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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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registrierte den Schmerz kaum. Das kleine Haus erbebte, und mit einer Hand versuchte ich, mich irgendwo festzuhalten. Ich presste die Augen zusammen, sah aber trotzdem Sterne. Die Zeit verging nun langsamer. Mein Herzschlag stockte.
    Dann – hörte alles auf. Alles. Das Licht. Das Beben. Ich atmete wie gewöhnlich. Alles war ruhig und still, als hätte ich mir nur eingebildet, was gerade eben geschehen war.
    Ich blinzelte in dem Versuch, wieder klar zu sehen und die Situation einschätzen zu können. Ich gab mir alle Mühe, mich wieder aufzurappeln, und sah, dass Dimitri das Gleiche tat. Er machte den Eindruck, als hätte es auch ihn von den Füßen gerissen, aber statt gegen die Wand geschleudert zu werden, hatte er sich daran abgestützt. Robert lag flach auf dem Boden, und Victor eilte zu seiner Hilfe herbei. Sydney stand einfach nur wie versteinert da.
    Und Sonya?
    „Unglaublich“, flüsterte ich.
    Sonya befand sich noch immer in dem Sessel, und die Art, wie sie weit zurückgelehnt dasaß, zeigte deutlich, dass sie von der gleichen Gewalt getroffen worden war wie wir anderen. Die Ketten hielten sie zwar nach wie vor fest, aber sie wehrte sich nicht mehr dagegen. Auf ihrem Schoß lag der silberne Pflock, den nur Sekunden zuvor Robert in der Hand gehalten hatte. Sonya gelang es, eine Hand gerade so weit von der Kette zu befreien, dass sie mit den Fingern über den Pflock streichen konnte. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen – Augen, die von einem tiefen Himmelblau waren.
    Robert hatte Sonya Karp ins Leben zurückgeholt. Sie war kein Strigoi mehr.
    Als Lissa Dimitri gerettet hatte, hatte ich die Macht der Magie durch das Band gespürt und die ganze überwältigende Erfahrung miterlebt. Es jetzt zu beobachten, ohne das Wissen aus erster Hand, das ich von Lissa gehabt hatte, wirkte trotzdem genauso unglaublich. Victor war mit Robert beschäftigt, aber wir anderen mussten Sonya weiterhin voller Staunen anstarren. Ich suchte nach etwas – nach irgendetwas –, das auch nur den leisesten Hinweis auf ihre frühere Existenz geliefert hätte.
    Da war aber nichts. Ihre Haut zeigte die für Moroi typische Blässe, aber sie war trotzdem von der Wärme des Lebens erfüllt und hatte einen winzigen Hauch von Farbe – aber nicht so wie die Strigoi, die vollkommen ohne Pigmentierung waren. Ihre Augen waren blutdurchschossen, doch das lag daran, dass sich die Tränen so rasch formten. Kein roter Ring umgab mehr ihre Iris. Und der Ausdruck in diesen Augen.... da gab es weder Grausamkeit noch Bosheit. Es waren nicht die Augen einer Person, die gerade gedroht hatte, uns alle zu töten. Ihre Augen waren eher voll von Schock, Furcht und Verwirrung. Ich konnte den Blick nicht von ihr losreißen.
    Ein Wunder. Noch so ein Wunder. Nachdem ich gesehen hatte, wie Lissa Dimitri zurückgeholt hatte, hatte ein geheimer Teil von mir geglaubt, dass ich etwas Derartiges nie wieder miterleben würde. So funktionierten Wunder eben. Ein einziges Mal in einem ganzen Leben. Es hatte viel Gerede darüber gegeben, Geist einzusetzen, um überall Strigoi zu retten, Gerede, das allerdings wieder verebbt war, als andere Dramen – zum Beispiel die Ermordung einer Königin – diese Überlegungen bei Hofe verdrängt hatten. Auch die Knappheit an Geistbenutzern hatte die Idee unbeliebt gemacht, und außerdem wussten alle um die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren, dass ein Moroi einen Strigoi pfählen sollte. Wenn ausgebildete Wächter im Kampf gegen Strigoi starben, wie konnte ein Moroi dann einen Strigoi pfählen? Also, hier war die Antwort: Es musste ein gefesselter Strigoi sein. Einem Moroi konnte es mit beiden Händen gelingen, einen Strigoi zu pfählen, vor allem mit Unterstützung seitens der Wächter. Angesichts dieser Möglichkeiten schwirrte mir der Kopf. Roberts Magie war zwar stark, aber er war alt und gebrechlich. Doch wenn er es trotzdem getan hatte, konnten es dann ebenso gut alle Geistbenutzer tun? Bei ihm hatte es beinahe einfach gewirkt. Konnte Adrian es tun? Konnte Lissa es wieder tun?
    Ein Wunder. Sonya Karp war ein lebendes, atmendes Wunder.
    Und plötzlich schrie sie.
    Es begann als ein leises Geheul und schwoll dann rasch zu größerer Lautstärke an. Das Geräusch riss mich sofort aus meinen Gedanken, aber ich wusste nicht genau, wie ich reagieren sollte, im Gegensatz zu Dimitri. Sein Pflock entfiel ihm, und er eilte an Sonyas Seite und versuchte, sie von den Ketten zu befreien. Bei seiner Berührung zuckte sie zurück,

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