Vampire Academy 03 ● Schattenträume
waren. Aber nein. Wir kommen aus solchen Verbindungen mit perfekten Dhampirgenen, halb und halb, und vermischen einige der besten Charakterzüge beider Kassen. Die meisten Dhampire stammen von Dhampir-Frauen und Moroi-Männern ab. Jahrhundertelang haben diese Frauen ihre Kinder fortgeschickt und sie anderswo großziehen lassen, um ihre Pflichten als Wächterinnen wieder selbst aufnehmen zu können. Das hatte auch meine Mutter so gehalten.
Doch im Laufe der Zeit hatten einige Dhampir-Frauen beschlossen, ihre Kinder selbst großzuziehen. Sie weigerten sich, Wächterinnen zu sein, und hatten stattdessen kleine Gemeinschaften untereinander gebildet. Das war es auch, was Dimitris Mutter getan hatte. Diese Frauen waren von vielen hässlichen Gerüchten umgeben, weil Moroi-Männer sie häufig besuchten - in der Hoffnung auf billigen Sex. Dimitri hatte mir erzählt, dass viele dieser Geschichten übertrieben waren und die meisten Dhampir-Frauen nicht so leicht zu haben gewesen seien.
Die Gerüchte entsprangen dem Umstand, dass diese Frauen beinahe immer ledige Mütter waren, die keinen Kontakt zu den Vätern ihrer Kinder hatten - und weil einige Dhampire Moroi beim Sex erlaubten, Blut zu trinken. Dies war eben etwas Perverses und Schmutziges in unserer Kultur, und aus diesem Tun entsprang auch der Spitzname für jene Dhampir-Frauen: Bluthuren.
Aber ich hatte niemals auch nur daran gedacht, dass es eine männliche Bluthure geben könnte.
In meinem Kopf drehte sich alles. „Die meisten Männer, die keine Wächter werden wollen, laufen einfach davon”, bemerkte ich. Das geschah zwar selten, kam aber durchaus vor. Diese Jungen flohen aus ihren Wächterschulen und tauchten unter, um unerkannt unter Menschen zu leben. Das war ebenfalls ein schändliches Verhalten.
„Ich wollte nicht weglaufen”, sagte Ambrose, der das Ganze sehr wohlgelaunt aufzunehmen schien. „Aber ich wollte auch nicht gegen Strigoi kämpfen. Also habe ich das getan.” Lissa war verblüfft. Bluthuren hielten sich an den äußeren Rändern unserer Welt. Eine Bluthure unmittelbar vor sich zu haben - und nichts Geringeres als einen Mann -, das war unglaublich.
„Ist es denn besser, als ein Wächter zu sein?”, fragte ich fassungslos.
„Hm, mal sehen. Wächter verbringen all ihre Zeit damit, auf andere aufzupassen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen und schlechte Schuhe zu tragen. Ich? Ich habe großartige Schuhe, massiere gegenwärtig ein hübsches Mädchen und schlafe in einem umwerfenden Bett.”
Ich verzog das Gesicht. „Lassen Sie uns lieber nicht darüber reden, wo Sie schlafen, okay?”
„Und Blut zu geben, ist nicht so schlimm, wie Sie denken. Ich gebe nicht so viel wie ein Spender, aber das High ist ziemlich nett.”
„Lassen Sie uns auch darüber nicht reden”, sagte ich. Auf keinen Fall würde ich zugeben, dass ich wusste, dass Moroi-Bisse tatsächlich ,,ziemlich nett” waren.
„Schön. Aber sagen Sie, was Sie wollen, mein Leben ist jedenfalls schön.” Er bedachte mich mit einem schiefen Lächeln.
„Aber sind die Leute nicht .... hm, sind sie nicht gemein zu Ihnen? Sie müssen doch Dinge sagen....”
„Oh ja”, pflichtete er mir bei. „Schreckliche Dinge. Man bedenkt mich mit vielen hässlichen Ausdrücken. Aber wissen Sie, wer mir am meisten zusetzt? Andere Dhampire. Die Moroi lassen mich meistens in Ruhe.”
„Das liegt daran, dass sie nicht verstehen, wie es ist, ein Wächter zu sein.“Mit einigem Unbehagen dachte ich, dass ich genau so klang wie meine Mutter. „Das ist unsere Bestimmung als Dhampire.”
Ambrose erhob sich, schüttelte die Beine aus und bot mir einen vollen Blick auf seine muskulöse Brust. „Sind Sie sich sicher? Wie würde es Ihnen gefallen herauszufinden, wozu Sie wirklich bestimmt sind? Ich kenne jemanden, der es Ihnen vielleicht sagen könnte.”
„Ambrose, tu das nicht”, stöhnte Lissas Nagelpflegerin. „Diese Frau ist verrückt.”
„Sie ist eine Hellseherin, Eve.”
„Sie ist keine Hellseherin, und du darfst die Dragomir-Prinzessin nicht zu ihr bringen.”
„Die Königin selbst lässt sich von ihr beraten”, wandte er ein.
„Auch das ist ein Fehler”, brummte Eve.
Lissa und ich tauschten einen Blick. Sie hatte sich an dem Wort Hellseherin verbissen. Hellseher und Wahrsager wurden im Allgemeinen mit der gleichen Einstellung betrachtet wie Geister - nur dass Lissa und ich in jüngster Zeit erfahren hatten, dass hellseherische Fähigkeiten, die wir bisher für die reinste
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