Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Dimitri und zog an meinem Arm. „Er hat sein Ziel erreicht. Er hat Sie hierhergeholt, weil er etwas über Lissa erfahren wollte.”
„Viel hat er nicht herausgefunden”, bemerkte ich.
„Sie wären überrascht”, sagte Victor. Er grinste Dimitri an. „Und was macht Sie so sicher, dass ich die Welt nicht doch über Ihre romantischen Fehltritte aufklären werde?”
„Weil es Sie nicht vor dem Gefängnis bewahren wird. Und wenn Sie Rose ruinieren, zerstören Sie selbst die winzigste Chance, die Sie hatten, dass Lissa Ihnen bei Ihrer verdrehten Fantasie helfen werde.” Victor zuckte kaum sichtbar zusammen; Dimitri hatte recht.
Dimitri trat vor und drängte sich so dicht an die Gitterstäbe, wie ich es eine Weile zuvor schon getan hatte. Ich hatte gedacht, ich hätte eine beängstigende Stimme, aber als er seine nächsten Worte sprach, wurde mir klar, dass ich nicht einmal nah dran war. „Und es wäre dann ohnehin alles sinnlos, denn Sie würden im Gefängnis nicht lange genug am Leben bleiben, um Ihre hehren Pläne zu inszenieren. Sie sind nicht der Einzige mit Beziehungen.”
M i r stockte ein wenig der Atem. Dimitri hatte so viele Dinge in mein Leben gebracht: Liebe, Wohlbehagen und Weisheit. Ich hatte mich so sehr an ihn gewöhnt, dass ich manchmal vergaß, wie gefährlich er sein konnte. Er stand da, hochgewachsen und bedroh li ch, während er auf Victor hinabfunkelte, und ein Schauder überlief mich. Ich erinnerte mich daran, dass die Leute damals, als ich in die Akademie zurückgekehrt war, gesagt hatten, Dimitri sei ein Gott. In diesem Augenblick sah er auch so aus wie einer.
Wenn Dimitris Drohung Victor erschreckt hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Der Blick seiner jadegrünen Augen wanderte zwischen uns beiden hin und her. „Ihre und Roses Verbindung ist im Himmel geschlossen worden. Oder wo auch immer.”
„Wir sehen uns im Gerichtssaal”, sagte ich. Dimitri und ich gingen. Auf dem Weg nach draußen wechselte er mit dem diensthabenden Wächter einige wenige Worte auf Russisch.
Aus ihrem Gehabe schlussfolgerte ich, dass Dimitri sich bedankte.
Wir traten nach draußen und gingen durch eine breite, wunderschöne Parkanlage zu unseren Zimmern zurück. Es hatte aufgehört zu hageln, und jetzt war alles - Gebäude und Bäume gleichermaßen - mit Eis bedeckt. Es war, als sei die Welt aus Glas gemacht. Als ich Dimitri anschaute, sah ich, dass er geradeaus starrte. Es war während des Gehens schwer zu erkennen, aber ich hätte schwören können, dass er zitterte.
„Ist mit Ihnen alles in Ordnung?”, fragte ich.
„ Ja . ”
„Sicher?”
„Es geht mir so gut, wie es mir gehen kann.”
„Denken Sie, er wird allen von uns erzählen?”
„Nein.”
Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Schließlich stellte ich die Frage, deren Antwort mich so brennend interessierte. „Haben Sie es ernst gemeint .... dass Sie, wenn Victor doch etwas sagen sollte.... dass Sie dann....” Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, die Worte auszusprechen, die ich dachte: Dass Sie ihn dann töten lassen.
„Ich habe in den oberen Etagen der königlichen Moroi nicht viel Einfluss, aber ich habe jede Menge Einfluss bei den Wächtern, die in unserer Welt die Drecksarbeit tun.”
„Sie haben die Frage nicht beantwortet. Würden Sie es tun?”
„Ich würde eine Menge Dinge tun, um Sie zu beschützen, Roza.”
Mein Herz hämmerte. Er nannte mich nur dann „Roza”, wenn er mir besonders zugetan war. „Es würde nicht direkt dazu dienen, mich zu beschützen. Tatsächlich wäre es - kaltblütiger Mord. So etwas würden Sie nicht tun”, erklärte ich. „Rache ist eher meine Sache. Ich werde ihn töten müssen.”
Ich meinte es als Scherz, aber er fand es nicht witzig. „Reden Sie nicht so. Außerdem spielt es keine Rolle. Victor wird nichts sagen.”
Als wir wieder in unserem Gebäude waren, verließ er mich, um in sein eigenes Zimmer zu gehen. Während ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, kam Lissa um die Ecke im Flur.
„Da bist du ja. Was ist passiert? Du hast das Abendessen verpasst.”
Das hatte ich vollkommen vergessen. „Tut mir leid.... eine Wächter-Angelegenheit hat mich aufgehalten. Das ist eine lange Geschichte.”
Sie hatte sich fürs Abendessen umgezogen. Ihr Haar war noch immer aufgesteckt, nur trug sie jetzt ein maßgeschneidertes Kleid aus silberfarbener Rohseide. Sie sah wunderschön aus: königlich. Ich dachte an Victors Worte
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