Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
zweiten Stock, über den Haufen gerannt hätte.
„Lexa“, entfuhr es der empört. „warum immer so ungestüm? Mäßige Dich, sonst wird es mit dir noch mal ein schlimmes Ende nehmen!“
„Wenn sie wüssten, Frau Stolz“, rief Lexa, ohne sich umzudrehen. Sie hatte den Bus nämlich bereits an der Ampel stehen sehen.
Der Arbeitstag selbst in der Klinik zog sich wie die Therabänder, mit denen Lexa ihre Patie nten in der Reha-Gruppe quälte. Ein unerwartetes, aber eben auch verstörendes Highlight war gewesen, als Doris, die für die Raumbelegung zuständige Verwaltungsdame, ihr spontan um den Hals gefallen war.
„Du gehst freiwillig in den Keller? Oh Lexa, das ist wunderbar!“ hatte sie gerufen und sie an ihren Körbchen-Tetra-D-Busen gepresst, um sie in einer Wolke süßlichen Parfums zu ertränken. „Ich bin Dir ja so dankbar. Damit hat der ganze Hickhack ein Ende.“
Lexa schüttelte beim Gedanken daran den Kopf. Unabhängig davon, dass nichts und niemand außer vielleicht einem Erdbeben der Stärke 10 den albernen Kampf um Status Symbole und Prinzipien in der Klinik beenden konnte, hatte Lexa schwer mit sich zu kämpfen gehabt, Doris nicht einfach zu beißen. Soviel also zur im Handbuch beschworenen Disziplin. Schlimmer aber war, dass sie nicht etwa aufgrund ihrer überlegenen Selbstbeherrschung den niederen und verwerflichen Drang überwunden hatte, eine Freundin, naja geschätzte Kollegin, zu beißen, sondern allein deshalb, weil sie unter all dem Parfüm etwas Krankes wahrgenommen hatte. Einen Geruch, der sie abgeschreckt hatte. So wie man ja auch nicht weiteressen mag, wenn die Wurst leicht ranzig riecht…
„Ich kann doch meine Freunde nicht nach ihrer Appetitlichkeit einstufen“, erklärte Lexa ihren Gymnastikutensilien. „Außerdem muss ich jetzt überlegen, wie ich Doris am besten dazu bringe, mal zum Arzt zu gehen.“ Sie seufzte. Großer Macht entspringt große Verantwortung. Das galt nicht nur für Spinnen und Superhelden. Doch bevor sie zu einer Lösung vorgestoßen war, klopfte es.
Auf ihr „Herein“ schlich Mick ins Zimmer und ließ sich theatralisch auf ihre Massageliege fallen.
„Ich hab Mittagspause“, bemerkte Lexa trocken. „Aber falls Dein Schwächeanfall an Unterzuckerung liegt, darfst Du gerne mitkommen. Ich wollte mal wieder zum Metzger gehen. Dort gibt es heute frische Blutwurst.“
„Mein Patient ist tot“, bemerkte Mick mit Grabesstimme. Lexa setzte sich, wohl wissend, dass jetzt Trost und Zuspruch dringender als das Mittagessen waren.
Obwohl solche Tragödien in einem Krankenhaus leider kein Einzelfall waren, nahm sich Mick jede dieser Niederlagen zu Herzen. Er empfand es als persönliche Herausforderung, keinen Patienten abzugeben, bevor der nicht bereit dazu war. Eine Eigenschaft, die Lexa an einem Arzt sehr schätzte, auch wenn sie fürchtete, dass ihr Freund dadurch auf Dauer zu viel Kraft in seinem Beruf ließ.
„Welcher denn“, fragte sie sanft.
„Ich weiß ja noch nicht einmal seinen Namen.“ Mick schloss die Augen und schüttelte angesichts seiner eigenen Ohnmacht verzweifelt den Kopf. „Der arme Kerl, den sie gestern eingeliefert haben. Dabei war der eigentlich stabil gewesen. Ich verstehe das nicht. Plötzliches Kreislaufversagen. Bis wir ihn an den Geräten hatten, war er schon fort. Schlimm. Schlimm. Schlimm.“
Mit einem Mal wurde Lexa kalt. „Du meinst den Stricher, der so zerbissen war…“, fragte sie mit belegter Stimme, obwohl sie die Antwort längst kannte – und zumindest einen hässlichen Verdacht hatte, wie es zu dem überraschenden Kreislaufversagen gekommen war. Beim G edanken an Thomas‘ verächtliches Kichern und Karels kalte Augen schüttelte sie sich. Am liebsten hätte Lexa zum Handy gegriffen und die Nummer auf der Visitenkarte gewählt, um den Dreckskerl gepflegt zu beschimpfen. Doch sie ahnte, dass das nicht den gewünschten Erfolg haben würde. Dafür war Karel einfach viel zu glatt – ein Anwalt eben. Brrr.
„Das tut mir leid“, sagte sie dann. Ob sie Mick nach Details fragen sollte ? Nach irgendwas, das ihren Verdacht bestätigen würde?
„Ich nehme an, er wird autopsiert“, sagte sie dann. „Wenn man nicht weiß, woran er gesto rben ist, meine ich.“
„Das weiß man ja“, sagte Mick ruhig. „Er war eben doch schwächer als es den Anschein ha tte. So etwas kann passieren. Traurig. Traurig. Traurig.“
„Aber…“, setzte Lexa noch einmal an und wusste nicht weiter.
„Meiner anderen Patientin kann
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