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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Als ich sie bemerkt hatte, deutete sie mit einem knappen Kopfnicken in Richtung der Arena zur Prüfung der Ausdauer. Verwirrt, aber gehorsam bahnte ich mir einen Weg durch die Menge. Mir war gar nicht aufgefallen, dass die Zwillinge mir gefolgt waren, bis sie jeder an einer Seite von mir Aufstellung nahmen. Christine wollte, dass ich mir hier etwas ansah, etwas... Natürlich. Sie bat mich, mein besonderes Talent einzusetzen, denn sie vermutete hier ... Betrug. Als Alcide und sein blonder Widerpart ihre Plätze in der Arena einnahmen, fiel mir auf, dass sie beide Handschuhe trugen. Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich voll und ganz auf diesen Wettkampf, was es mir unmöglich machte, noch irgendwas anderes aus ihren Gedanken herauszusieben. Blieben die beiden Werwölfe. Ich hatte noch nie versucht, die Gedanken verwandelter Geschöpfe zu lesen.
    Einigermaßen ängstlich begann ich, mich für ihre Gedanken zu öffnen. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, war diese Mixtur aus Gedankenmustern von Mensch und Hund eine echte Herausforderung. Beim ersten Versuch stellte ich bloß die gleiche starke Konzentration auf die Prüfung fest, doch dann bemerkte ich kleine Abweichungen.
    Alcide hob einen fünfzig Zentimeter langen Silberstab hoch und mich fröstelte. Als der blonde Werwolf neben ihm die Geste wiederholte, zitterte ich am ganzen Leib vor Widerwillen. Die Handschuhe waren nicht zwingend notwendig, weil die Haut eines Werwolfs in seiner menschlichen Gestalt nicht von Silber verletzt wird. In ihrer Wolfsgestalt verursacht Silber ihnen allerdings schreckliche Schmerzen.
    Furnans blonder Sekundant fuhr mit den behandschuhten Händen über den Silberstab, wie um ihn auf Fehler zu prüfen.
    Keine Ahnung, warum Silber Vampire schwächte und schließlich verbrannte und warum es auch für Werwölfe tödliche Folgen haben konnte, während es bei Elfen überhaupt nicht wirkte - Elfen ertrugen dagegen keinen länger anhaltenden Hautkontakt mit Eisen. Ich wusste nur, dass diese Dinge der Wahrheit entsprachen, und ich wusste, dass die folgende Prüfung entsetzlich anzuschauen sein würde.
    Egal, ich war ja schließlich hier, um sie zu ertragen. Irgendetwas würde passieren, das meine ganze Aufmerksamkeit verlangte. Ich konzentrierte mich noch einmal auf die kleinen Abweichungen, die ich in Patricks Gedanken wahrgenommen hatte - die in seiner Werwolfgestalt allerdings so primitiv waren, dass sie sich kaum als Gedanken qualifizierten.
    Quinn stand zwischen den beiden Sekundanten, auf seinem blanken Schädel blitzte ein Lichtstrahl. Wieder hielt er die Stoppuhr in Händen.
    »Die Kandidaten nehmen jetzt das Silber«, sagte er, und Alcide legte mit seinen behandschuhten Händen den Silberstab in das Maul seines Vaters. Der schwarze Wolf biss zu und setzte sich, so wie es auch der fahlgraue Wolf mit seinem Silberstab tat. Die beiden Sekundanten traten zurück. Jackson Herveaux heulte vor Schmerz laut auf, während Patrick Furnan kein Anzeichen der Anstrengung erkennen ließ außer ein schweres Hecheln. Als die zarte Haut seines Zahnfleischs und seiner Lippen zu qualmen und zu stinken begann, wurde Jacksons Wolfsgeheul lauter. Patricks Haut zeigte dieselben schmerzhaften Symptome, doch er blieb schweigsam.
    »Sie sind ja so tapfer«, flüsterte Claude, der entsetzt, aber ungeheuer fasziniert die Qualen beobachtete, die die beiden Werwölfe erduldeten. Es wurde immer offensichtlicher, dass der ältere Werwolf diese Prüfung nicht bestehen würde. Seine sichtbaren Anzeichen von Schmerz wuchsen von Sekunde zu Sekunde, und auch wenn Alcide sich ganz auf seinen Vater konzentrierte, um ihn mit aller Kraft zu unterstützen, wäre es jeden Moment vorbei. Es sei denn...
    »Er betrügt«, rief ich laut und deutlich und zeigte auf den grauen Wolf.
    »Kein Rudelmitglied darf das Wort ergreifen.« Quinns tiefe Stimme klang nicht wütend, nur nüchtern sachlich.
    »Ich bin kein Rudelmitglied.«
    »Sie stellen den Wettkampf in Frage?« Jetzt sah Quinn mich an. Alle Rudelmitglieder um mich herum wichen zurück, bis ich allein mit den beiden Elfen dastand, die mich ziemlich erstaunt und erschrocken ansahen.
    »Worauf Sie Gift nehmen können. Riechen Sie an den Handschuhen, die Patricks Sekundant getragen hat.«
    Der blonde Sekundant wirkte, als hätte ihn aus heiterem Himmel der Blitz getroffen. Und er wirkte sehr schuldig.
    »Lasst die Silberstäbe fallen«, befahl Quinn, und die Werwölfe gehorchten

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