Vampire Academy 05
zu setzen vermochte.
„Natürlich“, sagte er und stand auf. Er öffnete eine Schreibtischschublade und reichte Mia einen Schlüsselbund, den sie prompt mir übergab. „Der Code ist vier drei eins zwei fünf sieben acht.“
Ich prägte mir die Zahlenfolge ein, und er winkte uns durch die allmächtige Tür. Dahinter breiteten sich in alle Richtungen Flure aus. Er zeigte auf den Flur zu unserer Rechten. „Dort entlang. Gehen Sie am Ende nach links, dann zwei Treppen nach unten, und dort ist es die Tür auf der rechten Seite.“
Mia sah mich an, um sich davon zu überzeugen, dass ich verstanden hatte. Ich nickte, und sie wandte sich wieder an Don. „Jetzt sorgen Sie dafür, dass die Überwachung ausgeschaltet wird.“
„Bringen Sie uns dorthin“, sagte Lissa energisch.
Don konnte ihrem Befehl nicht widerstehen, und sie und Mia folgten ihm und ließen mich allein zurück. Dieser Teil des Plans hing ganz von mir ab, und ich eilte den Flur hinunter. Die Einrichtung mochte zwar nur leicht bemannt sein, aber ich konnte ja trotzdem jemandem über den Weg laufen – und ich würde keinen Zwang haben, um mich herauszureden und Ärger zu vermeiden.
Dons Anweisungen waren absolut korrekt, aber ich war dennoch nicht vorbereitet, als ich den Code eintippte und das Gewölbe betrat. Ungezählte Reihen von Aktenschränken erstreckten sich durch eine riesige Halle. Ich vermochte das Ende der Halle gar nicht zu sehen. Jeder Schrank hatte fünf Schubladen, und das schwache Licht der Leuchtstoffröhren und die schaurige Stille verliehen dem Ganzen eine unheimliche Atmosphäre. Alle Informationen der Wächter aus den Tagen vor dem digitalen Zeitalter. Gott allein wusste, wie weit diese Unterlagen zurückgingen. Bis ins europäische Mittelalter? Ich war überwältigt und fragte mich, ob ich dies überhaupt durchziehen konnte.
Ich ging zum ersten Schrank zu meiner Linken und war erleichtert zu sehen, dass er etikettiert war. AA 1 stand dort zu lesen. Darunter lagen AA 2 und so weiter. O je. Ich würde mich durch mehrere Aktenschränke hindurcharbeiten müssen, um auch nur die As zu erledigen. Immerhin war ich dafür dankbar, dass die Organisation einer einfachen alphabetischen Reihenfolge folgte. Doch jetzt verstand ich, warum sich diese Schränke bis in alle Ewigkeit erstreckten. Ich musste mehr als drei Viertel des Weges durch den Raum zurücklegen, um zu den Ts zu gelangen. Und erst als ich mich zu der mit TA 27 beschrifteten Schublade vorgearbeitet hatte, fand ich die Akte für das Tarasov-Gefängnis.
Ich schnappte nach Luft. Die Akte war dick, mit allen möglichen Dokumenten gefüllt. Da waren Seiten über die Geschichte des Gefängnisses und seine Migrationsmuster, ebenso wie Etagenpläne für jeden seiner Standorte. Ich konnte es kaum glauben. So viele Informationen … aber was brauchte ich denn wirklich? Was würde nützlich sein? Die Antwort kam schnell: alles. Ich schloss die Schublade und klemmte mir den Aktenordner unter den Arm. Okay. Zeit, von hier zu verschwinden.
Ich drehte mich um und hielt in leichtem Laufschritt auf den Ausgang zu. Jetzt, da ich hatte, was ich brauchte, wollte ich nur noch entkommen. Ich hatte es schon fast geschafft, als ich ein leises Klicken hörte und die Tür geöffnet wurde. Dann erstarrte ich, als ein Dhampir, den ich nicht kannte, hindurchtrat. Er erstarrte ebenfalls, sichtlich erstaunt, und ich wertete es als einen kleinen Segen, dass er mich nicht unverzüglich gegen die Wand presste und mit einem Verhör begann.
„Sie sind Rose Hathaway“, sagte er. Gütiger Himmel, gab es denn noch irgendjemanden, der nicht wusste, wer ich war?
Ich spannte die Muskeln an, unsicher, was ich jetzt erwarten sollte, sprach jedoch weiter, als ergebe unsere Begegnung hier durchaus einen Sinn. „So sieht es aus. Und wer sind Sie?“
„Mikhail Tanner“, sagte er, immer noch verwirrt. „Was machen Sie hier?“
„Einen Botengang“, erklärte ich hochtrabend. Ich deutete auf die Akte. „Der Wächter, der hier unten Dienst tut, brauchte etwas.“
„Sie lügen“, sagte er. „Ich bin der Wächter, der im Archiv Dienst hat. Wenn jemand etwas bräuchte, hätte er mich geschickt.“
Oh, Scheiße. Soviel zum Scheitern der bestdurchdachten Pläne. Doch während ich dort stand, kam mir ein seltsamer Gedanke. Sein Aussehen war mir vollkommen fremd: gewelltes, braunes Haar, durchschnittliche Größe, Ende zwanzig. Tatsächlich ziemlich gut aussehend. Aber sein Name … irgendetwas an seinem Namen
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