Vampire Academy 05
Komplizen – wussten, dass das alles meine Schuld war.
Die Tatsache, dass man uns in Las Vegas gesehen hatte, versorgte uns weiterhin mit einem Alibi für den Gefängnisausbruch und ließ zugleich das, was wir getan hatten, noch verwegener wirken. Die Leute waren entsetzt, dass wir die Dragomir-Prinzessin hatten herumlaufen lassen, während ein gefährlicher Mann auf freiem Fuß war – genau der Mann, der sie angegriffen hatte! Gott sei Dank, so sagten alle, dass uns die Königin dort rausgeholt hatte, bevor Victor uns finden konnte. Der Las-Vegas-Trip öffnete außerdem eine ganz neue Reihe von Spekulationen – vor allem eine, die mich persönlich betraf.
„Nun, die Sache mit Vasilisa überrascht mich nicht“, hörte ich eine Frau sagen, während ich eines Tages draußen arbeitete. Sie und einige Freundinnen schlenderten auf das Spendergebäude zu und bemerkten mich nicht einmal. „Sie ist doch schon früher weggelaufen, oder? Diese Dragomirs können ziemlich wild sein. Sobald sie Victor Dashkov gefangen haben, wird sie wahrscheinlich schnurstracks zu der ersten Party gehen, die sich anbietet.“
„Du irrst dich“, sagte ihre Freundin. „Das ist nicht der Grund, warum sie nach Las Vegas geflogen ist. Tatsächlich ist sie nämlich ziemlich vernünftig. Es ist dieser Dhampir, der immer mit ihr zusammen ist – das Hathaway-Mädchen. Ich hörte, sie und Adrian Ivashkov seien nach Las Vegas gegangen, um gemeinsam durchzubrennen. Die Leute der Königin haben sie gerade noch rechtzeitig erwischt, um sie aufzuhalten. Tatiana ist fuchsteufelswild, vor allem da Hathaway erklärt hat, dass es nichts gebe, das sie und Adrian voneinander fernhalten könne.“
Moment mal. Das war ein ziemlich großer Schock. Ich meine, ich vermutete zwar, dass es besser war, wenn die Leute dachten, Adrian und ich hätten durchbrennen wollen, als wenn sie mich bezichtigt hätten, einem Verbrecher zur Flucht verholfen zu haben, aber trotzdem … irgendwie erstaunte es mich, dass sie zu dieser Schlussfolgerung gekommen waren. Ich hoffte, dass Tatiana nichts von unserem angeblichen Versuch, miteinander durchzubrennen, gehört hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass das alle Fortschritte ruinieren würde, die sie und ich miteinander gemacht hatten.
Mein erster echter gesellschaftlicher Kontakt nach unserer praktischen Degradierung war eine Überraschung. Ich schaufelte gerade Erde auf ein erhöhtes Blumenbeet und schwitzte wie verrückt. Für die Moroi näherte sich die Schlafenszeit, was bedeutete, dass die Sonne gerade in voller Sommerherrlichkeit am Himmel stand. Wir hatten zumindest bei der Arbeit eine hübsche Umgebung: die riesige Kirche des Hofes.
Ich hatte in der Kapelle der Akademie viel Zeit verbracht, dieser Kirche jedoch kaum je einen Besuch abgestattet, da sie abseits der Hauptgebäude des Hofes lag. Sie war russisch-orthodox – die vorherrschende Religion unter den Moroi – und erinnerte mich stark an die Kathedralen, die ich in Russland gesehen hatte, auch wenn sie nicht annähernd so groß war. Sie war aus schönem, rotem Stein errichtet, ihre Türme krönten grün gekachelte Kuppeln mit goldenen Kreuzen darauf.
Zwei Gärten bildeten die äußeren Umgrenzungen des weitläufigen Kirchengeländes, und in einem davon arbeiteten wir. In unserer Nähe befand sich die bemerkenswerteste Sehenswürdigkeit des Königshofs: eine riesige Statue von irgendeiner uralten Moroi-Königin in beinahe dem Zehnfachen der natürlichen Größe. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kirchengeländes stand die dazu passende Statue eines Königs. Ich konnte mich zwar nie an ihre Namen erinnern, war mir aber ziemlich sicher, dass wir in einem meiner Geschichtskurse über die beiden gesprochen hatten. Sie waren Visionäre gewesen und hatten die Moroi-Welt ihrer Zeit verändert.
Am Rande meines Gesichtsfelds erschien plötzlich eine Gestalt, und ich vermutete schon, dass es Hans war, der uns eine weitere schreckliche Aufgabe aufhalsen wollte. Als ich aufblickte, sah ich jedoch zu meinem Erstaunen, dass es Christian war.
„Typisch“, sagte ich. „Du weißt, dass du dich in Schwierigkeiten bringen wirst, wenn dich jemand mit mir reden sieht.“
Christian zuckte die Achseln und setzte sich auf die Kante einer halb fertiggestellten Steinmauer. „Das bezweifle ich. Du bist diejenige, die Schwierigkeiten bekommen wird, und ich glaube wirklich nicht, dass die Dinge für dich noch schlechter laufen können.“
„Stimmt“, ächzte ich.
Er
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