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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Werwolf zu Werwolf. »Der erste Wettkämpfer ist Patrick, Werwolf dieses Rudels«, fuhr er fort. Seine Bassstimme klang so dramatisch wie ein Trommelwirbel aus weiter Ferne.
    Jetzt hatte ich es begriffen. Er war der Wettkampfrichter.
    »So hat das Los durch Werfen einer Münze entschieden. Patrick beginnt.«
    Ehe ich noch denken konnte, wie witzig es doch war, dass diese feierliche Zeremonie hier mit dem Werfen einer Münze begann, war der fahlgraue Wolf schon so schnell gestartet, dass ich ihm kaum mit den Augen folgen konnte. Er jagte eine Rampe hinauf, sprang über drei Fässer, berührte am anderen Ende wie ein Blitz den Boden, rannte eine weitere Rampe hinauf, sprang durch einen von der Decke herabhängenden Reifen (der nach seinem Sprung heftig schaukelte), landete wieder auf dem Boden und kroch auf allen vieren durch einen durchsichtigen Tunnel, der sehr eng und an manchen Stellen kurvig war. So wie die, die in Tierhandlungen für Frettchen oder Wüstenrennmäuse verkauft wurden, nur viel größer. Als er wieder aus dem Tunnel herauskam, stand der hechelnde Wolf vor einem ebenen Feld mit Kunstrasen. Hier hielt er kurz inne und besann sich, ehe er eine Pfote vorsetzte. Schritt um Schritt tastete der Wolf sich vorwärts, um die etwa zwanzig Meter dieses besonderen Tests hinter sich zu bringen. Plötzlich schoss ein Stück Kunstrasen in die Höhe. Eine Falle war zugeschnappt und hatte nur knapp einen seiner Hinterläufe verfehlt. Bestürzt jaulte der Werwolf auf und verharrte starr. Wie qualvoll musste es sein, sich derart zu beherrschen, statt sofort auf das sichere Podest zu springen, das nur noch wenige Meter entfernt lag.
    Ich zitterte, auch wenn dieser Wettkampf kaum etwas mit mir zu tun hatte. Die Anspannung unter den Werwölfen war mit Händen zu greifen. Sie schienen sich gar nicht mehr wie Menschen zu bewegen. Selbst die aufgetakelte Mrs Furnan hatte jetzt seltsam große runde Augen, die trotz all ihres Make-up nicht mehr wie die einer Frau wirkten.
    Als der graue Wolf die letzte Übung, einen Sprung aus dem Stand über eine Länge von etwa zwei Autobreiten, bestanden hatte, brach unter Patricks Anhängern ein Triumphgeheul los. Der fahlgraue Werwolf stand wohlbehalten auf dem Podest. Der Wettkampfrichter las von der Stoppuhr in seiner Hand die Zeit ab.
    »Der zweite Kandidat«, sagte der große Mann, »Jackson Herveaux, Werwolf dieses Rudels.« Die Gedanken eines der Umstehenden verrieten mir den Namen des Wettkampfrichters.
    »Quinn«, flüsterte ich Claudine zu, die die Augen aufriss. Der Name schien für sie eine Bedeutung zu haben, die ich nicht im Entferntesten erahnte.
    Nun begann für Jackson Herveaux dieselbe Prüfung seiner Geschicklichkeit, die Patrick bereits bestanden hatte. Er sprang mit viel mehr Anmut durch den aufgehängten Reifen, der sich kaum bewegte, als er hindurchschoss. Im Tunnel brauchte er meiner Meinung nach etwas länger, was er selbst wohl auch so sah, denn er lief zu eilig in das mit Fallen ausgelegte Feld - nicht sehr klug. Abrupt blieb er stehen, vielleicht hatte er dieselbe Schlussfolgerung gezogen. Er neigte den Kopf, um die Nase sorgfältiger einzusetzen, und bebte am ganzen Körper, als er seine Situation erkannte. Außerordentlich vorsichtig hob der Werwolf seine schwarzen Pfoten und setzte sie zentimeterweise vorwärts. Mit angehaltenem Atem beobachteten wir, wie er sich mit einer ganz anderen Methode vorarbeitete als sein Vorgänger. Patrick Furnan hatte große Schritte gemacht und längere Pausen eingelegt, in denen er ausgiebig schnüffelte. Jackson Herveaux bewegte sich stetig vorwärts, mit winzigen Schritten, die Nase immer am Boden und die eigenen Bewegungen exakt kontrolliert. Zum Glück kam auch Alcides Vater unverletzt durch den Parcours, ohne dass eine einzige Falle zuschnappte.
    Der schwarze Wolf konzentrierte sich auf den letzten langen Sprung und stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab. Seine Landung war alles andere als anmutig, da er mit den Hinterläufen an der Kante des Podests scharren musste, um Halt zu finden. Aber er schaffte es, und ein paar Gratulationsrufe ertönten auch für ihn in dem weiten Raum.
    »Beide Kandidaten haben die Prüfung der Geschicklichkeit bestanden«, sagte Quinn und ließ den Blick über die Menge schweifen. Als er unser seltsames Trio entdeckte - zwei große schwarzhaarige Elfen und eine viel kleinere blonde Menschenfrau -, schien er für einen Augenblick zu stutzen; doch es war schwer zu beurteilen.
    Christine

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