Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
legen. Wir sagen halt wie es ist, weil es so ist. Und weil es sich nicht ändert, nur weil wir es nicht mehr beim Namen nennen. Ebenso gut könnte man auch eine entzündete Wunde heilen wollen, indem man ein Pflaster drüber klebt.“
„Jaja“, unterbrach Lexa ungeduldig. „Wer sind diese Zombies? Wo sind sie?“
„Du wirst doch wissen, was ein Zombie ist, meine Liebe. Lebende Tote. Oder vielmehr Tote, die es noch nicht einmal bemerken, dass sie schon lange nicht mehr leben und einfach weitermachen, als sei nichts gewesen. Nun, vielleicht war ja auch nichts? Ich meine, was ist das für ein Leben, wenn man noch nicht einmal so etwas Einzigartiges und Sensationelles wie den eigenen Tod bemerkt?“
„Herbert!“ rief Lexa.
„Hach, ich schweife immer so schnell ab. Das ist meine größte Schwäche“, lenkte Herbert ein. „Wenn Du Dich umschaust, wirst Du schnell feststellen, dass wir seit vielen, vielen Jahren umzingelt von einer wachsenden Zahl von Zombies sind. Bedauernswerte Kreaturen, die nur noch sinnbefreit monoton im Hamsterrad laufen. Die morgens in Büro gehen und abends ins Fitness-Studio oder auch zu einer Afterwork-Party, wo man tut, was man tun muss, damit die anderen sehen, wie gut es einem doch geht, bevor sie sich vor diesen grässlichen Fernseher hocken und sinnbefreite Bildchen bestaunen, um sich dann im Internet Banalitäten ins Gesicht zu zwitschern… Das sind die, die in schicken Anzügen in geleasten Autos gedankenlos am Wochenende ins Grüne fahren, um dort zu tun, was man tun muss, damit sich der Tod wenigstens ein bisschen wie Leben anfühlt und dabei nichtssagende Bildchen mit ihren Smartphones schießen, die völlig zu Recht diesen Namen tragen, weil sie so viel smarter als ihre Eigentümer sind, um auch die Menschen, die sie nicht kennen, ins Gesicht zu zwitschern, damit jeder sieht, was sie doch für ein erfülltes Leben führen. Aber es kommt nichts von innen, denn da ist man längst tot.“ Herbert seufzte. „Es ist tragisch. Aber so sind die Zeiten eben.“
„Du meinst Workaholics sind Zombies?“ Lexa hatte schon wieder das Gefühl, als würde ihr Verstand versagen.
„Schau genau hin und widersprich mir“, entgegnete Herbert. „Doch die Übergänge sind fließend. Es ist zumeist ein Tod auf Raten, weißt du. Man ernährt sich falsch, sitzt zu viel und läuft zu wenig. Man denkt nur noch an sich und was die anderen in einem sehen, statt an andere zu denken und die anzuschauen. Da stirbt innen etwas, nennen wir es Seele, und instinktsicher heißt es ja auch, der oder die sei hohl . Und irgendwann zerbricht dann auch die Hülle.“
„Aber… Zombies laufen blind durch die Gegend und schreien nach Gehirnen, oder nicht?“
„Na, das blind durch die Gegend laufen kriegen sie doch super hin und das Hirn bekommen sie ja regelmäßig. Karel berät ein paar sehr prominent am Markt vertretene Hersteller von Energy-Riegeln und Nahrungsergänzungsmitteln. Neben Calcium, Magnesium, Vitaminen und Spurenelementen ist da auch ganz viel Knochenmehl drin. Zombies stehen auf dieses Zeug und wissen noch nicht einmal, warum. Ob sie das jetzt auf Laufband und Spinning-Rad futtern, oder in ihren Schreibtischschubladen horten – sie essen es alle! Und das ist auch gut so, denn das hält sie gesund. Das ist das, was Zombies brauchen. Wir haben auch experimentiert, um das über Fleisch unters Volk zu mischen, speziell mit Rindern ging es ganz gut – anfangs. Nur die Kühe haben es nicht vertragen…“
„BSE?“ Lexa war heilfroh, dass sie diese Pülverchen, die Mick beispielsweise pfundweise vertilgte, immer schon eklig gefunden hatte.
„Ja“, bestätigte Herbert ungerührt. „Da s ist die offizielle Begründung. Karel ist einfach im Umgang mit der Öffentlichkeit unschlagbar. Es ist unerlässlich wichtig, dass die Zombies ruhig gehalten werden. Sie halten das System am Laufen. Und daher dürfen sie nicht erfahren, was sie geworden sind. Oder auch die Menschen, von denen es immer noch genug gibt, was ihnen droht, wenn sie nicht aufpassen. Deshalb forcieren wir auch möglichst plakative Filme, die zeigen, wie sich Zombies Zombies vorzustellen haben. Thomas zum Beispiel managt ein paar sehr aktive Medienfonds für solche Sachen.“
„Ah.“ Mehr fiel Lexa im Augenblick nicht ein. Wie viele ihrer Freunde waren Zombies?
„Liebes, bitte lass uns heute Abend weiterplaudern. Ich habe jetzt gleich Probe. Wär Dir 19.00 Uhr recht? Kennst Du den Italiener hinter der Oper? Sehr gut. Frag
Weitere Kostenlose Bücher