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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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mich nur an. Ich schloss den Mund wieder. Aus der Küche holte ich meine Schmerztabletten, und ich brachte Tara schließlich dazu, eine davon zu schlucken, was eine Menge Überredungskunst erforderte. Das Medikament schien sie völlig lahmzulegen, oder vielleicht wollte sie einfach nur Eric nicht länger ansehen müssen. Wie immer, sie hielt die Augen geschlossen und ihr Körper war vollkommen schlaff, aber nach und nach wurde ihre Atmung regelmäßiger und tiefer.
    Mit einem triumphierenden Lächeln überreichte Eric mir den Besen. Da er ja nun Tara aufs Sofa gehoben hatte, musste ich seine Aufgabe übernehmen. Wegen der Schmerzen in der Schulter stellte ich mich ziemlich ungeschickt an, aber schließlich gelang es mir doch, die Glasscherben aufzufegen und in einen Müllbeutel zu versenken. Eric ging an die Tür - ich hatte niemanden kommen hören - und öffnete sie für Bill, noch ehe dieser geklopft hatte. Er musste also vorhin wohl mit Bill telefoniert haben. In gewisser Weise ergab das Sinn. Bill lebte auf Erics Lehensgut, oder wie immer sie das nannten. Jetzt brauchte Eric Hilfe, und Bill war verpflichtet, sie ihm zu leisten. Mein Exfreund war schwer beladen mit einer großen Sperrholzplatte, einem Hammer und einer Schachtel voll Nägeln.
    »Komm rein«, sagte ich, als Bill vor der Türschwelle stehen blieb. Und ohne ein weiteres Wort miteinander zu wechseln, nagelten die beiden Vampire die Sperrholzplatte vor das Fenster. Dass mir das alles ungeheuer peinlich war, wäre noch eine stark untertriebene Beschreibung der Situation, auch wenn dank der Ereignisse des Abends meine Sensibilität längst nicht mehr so ausgeprägt war wie zu anderen Zeiten. Mich beschäftigten vor allem der Schmerz in meiner Schulter, Taras Genesung und die Frage, wo Mickey sich gegenwärtig aufhielt. Und wenn ich mir nicht gerade darüber Sorgen machte, plagten mich Befürchtungen wegen des Fensters, das ich Sam würde ersetzen müssen, und wegen der Nachbarn, die von dem ganzen Aufruhr eventuell doch genug mitbekommen hatten, um die Polizei zu rufen. Letztlich nahm ich dann aber doch an, dass sie das nicht getan hatten; denn sonst wäre längst jemand aufgetaucht.
    Nachdem Bill und Eric mit der provisorischen Reparatur des Fensters fertig waren, sahen sie mir zu, wie ich das Regenwasser und das Blut vom Linoleum wischte. Das Schweigen lastete mittlerweile schwer auf uns dreien: zumindest auf mir. Es hatte mich berührt, mit welcher Zärtlichkeit sich Bill in der Nacht zuvor um mich gekümmert hatte. Doch Erics soeben erst erworbenes Wissen um unsere intime Affäre steigerte meine Befangenheit in ungeahnte Höhen. Ich war in ein und demselben Zimmer mit zwei Männern, die beide wussten, dass ich mit dem jeweils anderen geschlafen hatte.
    Am liebsten hätte ich ein Loch gegraben, mich hineingelegt und die Öffnung eigenhändig wieder zugeschaufelt, wie eine Figur in einem Cartoon. Ich konnte keinem der beiden ins Gesicht sehen.
    Wenn ich ihnen die Erlaubnis entziehen würde, sich in meinem Haus aufzuhalten, würden sie wortlos gehen müssen. Aber angesichts all der Hilfe, die sie mir eben erst geleistet hatten, wäre so ein Verhalten meinerseits wohl mehr als unverschämt. Früher hatte ich meine Probleme mit ihnen mal auf ebendiese Weise gelöst. Und auch wenn die Versuchung groß war, mich jetzt wieder genauso aus dieser Peinlichkeit zu befreien, brachte ich es doch nicht fertig. Also, was tun? Eine Prügelei beginnen? Oder einen Streit? Das würde wenigstens die Luft reinigen. Oder vielleicht die Situation klar und deutlich ansprechen... nein.
    Plötzlich sah ich vor meinem geistigen Auge, wie wir alle drei in das Doppelbett im kleinen Gästezimmer krochen. Anstatt unsere Konflikte mit Prügel oder einem Streit beizulegen, könnten wir doch auch... nein. Ich spürte, wie mir heiße Röte ins Gesicht schoss, während ich hin- und hergerissen war zwischen halb hysterischem Gelächter und einer ordentlichen Portion Scham, weil ich auf diesen Gedanken überhaupt für einen Moment verfallen war. Jason und sein Freund Hoyt hatten oft darüber geredet (wenn ich in Hörweite war), dass es die Fantasie jedes Mannes sei, mit zwei Frauen gleichzeitig ins Bett zu gehen. Und auch die männlichen Gäste im Merlotte's hatten diese Vorstellung, wie ich herausfand, als ich einmal mittels zufälliger Stichproben die Gedanken der Männer las, um Jasons Theorie zu prüfen. Da sollte es mir doch sicher erlaubt sein, dieselbe Fantasie zu haben? Ich begann

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