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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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bestrafen. Das hattest du doch gewollt?«
    »Ja«, erwiderte ich - und peinlicherweise muss ich zugeben, dass meine Stimme wohl trotzig klang.
    »Dann werde ich jetzt noch mal mit Tara sprechen.« Er wandte seinen Blick wieder ihr zu. »Verstehst du mich?«
    Tara nickte schmerzerfüllt. Ihre Blutergüsse wurden von Minute zu Minute schwärzer.
    »Ich hole etwas Eis für deinen Hals«, sagte ich und rannte in die Küche, wo ich die Eiswürfel aus den Plastikbehältern in eine verschließbare Frischhaltetüte füllte. Ich wollte nicht hören, wie Eric ihr auch noch Vorwürfe machte, sie sah einfach zu mitgenommen aus.
    Als ich eine Minute später zurückkam, war Eric fertig mit dem, was er Tara zu sagen gehabt hatte. Behutsam betastete sie ihren Hals, nahm den Eisbeutel und hielt ihn sich an die Kehle. Ängstlich und besorgt beugte ich mich über sie, während Eric schon wieder sein Handy am Ohr hatte.
    Sorgenvoll schaute ich sie an. »Du brauchst einen Arzt«, drängte ich.
    »Nein«, sagte Tara.
    Ich sah Eric an, der soeben sein Telefonat beendet hatte. Er war der Experte für Verletzungen.
    »Sie wird auch ohne Krankenhausaufenthalt wieder gesund«, erklärte er knapp. Seine Gleichgültigkeit jagte mir einen Schauder über den Rücken. Immer wenn ich dachte, ich hätte mich an sie gewöhnt, zeigten die Vampire mir ihr wahres Gesicht, und ich musste mir erneut in Erinnerung rufen, dass sie tatsächlich gänzlich andere Wesen waren. Womöglich lag der Unterschied auch in ihrem über Jahrhunderte eingeübten Verhalten: sich der Menschen ganz nach ihrem Wunsch zu bedienen; sich alles zu nehmen, was sie wollten; den Zwiespalt zu erdulden, bei Dunkelheit die mächtigsten Wesen der Welt zu sein und bei Tageslicht dennoch hilflos und verletzlich.
    »Aber wird sie auch keine bleibenden Schäden haben? Etwas, das ein Arzt beheben könnte, wenn sie sofort zu ihm ginge?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr Hals nur stark gequetscht ist. Von den Schlägen hat sie einige gebrochene Rippen, vielleicht auch ein paar lockere Zähne. Mickey hätte ihr leicht den Kiefer oder den Hals brechen können, weißt du. Wahrscheinlich wollte er, dass sie noch mit dir sprechen kann, wenn sie hier ist. Also hat er sich etwas zurückgehalten. Er hat darauf spekuliert, dass du bei ihrem Anblick in Panik gerätst und ihn hereinlässt. Allerdings konnte er nicht wissen, dass du so schnell wieder zur Vernunft kommst. Ich an seiner Stelle hätte dir zuerst deinen Mund oder deine Kehle verletzt, damit du mir die Erlaubnis, dein Haus zu betreten, nicht entziehen kannst.«
    Auf den Gedanken war ich noch gar nicht gekommen, und ich erbleichte.
    »Wahrscheinlich hatte er das auch vor, als er dir den Arm auf den Rücken drehte«, fuhr Eric unbeteiligt fort.
    Ich hatte genug gehört und drückte ihm Besen und Schaufel in die Hand. Er sah die beiden Dinge an wie antike Artefakte, deren Nutzen er nicht ergründen konnte.
    »Feg alles zusammen«, sagte ich und wischte mit einem feuchten Waschlappen das Blut und den Schmutz von meiner Freundin. Keine Ahnung, was Tara von unseren Worten mitbekam, aber ihre Augen waren geöffnet und ihr Mund geschlossen, also hörte sie vielleicht zu. Vielleicht versuchte sie aber auch nur, die Schmerzen zu ertragen.
    Versuchsweise schwang Eric den Besen und unternahm auch einen Anlauf, die Glasscherben auf die Schaufel zu fegen, während diese noch mitten im Zimmer auf dem Boden lag. Die Schaufel rutschte natürlich weg. Eric blickte finster drein.
    Endlich hatte ich mal was gefunden, das Eric überhaupt nicht beherrschte.
    »Kannst du aufstehen?«, fragte ich Tara. Sie konzentrierte sich auf mein Gesicht und nickte andeutungsweise. Ich ging in die Hocke und ergriff ihre Hände. Langsam und mit schmerzverzerrter Miene zog sie die Beine an, und dann drückte sie sich hoch, während ich sie zog. Obwohl die meisten Scherben des zerbrochenen Fensters auf dem Fußboden gelandet waren, rieselten jetzt doch etliche Splitter von Tara herab, als sie aufstand. Ich warf Eric rasch einen Blick zu, damit er begriff, dass er auch sie noch wegfegen sollte. Eric hatte einen aufsässigen Zug um den Mund.
    Ich versuchte, einen Arm um Tara zu legen und sie in mein Schlafzimmer zu bringen, doch da fuhr mir ein so stechender Schmerz in meine verletzte Schulter, dass ich zusammenzuckte. Eric warf die Schaufel aus der Hand, hob Tara mühelos hoch und legte sie auf das Sofa statt auf mein Bett. Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, und er sah

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