Vampire Academy 05
sagen kann. Hat der Rest geholfen?“
Ich betrachtete noch einmal kurz die Karten. Herzeleid. Ein Feind. Anklagen. Gefangenschaft. Reise. „Einiges von dem hier erzählt mir Dinge, die ich bereits weiß. Der Rest beschert mir nur noch mehr Fragen.“
Sie lächelte wissend. „So ist es meistens.“
Ich dankte ihr für die Deutung, insgeheim froh darüber, dass ich nicht dafür bezahlen musste. Ambrose begleitete mich hinaus, und ich versuchte, die Stimmung abzuschütteln, die mir Rhondas Weissagung beschert hatte. Ich hatte ja schon genug Probleme in meinem Leben, ohne mich auch noch von dummen Karten beunruhigen zu lassen.
„Werden Sie zurechtkommen?“, fragte er, als wir schließlich wieder im Freien waren. Die Sonne stieg höher am Himmel hinauf. Der Königshof würde bald zu Bett gehen und einen turbulenten Tag zu Ende gehen lassen. „Ich … ich hätte Sie nicht hergebracht, wenn ich gewusst hätte, wie sehr es Sie aufregen würde.“
„Nein, nein“, sagte ich. „Es liegt ja nicht an den Karten. Nicht direkt jedenfalls. Es sind alle möglichen anderen Dinge … und über eins davon sollten Sie wahrscheinlich Bescheid wissen.“
Ich hatte den Erlass nicht gleich zu Beginn unserer Begegnung zur Sprache bringen wollen, aber als Dhampir hatte er das Recht zu erfahren, was geschehen war. Sein Gesicht war vollkommen reglos, während ich sprach, bis auf seine dunkelbraunen Augen, die sich weiteten, während ich berichtete.
„Das muss ein Irrtum sein“, sagte er schließlich. „Sie würden so etwas nicht tun. Sechzehnjährigen würden sie das nicht antun.“
„Tja, hm, ich habe das auch nicht geglaubt, aber es war ihnen offenbar ernst genug, um mich hinauszuwerfen, nachdem ich ihre Entscheidung, ehm, hinterfragt habe.“
„Ich kann mir gut vorstellen, wie das ausgesehen hat. Dies wird nur dazu führen, dass noch mehr Dhampire beschließen, keine Wächter zu werden … Es sei denn natürlich, dass das junge Alter eine Gehirnwäsche erleichtert.“
„Ein ziemlich heikles Thema für Sie, hm?“, fragte ich. Schließlich war er selbst ein Dhampir, der nicht Wächter hatte werden wollen.
Er schüttelte den Kopf. „Der Verbleib in dieser Gesellschaft war für mich fast unmöglich. Wenn eins dieser Kinder tatsächlich beschließt abzugehen, wird es nicht die gleichen mächtigen Freunde haben, die ich hatte. Diese Dhampire werden Ausgestoßene sein. Das ist alles, was dieser Erlass bewirken wird. Entweder wird er Teenager töten oder sie von ihren eigenen Leuten abschneiden.“
Ich fragte mich, welche mächtigen Freunde er gehabt hatte, aber dies war kaum der Zeitpunkt, in seine Lebensgeschichte einzutauchen. „Nun, das scheint dem königlichen Miststück egal zu sein.“
Der nachdenkliche, geistesabwesende Ausdruck in seinen Augen schärfte sich plötzlich. „Nennen Sie sie nicht so“, warnte er mich mit einem wütenden Blick. „Dies ist nicht ihre Schuld.“
Mo-ment. Stichwort Überraschung. Ich hatte den erotischen, charismatischen Ambrose kaum je einmal anders als freundlich erlebt. „Aber natürlich ist es ihre Schuld! Schließlich ist sie die oberste Herrscherin der Moroi, erinnern Sie sich?“
Die Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich. „Der Rat hat doch auch abgestimmt. Nicht sie allein.“
„Ja, aber sie hat sich für diesen Erlass ausgesprochen. Ihre Stimme hat den Ausschlag gegeben.“
„Sie muss einen Grund dafür gehabt haben. Sie kennen sie nicht so wie ich. Sie würde etwas Derartiges nicht wollen.“
Ich setzte gerade zu der Frage an, ob er von Sinnen sei, hielt jedoch inne, als ich mich an seine Beziehung zur Königin erinnerte. Diese romantischen Gerüchte bereiteten mir Übelkeit, aber wenn sie der Wahrheit entsprachen, nahm ich an, dass er möglicherweise eine legitime Sorge um sie verspürte. Außerdem kam ich zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich das Beste war, dass ich sie nicht so kannte, wie er es tat. Die Bisswunden an seinem Hals ließen gewiss auf irgendeine Art von intimen Aktivitäten schließen.
„Was auch immer zwischen Ihnen und ihr entstanden ist, es ist Ihre Angelegenheit“, erklärte ich gelassen. „Aber sie hat ihre Beziehung benutzt, um Sie glauben zu machen, sie sei jemand, der sie nicht ist. Das hat sie auch bei mir getan, und ich bin darauf hereingefallen. Es ist alles eine Scharade.“
„Das glaube ich nicht“, sagte er, immer noch mit steinerner Miene. „Als Königin wird sie in alle möglichen harten Situationen gestoßen. Es muss
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