Vampire Academy 04
durch und durch geschäftsmäßig. „Hast du eine Entscheidung getroffen?“
Kein Hallo. Kein Wie geht es dir? . Mutlosigkeit machte sich breit. Dies war nicht Dimitri.
„Ich habe noch mehr Fragen.“
Ich ging zum Bett und legte mich lässig darauf, so wie wir es immer getan hatten. Er folgte mir einige Sekunden später, setzte sich auf die Bettkante und blickte auf mich herab.
„Wie lange wird es dauern?“, fragte ich. „Wenn du mich erweckst? Geschieht die Verwandlung sofort?“
Einmal mehr begann ich mit meinem Verhör. Ehrlich gesagt, gingen mir langsam die Fragen aus, und an diesem Punkt wollte ich im Grunde auch gar nichts über die Feinheiten hören, wie man zum Strigoi wurde. Mit jedem Augenblick, der verstrich, wuchs meine Aufregung ins Unermessliche. Ich musste handeln. Ich musste meine unter Umständen kurzlebige Chance nutzen.
Und doch … bevor ich handeln konnte, musste ich mich davon überzeugen, dass er wirklich nicht Dimitri war. Das war dumm. Ich hätte mir inzwischen sicher sein sollen. Ich konnte die körperlichen Veränderungen doch sehen. Ich hatte auch seine Kälte erlebt, seine Brutalität. Sogar direkt nach einem Mord hatte ich ihn gesehen. Dies war nicht der Mann, den ich geliebt hatte. Und doch … während dieses einen flüchtigen Augenblicks vorhin …
Mit einem Seufzen streckte Dimitri sich neben mir aus. „Rose“, unterbrach er mich, „wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du schindest Zeit.“ Ja, sogar als Strigoi wusste Dimitri, wie ich dachte und plante. Mir wurde klar, dass ich aufhören musste, mich dumm zu stellen, wenn ich überzeugend sein wollte. Ich würde mich wieder daran erinnern müssen, Rose Hathaway zu sein.
Ich setzte einen Ausdruck der Empörung auf. „Natürlich tue ich das! Das ist schließlich eine große Sache. Ich bin hierhergekommen, um dich zu töten, und jetzt bietest du mir an, mich dir anzuschließen. Glaubst du etwa, das fällt mir leicht?“
„Glaubst du denn, es ist mir leichtgefallen, so lange zu warten?“, versetzte er. „Die Einzigen, die eine Wahl bekommen, sind Moroi, die freiwillig töten, wie die Ozeras. Niemand sonst bekommt eine Wahl. Ich habe auch keine Wahl gehabt.“
„Und bedauerst du das nicht?“
„Nein, jetzt nicht mehr. Jetzt, da ich bin, der zu sein mir bestimmt war.“ Er runzelte die Stirn. „Lediglich mein Stolz ist verletzt – weil Nathan mich gewaltsam erweckt hat und sich jetzt so benimmt, als stünde ich in seiner Schuld. Was auch der Grund dafür ist, warum ich so freundlich bin, dir jetzt die Wahl zu lassen, nämlich um deines Stolzes willen.“
Freundlich, hm? Ich sah ihn an, und es zerriss mir wieder das Herz. Es war fast, als erhielte ich abermals die Nachricht von seinem Tod. Auf einmal hatte ich Angst, dass ich vielleicht weinen würde. Nein. Keine Tränen. Dimitri sprach immer von Jägern und Gejagten. Ich musste der Jäger sein.
„Du schwitzt“, sagte er plötzlich. „Warum?“
Verdammt, verdammt, verdammt. Natürlich schwitzte ich. Immerhin dachte ich darüber nach, den Mann zu pfählen, den ich liebte – oder den ich zu lieben geglaubt hatte. Und zusätzlich zu dem Schweiß, davon war ich überzeugt, verströmte ich vor Aufregung bestimmt haufenweise Pheromone. Auch das konnten Strigoi riechen.
„Weil ich Angst habe“, flüsterte ich. Ich stemmte mich hoch, streichelte ihm übers Gesicht und versuchte, mir seine Züge genau einzuprägen. Die Augen. Das Haar. Die Form seiner Wangenknochen. In meiner Vorstellung überlagerte ich sie mit den Dingen, die ich in Erinnerung hatte. Dunkle Augen. Gebräunte Haut. Ein süßes Lächeln. „Ich … ich denke, ich bin so weit, aber es ist … ich weiß nicht. Es ist so eine große Sache.“
„Es wird die beste Entscheidung deines Lebens sein, Roza.“
Meine Atmung beschleunigte sich, und ich betete, er möge denken, das liege an meiner Angst vor der Verwandlung. „Erzähl es mir noch einmal. Ein letztes Mal noch. Warum willst du mich unbedingt erwecken?“
Ein leicht überdrüssiger Ausdruck legte sich auf seine Züge. „Weil ich dich will. Ich habe dich immer gewollt.“
Und das war der Moment, in dem ich es wusste. Endlich begriff ich das Problem. Er hatte mir wieder und wieder dieselbe Antwort gegeben, und jedes Mal hatte mich irgendetwas daran gestört. Ich war jedoch nie in der Lage gewesen, es in Worte zu fassen. Jetzt konnte ich es. Er wollte mich. Er wollte mich besitzen, so wie Leute Reichtümer oder Sammelobjekte
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