Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
ihre Hormone besiegt hatte.
Als sie zurück in die Küche kam, fiel ihr Blick auf das Handbuch.
„So verlockend es auch sein mag, sich gegenseitig mit Blut zu versorgen, so dringend ist davon abzuraten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden umfassende Studien zur Verbesserung der vampirischen Fähigkeiten betrieben, die tatsächlich signifikante Leistungssteigerungen durch eine Diät mit Vampirblut nachweisen konnten. Zugleich ergab sich aber zweifelsfrei, dass diese Art von latentem Kannibalismus mittelfristig zu schweren Wahnvorstellungen und bipolaren Störungen führt, die jegliches Gefühl für Disziplin und Diskretion weitestgehend zu absorbieren scheinen. Besonders drastisch trat das in jenen Versuchsreihen zutage, in denen in einem inzestuösen Versuchsaufbau Blut von selbst vampirifizierten Probanden konsumiert wurde. Diese mittelbare Rückführung des eigenen Sekrets führt zwar zu einer exponentiellen Leistungssteigerung, zugleich aber in allen Fällen zu irreversiblen Wahnsinn. Daher wurde dies auf dem 6. Konvent von Bukarest unter Todesstrafe gestellt.“
Lexa schluckte. Sie hatte ja schon vermutet, dass Baghira verrückt war, aber das Ausmaß und die Gefährlichkeit der diesbezüglichen Spurabweichung hatte sie dennoch gehörig unterschätzt.
Grizzly kam in die Küche und bedachte sie mit einem besorgten Blick. Mit einem leisen Maunzen umstrich er ihre Beine und kitzelte sie mit seinem Schwanz in den Kniekehlen, bis Lexa endlich reagierte und ihn auf ihren Schoß hob, wo sich Grizzly entschlossen schnurrend niederließ. Ihr Kater war nicht übermäßig romantisch veranlagt und hielt Schmusereien meist für albern, aber wenn er sich einmal entschlossen hatte, seinen Menschen zu trösten, dann ließ er sich davon auch nicht abbringen. Irgendwie gerührt kraulte Lexa mit der einen Hand se inen Nacken, während sie weiter im Vampire Beginners Guide blätterte. Im hinteren Teil waren neben zahlreichen Kontaktadressen in allen möglichen Städten dieser Welt auch Rezepte abgedruckt. Lexa schniefte noch einmal beim Gedanken an Herbert, mit dem sie noch so viel hatte kochen wollen.
Das Handy läutete vorwurfsvoll, wohl weil es immer noch angeleint an der Ladestation hing.
Maya.
„Sag mal, ist alles in Ordnung? Auf Station wirst Du schon vermisst, Ich hab Dich mal vo rsorglich krank gemeldet, bevor Dr. Frankenstein wieder Amok läuft und Schwester Iriza auf dich hetzt.“
„Danke“, sagte Lexa und kraulte schnell den Kater weiter, der jede Unterbrechung mit ausg efahrenen Krallen und Oberschenkelpiercings bestrafte.
„Hallo? Lexa? Was ist denn los mit Dir?“ Mayas Stimme klang aufrichtig besorgt, warm und weich wie die einer guten Freundin – keine Spur von dem spöttischen Unterton, der sonst u ntrennbar zu ihr gehörte.
„Nichts“, log Lexa mit, wie sie hoffte, fester Stimme. „Ich hab irgendeinen Virus erwischt und fühle mich einfach schlapp und matschig. Nichts, das sich nicht mit etwas Schlaf und e iner Wärmflasche wieder in Ordnung bringen würde.“
„Hm“, meldete Maya ihre diesbezüglichen Zweifel an. „Dann sage ich auf Station jedenfalls, dass Du morgen auch noch nicht kommst. Einen Virus willst Du also haben? Soll ich Dir nachher ein paar Sachen vorbeibringen?“
„Danke, Du bist so lieb.“ Lexa lächelte, auch wenn Maya das nicht sehen konnte und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen nicht allein. „Lass mich einfach noch ein bisschen schlafen. Ich melde mich dann später, wenn ich ausgeruht bin, noch einmal.“
„Mach das, Schätzchen“, stimmte Maya zu. „Ich s chaue derweil, dass hier in der Klinik der Irrsinn nicht überhandnimmt. Manchmal bin ich mir echt nicht sicher, ob die nicht alle auf Droge sind – und das als Pharmazeutin des Ladens!“
Schon um neben der blutrünstigen Bestie nicht auch noch als Lügnerin dazustehen, klemmte sich Lexa den leise murrenden Grizzly unter den Arm und legte sich im Wohnzimmer auf die Couch. Ein paar Stunden Zusatzschlaf konnten auf gar keinen Fall schaden.
Lexa träumte, wie sie in einem Meer von Blut herumwatete, immer auf der Jagd nach Baghira und auf der Flucht vor Herbert, ihrem personifizierten schlechten Gewissen. Sie rannte durch einen düsteren Friedhof voller Mülltonnen, fort von Karel und dem wie nach dem Genuss von zu viel Eigenblut irre kichernden Thomas, vorbei an einem auf einem Hügel stehenden Grauwolf, der sie mit leuchtend blauen Augen verächtlich musterte, bevor er sich umdrehte, in Dave verwandelte
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