Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Deutung etwas zu berechnen, als es leise an der Tür klopfte. Sie wurde geöffnet, und zu meiner Überraschung streckte Dimitri den Kopf herein. Sein Blick fiel auf Lissa und mich.
„Ah, man hat mir gesagt, ich würde Sie hier finden.” Er kam herein und bemerkte Rhonda. Zu meiner weiteren Überraschung neigte er tief und respektvoll den Kopf und sagte sehr höflich: „Ich entschuldige mich für die Störung, aber ich muss die beiden zu ihrem Flug bringen.”
Rhonda musterte ihn - aber nicht auf eine taxierende Weise. Es war eher so, als sei er ein Rätsel, das sie lösen wollte. „Es gibt nichts, wofür Sie sich entschuldigen müssten. Aber vielleicht haben Sie Zeit für eine eigene Deutung?” Angesichts unserer ähnlichen Auffassungen von Religion erwartete ich, dass Dimitri ihr erklärte, er habe keine Zeit für ihre Wahrsagerei.
Doch sein Gesicht blieb ernst, und schließlich nickte er, setzte sich neben mich und ließ mich den süßen Duft von Leder und Rasierwasser riechen. „Vielen Dank.” Seine Worte klangen immer noch absolut höflich.
„Ich werde es kurz machen.” Rhonda mischte meine nutzlosen Karten schon wieder unter. In Rekordzeit hatte sie sie so weit, dass Dimitri abheben konnte, und legte drei Karten vor ihn hin. Der Ritter der Stäbe, das Rad des Schicksals und die Fünf der Kelche. Die Karten sagten mir gar nichts. Der Ritter der Stäbe war das, wonach es auch klang: ein Mann zu Pferd mit einem langen Holzspeer. Das Rad des Schicksals war ein Kreis mit seltsamen Symbolen, die in Wolken schwebten. Die Fünf der Kelche zeigte fünf umgeworfene Kelche, aus denen Flüssigkeit auslief, während ein Mann mit dem Rücken zu ihnen stand.
Ihr Blick flackerte über die Karten, dann sah sie Dimitri an und schließlich wieder die Karten. Ihr Gesichtsausdruck war leer. „Sie werden verlieren, was Ihnen das Kostbarste ist, also schätzen Sie es, solange Sie können.” Sie zeigte auf das Rad des Schicksals. „Das Rad dreht sich, dreht sich immer.”
Die Deutung war zwar nicht so gut wie die von Lissa, aber er hatte doch verdammt viel mehr bekommen als ich. Lissa stieß mir in einer schweigenden Warnung, still zu sein, den Ellbogen in die Rippen, was mich zuerst verblüffte. Ohne es auch nur zu bemerken, hatte ich den Mund geöffnet, um zu protestieren. Ich klappte ihn wieder zu und funkelte in die Runde.
Dimitris Gesicht war dunkel und nachdenklich, während er die Karten betrachtete. Ich hatte keine Ahnung, ob er etwas über diese Dinge wusste, aber er starrte die Bilder an, als enthielten sie wirklich alle Geheimnisse dieser Welt. Endlich nickte er Rhonda abermals respektvoll zu. „Danke.”
Sie nickte zurück, dann erhoben wir drei uns, um unser Flugzeug noch zu bekommen. Ambrose erklärte uns, dass die Deutungen auf ihn gingen und er die Rech n ung anschließend bei Suzanne begleichen werde. „Das war es wert”, sagte er zu mir. „Es war es wert zu sehen, wie gründlich Sie über Ihr Schicksal nachgedacht haben.”
Ich lachte spöttisch. „Nichts für ungut, aber diese Karten haben mich kaum dazu gebracht, über irgendetwas nachzudenken.” Wie alles andere auch brachte ihn diese Bemerkung lediglich zum Lachen.
Wir wollten Suzannes kleinen Warteraum gerade wieder verlassen, als Lissa plötzlich zu Rhondas offener Tür zurücklief. Ich folgte ihr.
„ Ähm , Entschuldigung”, sagte Lissa.
Rhonda, die die Karten gemischt hatte, blickte mit bekümmerter Miene auf. „Ja?”
„Dies wird merkwürdig klingen, aber.... ähm , könnten Sie mir verraten, in welchem Element Sie sich spezialisiert haben?”
Ich konnte spüren, dass Lissa den Atem anhielt. Sie wünschte sich so sehr, dass Rhonda sagen würde, sie hätte sich gar nicht spezialisiert, was häufig ein Zeichen dafür war, dass jemand über Geist verfügte. Es gab noch so viel zu lernen, und Lissa wünschte sich sehnlichst, andere zu finden, die sie unterrichten konnten - und insbesondere wünschte sie sich, dass jemand sie lehrte, die Zukunft zu weissagen. „Luft”, antwortete Rhonda. Eine leise Brise raschelte durch ihr Haar, um ihre Worte zu unterstreichen. „Warum?”
Lissa stieß den Atem aus, und Enttäuschung flutete durch unser Band in meine Richtung. „Kein Grund. Noch mal danke.”
Draußen auf der Landebahn stand Christian vor dem Eingang zum Flugzeug, zusammen mit einigen der anderen Wächter. Lissa lief auf ihn zu und ließ mich und Dimitri allein. Dimitri hatte während des ganzen Rückwegs vom Kurhotel
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