Vampire Academy 03 ● Schattenträume
sprang ich von meinem Stuhl auf. „Was?”
Dimitri legte eine Hand um meinen Unterarm, seine Finger waren warm und beherrschend. „Setzen Sie sich”, murmelte er mir ins Ohr und zog mich in Richtung des Stuhls. „Nehmen Sie, was Sie kriegen können.”
„Wenn das ein Problem ist, können wir die gleiche Regelung auch für die nächste Woche treffen”, warnte mich Celeste. „Und für die nächsten fünf danach.”
Ich setzte mich und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Danke.”
Die Anhörung zerstreute sich, ich aber blieb erschöpft und geschlagen zurück. War wirklich nur ein einziger Tag vergangen? Gewiss lag die glückliche Erregung, die ich vor dem Praktikum verspürt hatte, schon Wochen zurück und nicht erst einen Tag. Alberta befahl mir, mich auf die Suche nach Christian zu machen, aber Dimitri fragte, ob er kurz mit mir allein sprechen dürfe. Sie stimmte zu und hoffte zweifellos, er werde mich zurechtstutzen.
Der Raum leerte sich, und ich dachte, er setze sich hier und jetzt hin und rede mit mir, stattdessen ging er aber zu einem kleinen Tisch hinüber, auf dem eine Wasserkanne, Kaffee und andere Getränke standen. „Wollen Sie eine Tasse heiße Schokolade?”, fragte er.
Das hatte ich nicht erwartet. „Klar.”
Er kippte vier Päckchen Instant-Schokolade in zwei Styroporbecher und fügte heißes Wasser hinzu. „Das Geheimnis besteht darin, die doppelte Portion zu nehmen”, bemerkte er, als die Becher gefüllt waren.
Er reichte mir die meine zusammen mit einem Holzstäbchen zum Rühren, dann ging er zu einer Nebentür hinüber. In der Annahme, dass ich ihm folgen sollte, huschte ich hinter ihm her, ohne meine heiße Schokolade zu verschütten.
„Wo gehen wir - oh.”
Ich trat durch die Tür und fand mich in einem kleinen, verglasten Wintergarten mit Gartentischen wieder. Ich hatte keine Ahnung, dass es hier so etwas gab - und dass dieser Bau, der den Wächtern vorbehalten war, über einen kleinen Innenhof verfügte, der nun vor uns lag. Ich stellte mir vor, dass man im Sommer die Fenster öffnen und die warme, von Erde und Pflanzen würzige Luft einlassen konnte. Jetzt kam ich mir in diesem Wintergarten wie in einer Art Eispalast vor.
Dimitri klopfte mit der Hand Staub von einem Stuhl. Ich tat das Gleiche und nahm ihm gegenüber Platz. Offenbar kam im Winter kaum jemand her. Der Wintergarten war nicht beheizt, aber wegen der Rundumverglasung etwas wärmer als die Luft draußen. In der kühlen Luft wärmte ich mir die Hände an meinem Becher. Keiner von uns beiden sagte etwas - das einzige Geräusch kam von meinem Atem, als ich auf meine heiße Schokolade blies. Er trank seine sofort. Seit Jahren tötete er Strigoi. Was machte da ein wenig brühheißes Wasser ab und zu aus?
Während wir schweigend dasaßen, betrachtete ich ihn über den Rand meines Bechers hinweg. Er sah mich zwar nicht an, aber ich wusste, dass er wusste, dass ich ihn beobachtete. Wie immer, wenn ich ihn anschaute, fiel mir zuerst sein gutes Aussehen auf. Das weiche dunkle Haar, das er sich häufig hinter die Ohren schob, ohne es zu bemerken, Haar, das niemals so ganz in dem Band in Dimitris Nacken bleiben wollte. Auch seine Augen waren braun und irgendwie sanft und grimmig zugleich. Seine Lippen waren genauso widersprüchlich, stellte ich fest. Wenn er kämpfte oder mit etwas Unangenehmem zu tun hatte, wurden diese Lippen dünn und hart. Aber in unbeschwerteren Zeiten.... wenn er lachte oder küsste.... nun, dann wurden sie eben weich und wunderbar.
Heute verblüffte mich aber nicht nur sein Äußeres. Ich fühlte mich warm und sicher, einfach weil ich mit ihm zusammen war. Er schenkte mir nach meinem schrecklichen Tag Trost. Bei anderen Leuten verspürte ich so oft das Bedürfnis, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, witzig zu sein und immer eine kluge Bemerkung auf den Lippen zu haben. Es war eine Angewohnheit, die ich abschütteln musste, um Wächterin zu sein, da dieser Job so viel Stillschweigen erforderte. Aber bei Dimitri fühlte ich mich niemals so, als müsse ich mehr sein als das, was ich bereits war. Ich brauchte ihn nicht zu unterhalten oder mir Scherze auszudenken oder auch nur zu flirten. Es war genug, einfach zusammen zu sein und sich in der Gegenwart des anderen so absolut wohlzufühlen - abgesehen von einer schwelenden sexuellen Spannung -, dass wir alle Verlegenheit ablegten. Ich atmete aus und trank meinen Kakao.
„Was ist denn eigentlich passiert?”, fragte er schließlich und
Weitere Kostenlose Bücher