Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
glaubte, das müsse in Ordnung gehen.
„Nur ihr beide? Da oben sind vier.“
In diesem Punkt rettete ich uns. „Sie wollen mehr Leute bei Hofe haben. Da gerät allmählich alles außer Kontrolle, also werden im Moment nur zwei Leute hierher abkommandiert.“
„Mehr brauchen wir da oben wahrscheinlich auch nicht“, pflichtete mir der Wächter bei. „Zweiter Stock.“
„Gut mitgedacht“, bemerkte Mikhail im Aufzug.
„Das war doch noch gar nichts. Ich habe mich schon aus wesentlich schlimmeren Situationen herausgeredet.“
Die Zimmer waren leicht zu entdecken, weil ein Wächter davorstand. Die anderen sind drinnen, begriff ich und fragte mich, ob dies ein Problem sein würde. Aber mit der gleichen autoritären Haltung erklärte Mikhail dem Mann, dass er und die anderen an den Hof zurückgerufen worden seien. Der Wächter rief seine Kollegen – einen aus jedem Zimmer der Alchemisten, obwohl wir nicht erkennen konnten, wem welches gehörte –, und sie gaben uns einen kurzen Statusbericht, bevor sie aufbrachen. Zu dem Bericht gehörte auch die Information, wer sich gerade in welchem Zimmer aufhielt.
Als sie gegangen waren, sah Mikhail mich an. „Sydney“, sagte ich.
Wir hatten Keycards bekommen und traten direkt in Sydneys Zimmer. Sie saß im Schneidersitz auf ihrem Bett, las ein Buch und wirkte elend. Als sie uns sah, seufzte sie.
„Also, was ist denn jetzt schon wieder los?“
Ich nahm das Armband ab und ließ die Illusion verschwinden.
Sydney klappte der Kiefer nicht herunter, noch zog sie die Brauen hoch. Sie warf mir bloß einen wissenden Blick zu. „Das hätte ich mir ja denken können. Seid ihr hier, um mich zu befreien?“ In ihrer Stimme schwang ein hoffnungsvoller Unterton mit.
„Ähm, nicht direkt.“ Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass Sydney bestraft werden würde, aber es war jetzt auch nicht Teil des Plans, sie hier herauszuschmuggeln. „Wir müssen mit Ian reden, und es wird wahrscheinlich das Beste sein, wenn du dabei bist. Er weiß etwas Wichtiges. Etwas, das wir brauchen.“
Jetzt kam sie doch, die hochgezogene Braue. Sydney deutete auf die Tür. „Sie erlauben uns nicht, miteinander zu reden.“
„Da draußen ist jetzt niemand mehr“, erklärte ich selbstgefällig.
Sydney schüttelte kläglich den Kopf. „Rose, manchmal machst du mir wirklich Angst. Und zwar nicht nur aus den Gründen, die ich ursprünglich vermutet hätte. Kommt mit. Er ist nebenan, aber ihr werdet eure liebe Not haben, ihn zum Reden zu bringen.“
„Das ist der Punkt, an dem du uns helfen kannst“, sagte ich, während wir in den Flur hinaustraten. Ich streifte das Armband wieder über. „Er steht doch so auf dich. Er wird dir helfen, wenn du ihn darum bittest.“
Wie vermutet, hatte Sydney nicht die geringste Ahnung von Ians Gefühlen. „Was! Er ist nicht .... “
Sie schloss den Mund, als wir sein Zimmer betraten. Er saß vor dem Fernseher, sprang jedoch sofort auf, als er uns sah. „Sydney! Alles in Ordnung mit dir?“
Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
Sie antwortete mir mit einem gequälten Blick, dann wandte sie sich wieder Ian zu. „Sie brauchen bei irgendetwas deine Hilfe. Es scheint um irgendeine Information zu gehen.“
Er sah zu uns herüber, und sofort wurde der Ausdruck in seinen Augen kälter. „Wir haben Ihre Fragen doch schon hundertmal beantwortet.“
„Nicht alle“, entgegnete ich. „Als Sie bei Hof waren, haben Sie ein Bild auf dem Tisch gesehen. Von einem Toten. Wer war das?“
Ian verzog die Lippen zu einer geraden Linie. „Das weiß ich nicht.“
„Ich habe gesehen – ähm, das heißt, wir wissen, dass Sie ihn erkannt haben“, wandte ich ein. „Sie haben reagiert.“
„Tatsächlich ist mir das auch aufgefallen“, gestand Sydney.
Seine Worte bekamen einen flehenden Unterton. „Ich bitte dich, wir brauchen ihnen doch gar nicht mehr zu helfen. Diese ganze Hotel-Gefängnis-Sache ist schon schlimm genug. Ich habe ihre Spielchen allmählich satt.“
Das konnte ich ihm kaum verübeln, wirklich, aber wir brauchten ihn trotzdem, und zwar sehr. Ich sah Sydney bettelnd an, wodurch ich sie wissen ließ, dass nur sie uns hier helfen könnte.
Sie drehte sich wieder zu Ian um. „Was ist los mit dem Mann auf dem Foto? Ist es .... ist es wirklich schrecklich? Was Geheimes?“
Er zuckte die Achseln. „Nein. Ich will ihnen einfach nicht mehr helfen. Es ist ganz unerheblich.“
„Würdest du es für mich tun?“, fragte sie mit honigsüßer Stimme.
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