Vampire Academy 05
wenig anders, jetzt die gleiche Einstellung gehabt hätte. Aber wir hatten hier nun einmal keine Trainingssitzung. Er würde nicht lächeln und die Augen verdrehen. Dies war der Ernstfall. Es ging um Leben und Tod.
„Ich bin dir für das, was du getan hast, dankbar“, sagte er förmlich, während er immer noch um Kontrolle über seine Gefühle rang. Es war ein weiterer Charakterzug, den wir teilten: Wir beide arbeiteten ständig daran, die Kontrolle zu behalten. Er war darin immer besser gewesen als ich. „Ich stehe tatsächlich in deiner Schuld. Und es ist eine Schuld, die ich nicht begleichen kann. Wie ich schon sagte. Mich aus deinem Leben herauszuhalten, ist das Beste, was ich tun kann.“
„Wenn du ein Teil von Lissas Leben bist, dann kannst du mir aber nicht aus dem Weg gehen.“
„Leute können im gleichen Raum existieren, ohne … ohne dass da mehr ist“, erklärte er energisch. Diese Bemerkung war so typisch für Dimitri. Logik im Kampf gegen Gefühl.
Und dies war der Moment, in dem ich die Fassung endgültig verlor. Wie gesagt, er war geschickter darin, die Kontrolle zu behalten. Ich? Nicht so sehr.
Ich warf mich gegen die Gitterstäbe, und zwar so schnell, dass selbst Mikhail zusammenzuckte. „Aber ich liebe dich!“, zischte ich. „Und ich weiß, dass du mich ebenfalls liebst. Denkst du denn wirklich, du könntest den Rest deines Lebens damit verbringen, das zu ignorieren, wenn du in meiner Nähe bist?“
Das Problem war allerdings, dass Dimitri an der Akademie sehr lange Zeit davon überzeugt gewesen war, dass er genau das tun könne. Und er war auch bereit gewesen, sein Leben damit zu verbringen, seinen Gefühlen für mich nicht nachzugeben.
„Du liebst mich“, wiederholte ich. „Ich weiß, dass du es tust.“ Ich streckte den Arm durch die Gitterstäbe. Ich war weit davon entfernt, ihn berühren zu können, aber ich streckte dennoch verzweifelt die Finger aus, als könnten sie plötzlich irgendwie wachsen und imstande sein, die Berührung herzustellen. Das war alles, was ich brauchte. Eine einzige Berührung von ihm, um zu wissen, dass ich ihm noch immer etwas bedeutete. Eine einzige Berührung, um die Wärme seiner Haut zu fühlen und …
„Stimmt es nicht“, sagte Dimitri leise, „dass du eine Beziehung mit Adrian Ivashkov hast?“
Mein Arm fiel herunter.
„W… – wo hast du das gehört?“
„Dinge sprechen sich eben herum“, sagte er, ebenso wie Mikhail es zuvor getan hatte.
„Das tun sie gewiss“, murmelte ich.
„Also, hast du eine Beziehung mit ihm?“, fragte er eindringlicher.
Ich zögerte, bevor ich antwortete. Wenn ich ihm jetzt die Wahrheit sagte, würde er einen Grund mehr haben, darauf zu pochen, dass wir nicht wieder zusammenkommen konnten. Es war mir jedoch unmöglich, ihn zu belügen.
„Ja, aber …“
„Gut.“ Ich war mir nicht sicher, was für eine Reaktion ich von ihm erwartet hatte. Eifersucht? Schock? Stattdessen wirkte er, als er sich an die Wand lehnte … eher erleichtert. „Adrian ist ein besserer Mann, als die meisten denken. Er wird dir guttun.“
„Aber …“
„Dort liegt deine Zukunft, Rose.“ Ein wenig von dieser weltmüden Hoffnungslosigkeit kehrte zurück. „Du verstehst nicht, wie es ist, das durchzumachen, was ich durchgemacht habe – ein Strigoi zu sein und aus diesem Zustand zurückzukehren. Es hat alles verändert. Es ist nicht nur so, dass das, was ich dir angetan habe, unverzeihlich wäre. All meine Gefühle für dich … sie haben sich verändert. Ich empfinde nicht mehr so wie früher. Ich mag zwar wieder ein Dhampir sein, aber nach dem, was ich durchgemacht habe … nun, ich habe Narben davongetragen. Es hat meine Seele verändert. Ich kann jetzt niemanden mehr lieben. Ich kann auch dich nicht lieben – ich liebe dich nicht. Es ist nichts mehr zwischen dir und mir.“
Das Blut gefror mir in den Adern. Ich weigerte mich, seine Worte zu glauben, nicht nach der Art, wie er mich zuvor angesehen hatte. „Nein! Das ist nicht wahr! Ich liebe dich doch, und du …“
„Wachen!“, schrie Dimitri, und seine Stimme erklang so laut, dass es ein Wunder war, dass nicht das ganze Gebäude erbebte. „Schafft sie hier weg. Schafft sie hier weg!“
Mit erstaunlichen Wächterreflexen waren die Wachen wie der Blitz bei der Zelle. Als Gefangener war Dimitri zwar nicht in der Position, Forderungen zu stellen, aber die hier Zuständigen würden gewiss keine Situation fördern, die für Aufruhr sorgte. Sie begannen schon,
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