es war, als sei es....explodiert. ʺ Sie zog die Nase hoch. „Ich wollte nicht, dass Natalie es findet, wollte nicht, dass sie sich erschreckt.... also habe ich ‐ ich habe sauber gemacht. Dann konnte ich einfach nicht.... ich konnte nicht wieder zurückgehen.... ʺ Sie weinte, ihre Schultern zitterten.
Den Rest konnte ich mir zusammenreimen, den
Weitere Kostenlose Bücher