Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
sind, dann hätten Sie es dabei belassen können, in meine Träume einzudringen“, fauchte ich. „Wenn Sie nichts Nützliches beizutragen haben, dann verschwinden Sie lieber wieder, und wir warten ab, bis der Hunger Sonya schwächt.“ Und mit verschwinden meinte ich: fälschlicherweise glauben, weggehen zu können, sodass ich euch die Köpfe gegeneinanderschlagen und euch dann zu den Wächtern zurückbringen kann.
„Wir können helfen“, sagte Victor. Er berührte seinen Bruder leicht am Arm. Robert zuckte zusammen, riss den Blick von Sonya los und sah Victor an. „Ihre Methoden nützen doch nicht das Geringste. Wenn Sie Antworten haben wollen, dann gibt es nur eine Möglichkeit .... “
Da schlug Sonya zu. Zwar stand Dimitri nach wie vor direkt neben ihr, aber er hatte ebenfalls ein Auge auf uns gerichtet. Und natürlich war auch ich völlig auf das Drama mit Victor konzentriert. Wahrscheinlich war es der geeignetste Zeitpunkt, den Sonya sich erhoffen konnte.
Mit ihren wahnsinnigen Strigoikräften bäumte sie sich im Sessel auf. Die Kette war wieder und wieder um sie herumgewickelt worden, aber Sonyas schnelle Bewegung und ihre Stärke reichten aus, um die Kette an zwei Stellen zum Reißen zu bringen. Der Rest hielt sie zwar noch immer umfangen, aber ich wusste ganz genau, dass ihr selbst eine einzige Öffnung genügen würde, sich am Ende frei zu kämpfen. Abgelenkt oder nicht, Dimitri war wie der Blitz über ihr, und eine Sekunde später war ich es ebenfalls. Sie zappelte im Sessel herum und setzte ihre ganze Kraft und Schnelligkeit ein, um die Ketten abzuschütteln. Wenn sie freikäme, würde sie uns wahrscheinlich einen äußerst wilden Kampf liefern. Dimitri und ich sahen einander kurz an, und ich wusste, dass wir das Gleiche dachten. Erstens: Wie sollten wir sie wieder fesseln? Die Kette konnte wohl noch einmal benutzt werden, aber wir würden sie abwickeln und von vorn anfangen müssen, was sicher beinahe unmöglich wäre. Außerdem wussten wir beide, dass er und ich vielleicht kein zweites Mal in der Lage sein würden, sie zu überwältigen, und jetzt hatten wir Unschuldige bei uns. Sie konnten zwar nicht kämpfen, aber Sonya wäre vielleicht in der Lage, sie irgendwie zu ihrem Vorteil auszunutzen.
Also mussten wir vor allem versuchen, sie festzuhalten. Es wäre viel einfacher gewesen, sie gegen eine flache Oberfläche wie den Fußboden zu drücken, statt sie in dem sperrigen Kippsessel zu bezwingen. Der Sessel bebte unter ihr, während sie gegen uns ankämpfte und wir uns um eine gute Position auf dem Sitzmöbel mühten. Dimitri hatte seinen Pflock in der Hand – ich hatte meinen zuvor beiseitegelegt – und kratzte damit über ihre Haut, was uns in dem Kampf einen gewissen Vorteil bescherte. Sie schrie vor Wut auf, und ich klammerte mich an die Hoffnung, dass wir sie ermüden könnten. Doch dies war eher unwahrscheinlich. Wir würden als Erste erlahmen. Mein schmerzender Kopf war Beweis genug, dass ich nicht in Höchstform war.
Am Rand meines Gesichtsfeldes sah ich eine Bewegung, und neue Alarmglocken schrillten in mir. Robert Doru kam auf uns zu – und hielt einen silbernen Pflock in der Hand! Der Anblick war so bizarr und unerwartet, dass ich zu langsam war, Dimitri darauf hinzuweisen. Als mein träger Verstand plötzlich wieder zum Leben erwachte, war es zu spät.
„Nein!“, kreischte ich, als ich sah, dass Robert den Pflock hob. „Töten Sie sie nicht!“
Dimitri drehte sich um und sah Robert jetzt ebenfalls, aber er konnte schon nichts mehr tun. Wir hielten Sonya fest, und da sich ihre Brust offen darbot, war es die perfekte Gelegenheit für Robert. Er hatte leichtes Spiel. Hektisch fragte ich mich, was ich tun sollte. Wenn ich ihn zurückhielte, würde ich Sonya loslassen. Wenn ich ihn aber nicht zurückhielte, würde er vielleicht unsere letzte Chance zunichtemachen, herauszufinden, wer ....
Zu spät. Der Pflock fuhr ihr mit einer Wucht ins Fleisch, die mich erstaunte. Lissa hatte ihre liebe Not gehabt, Dimitri zu pfählen, und ich hatte angenommen, das Gleiche würde für jemanden wie Robert auch gelten, da er älter war und so zerbrechlich wirkte. Aber nein. Trotzdem musste er beide Hände benutzen – aber der Pflock bohrte sich fest in Sonyas Brust und durchstach ihr Herz.
Sonya stieß einen schrillen Schrei aus, und auf einmal erfüllte ein blendend weißes Licht den Raum, und gleichzeitig riss mich eine unsichtbare Macht weg. Ich prallte gegen eine Wand, aber mein Gehirn
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