Vampire bevorzugt
Abstellkammer ist ein bisschen zu vollgestopft. Du hast doch einen lichtundurchlässigen Platz für Vampire, stimmt's?«
»Du hast nicht gefragt, ob mir das recht ist.«
»Lehnst du ab, es zu tun?«
»Ja! Ich unterhalte doch kein Vampir-Hotel!«
»Aber du arbeitest für mich, und er arbeitet für mich...«
»Nichts da. Würdest du etwa auch Arlene oder Holly bitten, ihn aufzunehmen?«
Sam wirkte fast noch erstaunter. »Nun, nein, aber das liegt daran, dass -« Er hielt inne.
»Na, fällt dir nichts mehr ein, um den Satz zu beenden?«, fragte ich bissig. »Okay, mein Freund, ich bin jetzt weg. Ich habe einen ganzen Abend damit verbracht, deinetwegen eine demütigende Situation zu ertragen. Und was kriege ich? Nicht mal ein verdammtes Danke!«
Wütend stampfte ich aus dem Wohnwagen. Ich knallte die Tür nicht zu, weil ich nicht kindisch wirken wollte. Erwachsene knallen einfach nicht mit Türen. Und sie jammern auch nicht. Okay, sie stampfen vielleicht auch nicht wütend in der Gegend herum. Aber ich hatte nur die Wahl gehabt zwischen einem Abgang nach einer energischen Äußerung und einer
Ohrfeige für Sam. Eigentlich war Sam mir einer der liebsten Menschen auf der Welt, aber heute Abend ... nicht.
An den kommenden drei Tagen sollte ich Frühschicht machen - so ganz sicher, ob ich überhaupt noch einen Job hatte, war ich allerdings nicht. Als ich am nächsten Morgen um elf zum Merlotte's kam und in meinem hässlichen, aber praktischen Wettercape durch den strömenden Regen zum Angestellteneingang flitzte, war ich schon ziemlich überzeugt, dass Sam mir meinen letzten Gehaltsscheck aushändigen und mich rausschmeißen würde. Aber er war gar nicht da. Einen Moment lang empfand ich etwas, das sich nur als Enttäuschung bezeichnen lässt. Wahrscheinlich hatte ich einfach erneut Streit gesucht, ziemlich merkwürdig das Ganze.
Für Sam war wieder Terry Bellefleur da, und Terry hatte einen schlechten Tag. Es war keine gute Idee, ihm Fragen zu stellen oder mit ihm über das absolut Notwendige der Bestellungen hinaus reden zu wollen.
Terry hasste Regenwetter geradezu, das wusste ich, und er mochte auch Sheriff Bud Dearborn nicht. Ich kannte weder die Gründe für die eine noch für die andere Abneigung. Und heute schlugen graue Regenschleier gegen Wände und Dächer, und drüben auf der Raucherseite redete Bud Dearborn in belehrendem Tonfall auf fünf seiner Kumpel ein. Arlene fing meinen Blick auf und weitete die Augen, um mich zu warnen.
Obwohl Terry blass war und schwitzte, zog er den Reißverschluss seiner hellen Jacke hoch, die er oft über dem Merlotte's-Shirt trug. Ich bemerkte, dass seine Hände beim Bierzapfen zitterten, und fragte mich, ob er wohl bis zum Abend durchhalten würde.
Wenigstens waren nur wenige Gäste da, falls doch etwas schief gehen sollte. Arlene begrüßte ein Ehepaar, das gerade hereinkam, Freunde von ihr. Der Bereich, in dem ich bediente, war fast leer, abgesehen von meinem Bruder Jason und seinem Freund Hoyt.
Hoyt war Jasons Gefährte. Wenn sie nicht beide ausgesprochen heterosexuell gewesen wären, hätte ich sofort vorgeschlagen, dass sie heiraten sollten. Sie ergänzten sich einfach so gut. Hoyt liebte Witze, und Jason erzählte zu gern welche. Hoyt wusste absolut nicht, wie er seine Freizeit totschlagen sollte, und Jason hatte immer irgendeine Idee. Hoyts Mutter war ein bisschen überschwänglich, und Jason war Waise. Hoyt stand mit beiden Beinen fest im Hier und Jetzt und hatte ein untrügliches Gespür dafür, was die Gesellschaft tolerieren würde und was nicht. Das Gespür fehlte Jason.
Ich dachte an das große Geheimnis, das Jason nun hatte, und fragte mich, ob er versucht war, es mit Hoyt zu teilen.
»Wie geht's, Schwesterherz?«, fragte Jason. Er hob sein Glas, weil er noch ein Dr Pepper wollte. Jason trank erst Alkohol, wenn sein Arbeitstag beendet war. Ein großer Pluspunkt.
»Gut, Brüderchen. Möchtest du auch noch was, Hoyt?«
»Ja, bitte, Sookie. Eistee«, sagte Hoyt.
Kurz darauf kam ich mit ihren Getränken zurück. Terry blickte mich zornig an, als ich hinter den Bartresen ging, sagte aber kein Wort. So einen Blick kann ich gut ignorieren.
»Sook, willst du heute Nachmittag nach der Arbeit mit mir ins Krankenhaus nach Grainger fahren?«, fragte Jason.
»Oh, ja, klar«, erwiderte ich. Calvin war immer freundlich zu mir gewesen.
»Ganz schön verrückt«, sagte Hoyt, »diese Schüsse auf Sam, Calvin und Heather. Was denkst du darüber, Sookie?« Hoyt ist
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