Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
auf. Vor Zorn ballte er die Fäuste und bemerkte gar nicht, dass er dabei Lexas Bluse zerriss, auf der seine eine Hand immer noch gelegen hatte. In seine Augen trat ein schwer zu deutender Ausdruck, der Lexa sehr besorgte.
„Er nennt mich einen Thug? Was erlaubt sich dieser alte…“
„Eigen- und Fremdwahrnehmung, mein Lieber“ unterbrach Herbert, der offenbar näher gekommen war, mit unerschütterlicher Liebenswürdigkeit. „Du siehst Dich als Erlöser, während alle anderen Dich für einen marodierenden Blutsauger halten, ein disziplin- und gewissenloses Etwas, das man nur bedauern oder verachten kann. Thug passt da doch vorzüglich.“
„Ich zerfetze Dich mit bloßen Händen, Savary“, fauchte Baghira und wa ndte sich endgültig Herbert zu.
Lexa nutzte die Gunst der Stunde und wich vorsichtig im Krebsgang die Mauer entlang außer Reichweite. Herbert war von außen um die alte Fabrikhalle, in der sich die Diskothek befand, herum gegangen und stand nun locker aber sehr aufmerksam vor Baghira, der plötzlich deutlich größer und breiter als Herbert wirkte.
„Du hattest heute schon Blut“, bemerkte Herbert mit einer winzigen Spur von Unsicherheit in der Stimme. „Warum wolltest Du Dir dann noch die Mädchen holen?“
„Eine Jungfrau zum Dessert“, lachte Baghira. „Das ist köstlich und macht stark. Funktioniert mit Jungmännern übrigens genauso – oder wie nennt man zum erstmaligen Vernaschen bestimmte Knaben in Deinen Kreisen? Süßspeise? Armer Ritter? Beißt Du direkt, während Du sie von hinten nimmst?“
„Du kannst mich nicht ärgern“, sagte Herbert ruhig. „Dazu müsste ich ein Mindestmaß an Respekt für Dich empfinden. Aber Du kannst uns allen einen Haufen Ärger ersparen und mi tkommen. Noch ist kein größerer Skandal passiert und solange wird Karel mit sich reden lassen.“
„Und dann ist alles gut, ja?“ Baghira spie die Worte förmlich aus. „Karel ist das Maß der Dinge. Vampire sind frei. Wir brauchen wie die Werwölfe keine Social Networks und all den Mist, um uns wohl zu fühlen. Wir sind stark genug, um Alleinsein zu ertragen, gar zu begrüßen. Mir ist es vollkommen egal, was Karel oder Daria oder sonst irgendwer irgendwo von mir halten. Ich tue was ich will und das mit Genuss.“
Seine Haltung veränderte sich. Lexa hielt den Atem an. Sie verstand genug von Kämpfen, um zu wissen, dass Baghira sich auf einen Angriff vorbereitete.
„Und jetzt will ich Dich, Savary! Du hast mich schon damals in Dehli maßlos aufgeregt.“
„Dehli?“ Für einen Augenblick war Herbert irritiert und das war genug für Baghira, der sich nun mit einem riesigen Satz auf Herbert stürzte und ihn Fuß voran in bester Martial Arts-Manier ansprang.
Herbert gelang es gerade noch, auszuweichen, bevor Baghira auf einer Mülltonne landete, die splitternd umstürzte und ihren Inhalt aufs Pflaster ergoss.
Mit einem Schrei setzte Baghira sofort nach und wieder konnte Herbert nur knapp einem g efährlich aussehenden Kick entgehen. Angesichts der Geschwindigkeit des Kampfes verwarf Lexa die Idee, im Falle einer Konfrontation mit einem der Beiden auf ihre Karate-Kinderkurs-Künste zu setzen. Offenbar hatte sie gestern mit den Werwölfen auf dem Friedhof großes Glück gehabt.
Inzwischen war Herbert zum Gegenangriff übergegangen, denn splitternd ging gerade unter seinem mit einem Besenstil geführten Schlag eine Europalette zu Bruch.
Baghira wich geschmeidig zurück, schnappte sich dann e ine Latte, aus der noch krumme Nägel standen. Mit brachialer Gewalt krachte Baghiras Prügel gegen Herberts Besenstil.
Mit ihrem ganzen Körpergewicht rangen die beiden um den besseren Stand, bevor sich schließlich Herbert mit einem Ruck löste, ein Ende seines Besens losließ und so Baghira aus dem Gleich gewicht brachte.
Der größere Vampir taumelte unbeholfen einen Schritt nach vorn und halb an Herbert vorbei, der die Gelegenheit nutzte, seinen Besen in einem großen Bogen zurückschwang und Baghira quer über die Nieren schlug. Begleitet von einem Schrei irgendwo zwischen Wut und Schmerz ließ der daraufhin seinen Prügel fallen.
Herbert wollte nachsetzen, doch Baghira reagierte schneller. Er drehte sich auf Herbert zu, packte ihn am Arm und zog ihn stöhnend zu sich heran. Lexa sah zwischen den beiden miteinander ringenden Gestalten silbern einen länglichen Gegenstand aufblitzen. Herbert bemerkte das Stilett auch und versuchte, sich aus Baghiras Griff zu befreien, doch als er sich endlich
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