Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Aufmerksamkeit. Füg dich ein. Schlängele dich ein bisschen durch; dann verschwinde durch einen Ausgang, nur nicht durch diesen. Halte dich in der Nähe von Menschen und mach dich dann auf den Weg zum Kino.“ Wir betraten das Einkaufszentrum. „Los!“
Als habe er Angst, ich würde mich vielleicht nicht in Bewegung setzen, versetzte er mir einen kleinen Stoß in Richtung eines Aufzugs, während er selbst zum Erdgeschoss aufbrach. Ein Teil von mir wollte einfach erstarren und dort stehen bleiben, überwältigt von dem plötzlichen Ansturm von Menschen, Licht und Geschäftigkeit. Ich wurde aber rasch damit fertig und begab mich zum Aufzug hinüber. Schnelle Reflexe und instinktgesteuerte Reaktionen waren Teil meiner Ausbildung. Ich hatte diese Fähigkeiten in der Schule, auf meinen Reisen und mit Dimitri vervollkommnet.
Alles, was man mich darüber gelehrt hatte, wie man jemandem auswich, war mir plötzlich wieder gegenwärtig. Der Drang, mich umzuschauen und festzustellen, ob ich einen Verfolger hatte, war fast stärker als alles andere, aber dadurch hätte ich ganz bestimmt Aufmerksamkeit erregt. Ich musste mir vorstellen, dass wir bestenfalls einige Minuten Vorsprung vor unseren Verfolgern hatten. Sie würden wenden müssen, um zum Einkaufszentrum zurückzukehren, und dann würden sie den Parkplatz nach unserem Auto absuchen müssen, vorausgesetzt, sie würden sich zusammenreimen, dass wir in das Einkaufszentrum gegangen waren. Ich glaubte nicht, dass es in Harrisburg genug Moroi gab, um kurzfristig allzu viele Wächter zu mobilisieren. Diejenigen, über die sie verfügten, würden sich wahrscheinlich aufteilen; einige würden das Einkaufszentrum durchsuchen und andere die Eingänge überwachen. Dieses Zentrum hatte zu viele Türen, als dass die Wächter sie alle im Auge behalten konnten; meine Entscheidung, welche Tür ich für die Flucht nähme, wäre reine Glückssache.
Ich ging so schnell, wie ich das vernünftigerweise tun konnte, und bahnte mir einen Weg zwischen Paaren, Familien mit Kinderwagen und kichernden Teenagern hindurch. Letztere beneidete ich. Ihr Leben schien im Vergleich zu meinem so einfach zu sein. Ich kam auch an den üblichen Geschäften vorbei, deren Namen ich zwar registrierte, aber nicht viel mehr: Ann Taylor, Abercrombie, Forever 21 .... vor mir sah ich das Zentrum des Gebäudes, von dem mehrere Flure abzweigten. Bald würde ich eine Entscheidung treffen müssen.
Als ich an einem Laden für Accessoires vorbeikam, schlüpfte ich hinein und tat so, als betrachtete ich die Stirnbänder. Unterdessen warf ich einen verstohlenen Blick zurück in den Hauptbereich des Einkaufszentrums. Ich entdeckte nichts Offensichtliches. Niemand war stehen geblieben; niemand war mir in das Geschäft gefolgt. Neben der Abteilung für Stirnbänder befand sich ein Behälter mit herabgesetzten Waren, die es ganz offensichtlich auch verdienten, herabgesetzt zu werden. Bei einem Artikel handelte es sich um eine Baseballmütze für Mädchen – in grellem Pink mit einem Stern aus Glasperlen vorn drauf, die in allen Regenbogenfarben glitzerten. Das Ding war zum Fürchten schrecklich.
Ich kaufte es, dankbar dafür, dass die Wächter mir das magere Bargeld, das ich bei meiner Verhaftung noch bei mir gehabt hatte, nicht abgenommen hatten. Wahrscheinlich hatten sie gedacht, dass es zu wenig wäre, um jemanden zu bestechen. Außerdem kaufte ich mir ein Haargummi, und die ganze Zeit über behielt ich die Tür des Geschäfts im Auge. Bevor ich ging, band ich mir das Haar so weit wie möglich mit dem Gummiband zusammen und setzte dann die Mütze auf. Es hatte zwar etwas Idiotisches, Zuflucht zu Verkleidungen nehmen zu müssen, aber an meinem Haar war ich leicht zu erkennen. Es war von einem dunklen, beinahe schwarzen Braun, und da ich in letzter Zeit nicht beim Friseur gewesen war, hing es mir bis zur Mitte des Rückens herab. Tatsächlich wären wir mit meinem Haar und Dimitris Größe ein sehr auffälliges Paar gewesen.
Ich mischte mich wieder unter die Leute und erreichte schon bald das Zentrum des Gebäudes. Da ich mir kein Zögern anmerken lassen wollte, bog ich nach links, zu Macy’s. Die Kappe war mir etwas peinlich, und ich wünschte, ich hätte zumindest die Zeit gehabt, eine schickere zu finden. Als ich dann Minuten später einen Wächter entdeckte, war ich froh, dass ich eine so schnelle modische Entscheidung getroffen hatte.
Er stand an einem dieser Verkaufskarren, die man immer in der Mitte von
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