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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sonst jemand. »Mein Bruder und ich sind bei meiner Großmutter aufgewachsen«, fuhr ich fort. »Sie ist letztes Jahr gestorben. Mein Bruder hat das alte Haus meiner Eltern und ich das Haus meiner Großmutter.«
    »Was für ein Glück, einen Ort zum Leben zu haben.«
    Im Profil wirkte seine gebogene Nase wie eine elegante Miniatur. Ob es ihm wohl etwas ausmachte, dass die Menschen im Lauf der Jahrhunderte immer größer wurden, während er stets derselbe blieb, fragte ich mich.
    »Oh ja. Ich habe sehr viel Glück. Ich habe einen Job, ich habe meinen Bruder, ich habe ein Haus, ich habe Freunde. Und ich bin gesund.«
    Er drehte sich herum, um mir direkt ins Gesicht zu sehen, glaube ich, aber ich überholte gerade einen verbeulten Ford Pick-up und konnte seinen Blick nicht erwidern. »Interessant. Entschuldige, aber durch Pam hatte ich den Eindruck gewonnen, dass du irgendeine Art Behinderung hast.«
    »Oh, nun, tja.«
    »Und das wäre...? Du siehst sehr, äh, robust aus.«
    »Ich bin telepathisch veranlagt.«
    Darüber grübelte er kurz. »Und was bedeutet das?«
    »Ich kann die Gedanken anderer Menschen lesen.«
    »Aber die von Vampiren nicht.«
    »Nein, die von Vampiren nicht.«
    »Sehr gut.«
    »Ja, finde ich auch.« Wenn ich die Gedanken von Vampiren lesen könnte, wäre ich schon sehr lange tot. Vampire schätzen ihre Privatsphäre.
    »Hast du Chow gekannt?«, fragte er.
    »Ja.« Jetzt war ich kurz angebunden.
    »Und Long Shadow?«
    »Ja.«
    »Als der neueste Barkeeper des Fangtasia interessiere ich mich natürlich sehr für ihren Tod.«
    Verständlich, aber ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. »Okay«, sagte ich vorsichtig.
    »Warst du dabei, als Chow noch einmal starb?« Auf diese Weise sprachen einige Vampire vom endgültigen Tod.
    »Ahm... ja.«
    »Und bei Long Shadow?«
    »Nun... ja.«
    »Mich würde interessieren, was du dazu zu sagen hast.«
    »Chow starb im sogenannten Hexenkrieg. Long Shadow hatte versucht, mich zu töten, ehe Eric ihn pfählte, weil er Geld unterschlagen hatte.«
    »Bist du sicher, dass Eric ihn deshalb pfählte? Wegen Unterschlagung?«
    »Ich war dort. Ich muss es wissen. Thema beendet.«
    »Dein Leben ist wohl ziemlich kompliziert, nehme ich an«, sagte Charles nach einer Weile.
    »Ja.«
    »Wo werde ich die Stunden des Tageslichts verbringen?«
    »Mein Boss hat eine Unterkunft für dich.«
    »In dieser Bar gibt's eine Menge Schwierigkeiten, nicht?«
    »Erst seit kurzem.« Ich zögerte.
    »Wird euer Rausschmeißer mit den Gestaltwandlern nicht fertig?«
    »Unser Rausschmeißer ist der Besitzer, Sam Merlotte. Und selbst ein Gestaltwandler. Im Moment allerdings ein Gestaltwandler mit verletztem Bein. Es wurde auf ihn geschossen. Und er ist nicht der Einzige.«
    Das schien den Vampir nicht zu erstaunen. »Wie viele?«
    »Drei, von denen ich weiß. Ein Werpanther namens Calvin Norris, der es überlebt hat, und eine Gestaltwandlerin namens Heather Kinman, die tot ist. Sie wurde bei Sonic erschossen. Weißt du, was Sonic ist?« Vampire beachteten Fastfood-Restaurants meist gar nicht, weil sie nichts aßen. (Hey, wie viele Blutbanken könnt ihr denn auf Anhieb nennen?)
    Charles nickte, sein lockiges, kastanienbraunes Haar wippte auf den Schultern. »Dort essen die Leute in ihren Autos, oder?«
    »Ja, stimmt«, sagte ich. »Heather hat bei einer Freundin im Auto gesessen und sich mit ihr unterhalten. Dann ist sie ausgestiegen, um zu ihrem eigenen Auto ein paar Parkplätze weiter zu gehen. Der Schuss kam von der anderen Straßenseite. Sie hatte einen Milchshake in der Hand.« Das geschmolzene Schokoladeneis hatte sich auf dem Pflaster mit ihrem Blut vermischt. Ich hatte es in Andy Bellefleurs Gedanken gesehen. »Es war spätabends, und alle Geschäfte auf der anderen Straßenseite hatten schon seit Stunden geschlossen. So konnte der Schütze entkommen.«
    »Ist es jedes Mal nachts passiert?«
    »Ja.«
    »Ob das wohl etwas zu bedeuten hat?«
    »Könnte sein. Aber vielleicht ist es nachts auch bloß einfacher, sich zu verbergen.«
    Charles nickte.
    »Seit Sam angeschossen wurde, macht sich unter den Gestaltwandlern Angst breit. Es ist kaum anzunehmen, dass es sich um drei Zufälle handelt. Und normale Menschen machen sich Sorgen, weil ihrer Ansicht nach wahllos drei Leute angeschossen wurden, die nichts miteinander gemein haben und auch keine Feinde. Und da jeder angespannt ist, gibt's mehr Streitereien in der Bar.«
    »Rausschmeißer war ich vorher noch nie«, sagte Charles im

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