Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Bäumen und Blumen bestandenen Grundstück verteilt. Zumindest würden Blumen zu sehen sein, wenn der Frühling kam. Genau wie in Montana war die Vegetation jetzt trostlos unbelaubt.
Eine Gruppe von fünf Wächtern kam uns entgegen, allesamt in schwarzen Anzügen, mit weißen Hemden darunter. Es waren nicht eigentlich Uniformen, aber herkömmlicherweise trugen Wächter zu formellen Anlässen irgendeine ordentliche Kombination. Verglichen damit wirkte unsere Gruppe in Jeans und T-Shirts wie ein Haufen armer Verwandter. Dennoch konnte ich nicht umhin zu denken, dass wir es erheblich bequemer hätten, sollte es zu einem Kampf mit Strigoi kommen.
Die Wächter kannten Alberta und Dimitri - wirklich, diese beiden kannte jeder. Nach einigen Förmlichkeiten entspannten sich alle, und es herrschte eine freundschaftliche Atmosphäre. Wir waren alle begierig darauf, aus der Kälte zu kommen, und unsere Begleiter führten uns zu den Gebäuden. Ich wusste genug über den Königshof, um zu vermuten, dass das größte und schönste dasjenige war, in dem die Moroi alle offiziellen Angelegenheiten regelten. Von außen sah es wie eine Art Palast im gotischen Stil aus, aber hinter der Fassade verbargen sich vermutlich moderne Büros, wie man sie nicht anders bei den Menschen fand.
Wir wurden dort jedoch nicht hingebracht. Man führte uns zu einem angrenzenden Gebäude, das genauso exquisit anzusehen, aber nur halb so groß war. Einer der Wächter erklärte, dass dort alle Gäste und Würdenträger wohnten, die den Hof besuchten. Zu meiner Überraschung bekamen wir jeder ein eigenes Zimmer.
Eddie wollte dagegen protestieren und erklärte unbeirrbar, er müsse bei Lissa bleiben. Dimitri lächelte und sagte ihm, dass dies nicht notwendig sei. An einem Ort wie diesem brauchten Wächter nicht in der Nähe ihrer Moroi zu bleiben. Tatsächlich trennten sie sich sogar häufig, um jeder seiner eigenen Wege zu gehen. Der Hof war mit genauso starken Schutzzaubern belegt wie die Akademie. Und tatsächlich folgten die Wächter von Moroi, die die Akademie besuchten, ihren Schützlingen auch dort nur selten dicht auf dem Fuß. Wir taten das ebenfalls nur während des Praktikums. Eddie stimmte mit einigem Widerstreben zu, und einmal mehr erstaunte mich seine Hingabe.
Alberta sagte einige Worte und wandte sich dann an uns Übrige. „Gewöhnt euch ein wenig ein und haltet euch für das Abendessen in vier Stunden bereit. Lissa, die Königin möchte Sie in einer Stunde sehen.”
Ein Stich der Überraschung durchzuckte Lissa, und sie und ich tauschten einen kurzen, verwirrten Blick. Als Lissa der Königin das letzte Mal begegnet war, hatte Tatjana sie vor der ganzen Schule dafür zurechtgewiesen, dass sie mit mir davongelaufen war. Wir fragten uns beide, weshalb sie Lissa wohl jetzt sprechen wollte.
„Klar”, sagte Lissa. „Rose und ich werden bereit sein.”
Alberta schüttelte den Kopf. „Rose geht nicht mit. Die Königin hat eigens darum gebeten, nur Sie allein zu sprechen.”
Natürlich hatte sie das getan. Welches Interesse sollte die Königin auch an Vasilisa Dragomirs Schatten haben? Eine boshafte Stimme flüsterte in meinem Kopf: ersetzbar, ersetzbar ....
Das dunkle Gefühl erschreckte mich, also schob ich es beiseite. Ich ging in mein Zimmer und fand dort zu meiner Erleichterung einen Fernseher vor. Die Vorstellung, während der nächsten vier Stunden zu faulenzen, klang fantastisch. Der Rest des Raums war ziemlich elegant, sehr modern, mit glatten schwarzen Tischen und weißen Ledermöbeln. Irgendwie wagte ich kaum, mich darauf zu setzen. Ironischerweise war der Raum zwar hübsch, aber keineswegs so üppig ausgestattet wie die „Skihütte”, in der wir die Ferien verbracht hatten.
Ich vermutete, wenn man an den Königshof kam, kam man aus geschäftlichen Gründen und nicht, um Urlaub zu machen.
Ich hatte mich gerade auf die Ledercouch gefläzt und den Fernseher eingestellt, als ich Lissa in meinem Geist spürte. Komm her, ich will reden, sagte sie. Ich richtete mich auf, überrascht über die Nachricht selbst sowie ihren Inhalt. Im Allgemeinen ging es bei unserem Band nur um Gefühle und Eindrücke. Ausdrückliche Bitten wie diese waren selten.
Ich stand auf und ging zum Nebenzimmer. Lissa öffnete mir die Tür. „Hättest du nicht selbst eben rüberkommen können?”, fragte ich sie.
„Entschuldige”, sagte sie und sah aus, als meinte sie es ernst. Es war schwer, mürrisch zu sein, wenn jemand so nett war. „Ich habe
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