Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Etwas grell vielleicht, aber ich fand tatsächlich, dass es cool aussah, und es war ja nicht so, als würde der Lack lange halten. Lissa entschied sich für ein helles Rose, eine Farbe, die so kultiviert und elegant war wie sie selbst. Ihre Nägel wurden jedoch erheblich schneller lackiert als meine, weil meine Maniküre lange brauchte, um meine Hände weich zu bekommen und die Nägel zu feilen. Lissa war lange vor mir fertig.
Als wir beide schließlich so glamouröse Hände hatten, hielten wir sie stolz nebeneinander hoch. „Du siehst bezaubernd aus, Darling”, erklärte sie hochtrabend.
Lachend gingen wir zur Massage hinüber. Lissa hatte uns ursprünglich für sehr ausgiebige Massagen angemeldet, aber die Maniküre hatte schon einiges an Zeit gekostet. Also machten wir aus der Ganzkörpermassage eine Fußmassage, was nur gut war, da wir aufgrund unseres noch feuchten Nagellacks keine Bademäntel oder Ähnliches hätten anziehen können. So brauchten wir nur unsere Schuhe auszuziehen und unsere Hosenbeine hochzukrempeln. Ich saß auf einem Stuhl, während meine Füße in warmem, blubberndem Wasser eingeweicht wurden.
Jemand gab etwas in die Wanne, das nach Veilchen roch, aber ich achtete nicht allzu sehr darauf. Ich war von meinen Händen zu verzaubert. Sie waren so - großartig. Die Nagelpflegerin hatte sie poliert und mit Feuchtigkeitscreme eingerieben, bis sie seidig und weich waren. Meine Nägel hatten sich in glänzende, goldfarbene Ovale verwandelt.
„Rose”, hörte ich Lissa sagen.
„Hm?” Die Dame hatte auch eine Schicht Klarlack über dem Gold aufgetragen. Ich fragte mich, ob die Nägel dadurch eine längere Lebensdauer hätten.
„Rose.” Da ich spürte, dass Lissa meine ungeteilte Aufmerksamkeit wünschte, blickte ich endlich von meinen umwerfenden Händen auf.
Sie grinste von einem Ohr zum anderen. Ich konnte spüren, dass die Aufregung in ihr neuerlich zu lodern begonnen hatte: Es handelte sich um das Geheimnis, das sie gehütet hatte, während wir auf dem Weg hierher gewesen waren.
„Was ist los?”, fragte ich.
Sie senkte den Blick. „Rose, das ist Ambrose.”
Ich schaute geistesabwesend zu dem Masseur hin, der zu meinen Füßen stand. „He, Ambrose, wie geht es....” Ich unterbrach mich, bevor mir Worte wie heilige Scheiße über die Lippen kamen.
Der Junge, der meine Füße massierte, konnte nicht viel älter sein als ich. Er hatte lockiges schwarzes Haar und überall Muskeln. Ich wusste das mit Bestimmtheit, denn sein Oberkörper war nackt und bot einen überaus.... erfreulichen Anblick. Das dunkle Gold seiner Haut war eine Farbe, die man nur durch ein Übermaß an Sonne erlangte, was darauf hindeutete, dass er ein Mensch war. Die Bissnarben an seinem Hals bestätigten es. Ein hübscher, junger Spender. Sehr hübsch. Seine Attraktivität wirkte jedoch beinahe unwirklich. Dimitri war schon umwerfend, aber er hatte kleine Mängel, die ihn noch umwerfender erscheinen ließen. Ambrose war dagegen zu vollkommen, wie ein Kunstwerk. Ich wollte mich nicht in seine Arme stürzen oder so, aber er war auf jeden Fall schön anzusehen.
Lissa, die sich noch immer um mein Liebesleben sorgte, hatte offenbar gedacht, er sei genau das, was ich brauchte. Sie selbst wurde von einer Frau massiert.
„Es ist sehr schön, Sie kennenzulernen, Rose”, sagte Ambrose. Er hatte eine melodische Stimme.
„Ganz meinerseits”, erwiderte ich mit jäher Verlegenheit, während er meine Füße aus dem Wasser hob und abtrocknete. Besonders verlegen machten mich diese Füße - meine Füße. Sie waren nicht abstoßend oder so, da sie den Elementen normalerweise nicht besonders häufig ausgesetzt wurden. Ich wünschte nur irgendwie, sie wären ebenfalls aufpoliert worden, wenn dieses männliche Model schon so viel damit zu tun hatte.
Lissa, klug genug, um zu spüren, dass ich aus dem Gleichgewicht geraten war, konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Ich hörte ihre Gedanken in meinem Kopf: Süß, hm? Ich warf ihr einen Blick zu, weil ich nicht die Absicht hatte, meine Gedanken laut auszusprechen. Er ist Tatjanas persönlicher Masseur. Das macht dich praktisch zu einem königlichen Moroi. Ich seufzte laut, um sie wissen zu lassen, dass sie nicht so komisch war, wie sie glaubte. Und wenn ich sage persönlich, dann meine ich auch persönlich.
Ich fuhr überrascht hoch und trat dabei unbeabsichtigt mit einem Fuß aus. Glücklicherweise fing Ambrose den Fuß mit geschickten Händen auf, bevor er in seinem
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